Kartellärger wegen Microsofts kostenlosem Antivirus

Zwei Anbieter von Sicherheitslösungen stoßen sich an Microsofts Sicherheitslösung auf den PCs von Anwendern. Die kostenlose Antivirenlösung werde über Windows Update auf PCs aufgespielt.

Die Lösung ‘Security Essentials’ verbreitet Microsoft in den USA seit dem ersten November über Microsoft Update Service als optionalen Download, seit dem 19. Oktober steht die Gratis-Antivirensoftware für die Nutzer in Großbritannien bereit. Der Download dieser Software wird jedoch nur denjenigen Nutzern angeboten, die keine entsprechende Lösung installiert haben. Festgestellt wird das über das Microsoft Action Center.

“Trotz der hohen Verfügbarkeit von Antivirenlösungen, entdecken wir bei Privatanwendern und in kleineren Betrieben noch immer ungeschützte PCs”, so Microsoft in einer Mitteilung an den Branchendienst CNET. Mit dem Angebot wolle Microsoft es den Anwendern erleichtern, einen Schutz zu installieren, ohne dabei das Web nach entsprechenden Angeboten durchforsten zu müssen.

Zunächst mag man nichts daran verwerflich finden, wenn sich Microsoft um die Sicherheit der Anwender sorgt. Doch Konkurrenten sehen das mit anderen Augen. Trend Micro und Panda Security werfen Microsoft damit wettbewerbsfeindliches Verhalten vor. Microsoft missbrauche den Update-Service, um millionenfach die eigene Antivirensoftware auf den Rechnern der Nutzer zu installieren.

“Das wird, vor allem in Europa, offizielle Schritt nach sich ziehen”, so Juan Santana gegenüber CNET. Man werde die Situation beobachten, erklärte er weiter, ohne jedoch bereits offiziell eine Beschwerde in Brüssel anzukündigen.

“Windows Update zu kommerzialisieren und damit andere Software-Anwendungen zu verteilen, wirft die Frage nach unfairem Wettbewerb auf”, so Carol Carpenter, General Manager, für Consumer und Small Business bei Trend Micro in einem Interview. Schließlich könnten sich die Anwender ja nicht für oder gegen Windows Update entscheiden.

In Europa ist man in dieser Frage nach wie vor sehr dünnhäutig, wenn es um die Bündelung von Programmen mit dem Betriebssystem geht. Und genau das werfen Trend Micro und Panda Microsoft vor.

Daneben hat Panda aber noch weitere Kritikpunkte, wie zum Beispiel Pedro Bustamante, Sicherheitsforscher bei dem spanischen Hersteller in einem Blog erklärte. Microsofts Antivirenprodukt sei anderen kostenlosen Programmen unterlegen, weil es keine mehrschichtige Sicherheit biete, wie zum Beispiel Web-Filterung und verhaltensbasierte Filter. Auch die weltweite Sicherheitslage ändere sich durch diese Installationen nur geringfügig, weil Microsoft die Updates auf lizenzierte PCs beschränkt. Millionen PCs verfügten jedoch nicht über eine gültige Lizenz.
Zudem heble diese Monokultur der Sicherheitssoftware zusätzlich den Schutz aus. Denn wenn ein Hacker einen Weg findet, das AV-Programm zu überlisten, stünden ihm gleich Millionen von Rechnern offen.

“Microsoft sollte das gesamte Portfolio von kostenlosen und ausgereiften Sicherheitsalternativen und auch kostenlose Testversionen von kostenpflichtigen Sicherheits-Suiten anbieten, so dass die Anwender aus Windows Update und Optional Windows auswählen können”, erklärte Bustamante.

Don Retallack, Analyst bei Directions on Microsoft sieht hingegen den freien Wettbewerb nicht gefährdet. “Andere Sicherheitsanbieter haben deutlich mehr Tools als Security Essentials. Es gibt genügend Raum für andere Hersteller und sie werden nicht aus dem Markt gedrängt.”

John Pescatore sieht zumindest Konfliktpotential und hält Microsofts Schritt für heikel: “Microsoft wäre besser beraten, den Menschen zu helfen, irgendeine Software zu installieren, die derzeit verfügbar ist. Ich glaube Panda und Trend Micro würden da auch gerne mitmachen.”

Microsoft verbreitet den PC-Basisschutz Security Essentials als kostenlosen Download über die Betriebssystem-Funktion Windows Update. Quelle: Microsoft
Microsoft verbreitet den PC-Basisschutz Security Essentials als kostenlosen Download über die Betriebssystem-Funktion Windows Update. Quelle: Microsoft