Croudsourcing für die Kameraüberwachung

Heute geht natürlich ohne Web 2.0 nichts mehr. Und das hat auch Internet Eyes aus Großbritannien begriffen. Für eine kleine Gebühr kann man sich in eine Überwachungskamera in einem Geschäft einklinken. Wird man dann Zeuge eines Diebstahls, kann man den Ladenbesitzer alarmieren.

Natürlich gibt es auch ein Rating-System: Wer am seltensten einen falschen Alarm gibt, kann sogar bis zu 1000 Pfund gewinnen. Wer jetzt nicht zu den Überwachungsüberfliegern gehört, der bekommt sogar einen kleinen Lohn ausgezahlt. Und ja, es ist in den meisten Fällen wohl weniger, als vorher bezahlt wurde.

Entwickeln wir uns jetzt wieder zu einem Volk, das nichts anderes mehr zustande bringt, als sich gegenseitig auf die Finger zu schauen? Die Menschenrechtsorganisation Privacy International lehnt das System übrigens, aus genau diesem Grund ab, weil nämlich dadurch eine Kultur des ‘Hinsehens’, sprich der gegenseitigen Überwachung, gefördert werde.

Es müssen voyeuristische Motive sein, die die Anwender von Internet Eyes anstachelt, sich stundenlang Videos von langen Regalen anzusehen. Und so glaubt auch Security-Experte Bruce Schneier nicht an das Konzept. Die ‘Viewer’ würden vermutlich, völlig gelangweilt, lieber abwarten und sehen was passiert, wenn gerade eine Schachtel unter einem Mantel verschwindet.

Aus den gleichen Gründen, Langeweile und wenig Anreize, einen guten Job zu machen, ist auch das Crowdsourcing-Projekt der Grenzbeamten, der Virtual Border Control, im mexikanischen Grenzgebiet gescheitert. Vergangenes Jahr ging das Geld aus, das könnte auch an den vielen, und dann meist sehr teuren falschen Alarmierungen gelegen haben.

Schneier glaubt, dass solche Projekte nur in einem sehr engen Rahmen möglich sind. US HomeGuard zum Beispiel sei eine gelungene Implementierung gewesen. Dabei wurden den Teilnehmern Fotos von Gebieten gezeigt, in denen sich einfach niemand aufhalten darf. Dabei wurden auch immer wieder zum Test Aufnahmen mit bekannten Inhalten gezeigt. Die Beobachter mussten dann sagen, ob sich hier ein Mensch oder ein anderes Objekt in einer Zone aufhielt. So konnte die Aufmerksamkeit der Beobachter automatisiert getestet werden. Zudem wurden Aufnahmen mehrfach den Beobachtern vorgelegt, damit sich die Beobachter gegenseitig kontrollieren. Aber auch HomeGuard hat es nicht in die Gewinnzone geschafft und ist heute Teil der Geschichte.


Noch langweiliger als Big Brother. Live-Überwachungen bei InternetEyes. Die finanziellen Anreize für die ‘Viewer’ sind eher mäßig. Quelle: Internet Eyes
Silicon-Redaktion

Recent Posts

Studie: Rund ein Drittel der APIs sind ungeschützt

Angriffe auf APIs und Webanwendungen sind zwischen Januar 2023 und Juni 2024 von knapp 14…

2 Stunden ago

Universitätsmedizin Essen setzt für E-Mail-Sicherheit auf NoSpamProxy

Mit täglich über 45.000 eingehenden E-Mails ist die IT-Abteilung des Klinikums durch Anhänge und raffinierte…

2 Stunden ago

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

2 Tagen ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

3 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

4 Tagen ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

4 Tagen ago