Was Zuckerberg am Montagabend präsentierte ist im Wesentlichen ein Universal-Kommunikationsdienst, der alle Informationskanäle verschmilzt: E-Mail, SMS, Instant Messaging, Facebook-Postings, Chat-Nachrichten. Jeder Nutzer könne nun zwar auf Wunsch eine Adresse mit der Endung “@facebook.com” erhalten, sagt der Facebook-Gründer. Das neue System gehe aber über das Prinzip der elektronischen Post hinaus.
Wird den Nutzern eine Nachricht an ihre Facebook-Adresse geschickt, können sie entscheiden, über welchen der jeweiligen Kanäle sie antworten. Und wie eine abgeschickte Nachricht den Empfänger erreicht, entscheiden die verfügbare Technik und deren Voreinstellungen. Der Schreiber soll sich darüber keine Gedanken mehr machen müssen. Dahinter steckt das Prinzip der Universal Inbox – die Idee des universellen Postfachs haben in der Vergangenheit auch schon andere verfolgt. Bislang hat sie sich nicht durchgesetzt.
Zuckerberg ist dennoch vom Potential des Facebook-Angebots überzeugt: “Unsere Nachrichten-Inbox nutzen bereits 350 Millionen Mitglieder. Täglich schreiben sie vier Milliarden persönliche Mails”, sagte Zuckerberg. Bisher konnten Nutzer über die Nachrichtenbox nur innerhalb des Netzwerkes Nachrichten versenden.
Über den neuen Service können Mitglieder künftig nun über eine eigene Facebook-E-Mail-Adresse auch Mailadressen außerhalb des Netzwerkes anschreiben. Aus Zuckerbergs Mund klingt das allerdings so, als sei das eher Nebensache. E-Mails seien als Form der Kommunikation “zu langsam”, “zu formell” und mit ihrer Struktur der Antwort auf Antwort “zu archaisch”.
Weltweit verzeichneten E-Mail-Dienste nach Angaben der US-Marktforscher von Comscore im September rund 844 Millionen Besucher. Das E-Mail-Angebot der Internetfirmen ist für die meisten Nutzer ein Anreiz, eine Website tagtäglich aufzusuchen. Klar ist, wen Facebook mit dem neuen Angebot im Visier hat: Hotmail, Yahoo und Google Mail.
Es ist sicher kein Zufall, dass Google, Yahoo und AOL ihre Angebote unmittelbar vor der Facebook-Ankündigung generalüberholt und Funktionen hinzugefügt haben, um sich gegen den verschärften Wettbewerb zu wappnen. So testet Yahoo derzeit ein E-Mail-Postfach, das es Nutzern erlaubt, Kurzmeldungen zu verfassen und diese mit Facebook zu verknüpfen. Internetpionier AOL will einen ähnlichen Weg gehen. Erst am Sonntag teilte das Unternehmen mit, das hauseigene E-Mail-Angebot erneuern zu wollen.
Tatsächlich gehen Analysten davon aus, dass besonders AOL und Yahoo unter dem neuen Facebook-Angebot leiden werden. Ihr Argument: Google Mail sei zwar eines der wichtigsten Produkte von Google, allerdings suchten die meisten Nutzer die Website des Unternehmens ohnehin wegen der Suchmaschine auf.
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