Web-Erfinder: Facebook, iTunes und Co gefährden das Web

Die Gefahren für das freie Internet gingen nach Meinung von Berners-Lee von drei Gruppen aus: Regierungen, die das Nutzungsverhalten ihrer Bürger überwachen. Daneben Provider, die Anbieter gegen Geld bevorzugen und zuletzt soziale Netze, die Informationen über ihre Anwender massenhaft Informationen horten.

Facebook, LinkedIn und Friendster seien lediglich so wertvoll, wie die Daten die darauf hinterlegt werden. Geburtstag, E-Mail-Adresse, Interessen und Verknüpfungen, die aufzeigen, wer mit wem befreundet ist oder welche Personen auf einem Foto zu sehen sind. “Diese Sites stellen aus den Daten brillante Datenbanken zusammen und verwenden die Informationen, um Werbeeinnahmen zu erzielen – aber nur innerhalb ihrer Site”, schreibt Berners-Lee.

Wer seine Daten bei einem Dienst eingebe, habe keine Möglichkeit, sie auch für einen anderen zu verwenden. “Jede Site ist ein Bunker, abgeschottet von den anderen. Ja, die einzelnen Webseiten Ihrer Site sind im Netz, aber Ihre Daten sind es nicht.”

Das Problem sei, dass einzelne Daten keinen Uniform Resource Identifier (URI) besitzen. Verbindungen zwischen Informationen bestünden deshalb nur innerhalb eines sozialen Portals. Dieses bilde dann die zentrale Plattform – “ein geschlossener Speicher von Inhalten, der Ihnen nicht die volle Kontrolle über Ihre Daten gibt. Je stärker so eine Form der Architektur genutzt wird, desto fragmentierter wird das Web und desto weniger haben wir einen einzigen, universalen Informationsraum zur Verfügung.” Die größte Gefahr ist Berners-Lee zufolge die Monopolisierung eines Social Network, einer Suchmaschine oder eines Browsers.

Berners-Lee nennt aber auch positive Beispiele: “GnuSocial und Diaspora sind Projekte im Netz, die es jedem erlauben, sein eigenes soziales Netz vom eigenen Server aus zu starten und es mit jedem und jeder beliebigen Site zu verbinden.”

Offene Standards seien der notwendige Motor für Innovation. Dabei beschränke sich der Begriff nicht auf gebührenfreie Webtechnologien. “Offenheit bedeutet auch, dass man eine eigene Website oder ein eigenes Unternehmen gründen kann, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen”, schreibt Berners-Lee.

Als Negativbeispiel nennt er Apples iTunes. “Das iTunes-System identifiziert Songs und Videos per URI, die offen sind, aber an Stelle von ‘http:’ beginnt die Adresse mit ‘itunes’ – einem proprietären Format.” Man könne in der iTunes-Welt keine Informationen verlinken und auch keine Links an Dritte verschicken. “Sie befinden sich dann nicht mehr im Netz. Die iTunes-Welt ist zentralisiert und abgeschottet. Trotz der großartigen Möglichkeiten des Marktplatzes ist seine Entwicklung auf das beschränkt, was ein einzelnes Unternehmen anbietet.”

Die Freiheit des Web gewährleiste einen der wichtigsten Grundsäulen des freien Informationsflusses aber auch des freien Wirtschaftens und daher müsse die Freiheit des Web es genau so verteidigt werden, wie die Demokratie.

Silicon-Redaktion

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