Dritter Deutscher IT-Sicherheitspreis verliehen

Der mit 100.000 Euro dotierte erste Platz ging an Professor Dr. Christoph Paar, Professor Dr. Gregor Leander und Dr. Axel Poschmann. Sie entwickelten die Chiffre ‘Present’ – ein kleines Verschlüsselungsprogramm für Anwendungen wie RFID-Etiketten, medizinische Implantate oder Autoschlüssel. Das Design des Programms zeichnet sich durch extreme Hardware-Effizienz aus und sei, nicht zuletzt wegen seiner größtmöglichen Einfachheit, nur drei Jahre nach seiner Veröffentlichung zur meist beachteten modernen Chiffre geworden, hieß es. Momentan werde Present von der ISO standardisiert. Eine große kommerzielle Verbreitung in den nächsten Jahren erscheine sehr wahrscheinlich.

Den zweiten Platz (60.000 Euro) errangen Professor Dr. Ahmad-Reza Sadeghi, Lucas Davi und Marcel Winandy. Sie entwickelten einen Schutz gegen sogenannte ROP-Attacken (Return-Oriented Programming). Obwohl in den meisten Betriebssystemen eine Reihe von Sicherheitstechniken im Einsatz sind, können sie einer neuen Klasse von Angriffen nichts entgegensetzen: ROP-Attacken kommen ohne Codeveränderung aus. Sie schleusen keinen Schadcode ein, sondern nutzen den Code der installierten Software, um beliebiges Schadverhalten darauf auszuführen.


Preisträger v.l.: Günter Schäfer, Michael Roßberg, Marcel Winandy, Ahmad-Reza Sadeghi, Horst Görtz, Lucas Davi, Gregor Leander, Christof Paar. Foto: Marion Nelle

‘ROPdefender’ ist nach Angaben der Horst Görtz Stiftung das erste Tool, das ROP-Angriffe auf Intel-x86-Architekturen verhindern kann – ohne Zusatzinformationen der installierten Software wie Quellcode- oder Debugging-Informationen zu benötigen. Die Prototyp-Implementierung unterstützt Windows und Linux und soll bis zur Marktreife in ein ‘Control Flow Integrity Framework’ integriert werden, das auch auf eingebetteten Systemen wie Smartphones zum Einsatz kommen soll.

Den dritten Preis (40.000 Euro) erhielten Michael Roßberg und Professor Dr.-Ing. Günter Schäfer. Sie entwickelten eine Methode, um virtuelle private Netzwerke (VPN) sicherer zu machen. Die Einrichtung großer, dynamischer und/oder verschachtelter VPN-Infrastrukturen ist bisher nur mit großem Aufwand realisierbar und dabei oft von einigen wenigen zentralen Systemen abhängig. Daher entwickelten Forscher den Ansatz ‘Secure OverLay for IPsec Discovery’ (SOLID).

Nach Angaben der Stiftung vereinfacht der Ansatz die Einrichtung solcher Infrastrukturen und realisiert sie vollständig dezentral. Im Vergleich zu bisherigen Systemen würden Anforderungen wie die Unterstützung privater IP-Adressbereiche und beliebiger Schachtelungstiefen erfüllt. Die Sicherheit des kryptographischen IPsec-Protokolls werde nicht geschwächt und Maßnahmen zum Schutz gegen Sabotage und kompromittierte VPN-Knoten ergriffen – so dass mit SOLID eingerichtete und betriebene Infrastrukturen sicherer seien als die herkömmlichen.

Silicon-Redaktion

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