Der Ex-Compaq-Chef Michael Capellas, der CEO der Commerce One Bank und der CEO der US-Farmers-Versicherung haben alle etwas gemeinsam: Sie gehören zu der kleinen Gruppe, die bei einem großen Unternehmen den Sprung vom CIO-Stuhl auf die oberste Führungsspitze geschafft haben. Während das vor zehn Jahren noch eine absolute Ausnahme war, so mehren sich die Zeichen, dass schon bald immer mehr CIOs diesen Sprung schaffen werden.
Laut den Analysten von Gartner werden die CIOs schon bald nicht mehr an den Finanzchef berichten, da Kostenkontrolle zweitrangig hinter Umsatzsteigerung sei. Und folglich würde auch der Griff nach dem obersten Chefsessel für die IT-Chefs schon bald in Reichweite sein. “Rund 50 bis 100 CIOs werden noch in diesem Jahrzehnt den CEO-Stuhl eines Global-2000-Unternehmens übernehmen”, prophezeit bereits Gartner-Analyst Dale Kutnick.
Auch bei den Headhuntern wird dieser Trend beobachtet. “Bei kleineren und mittleren Unternehmen gibt es schon seit einigen Jahren viele CIOs, die den Sprung an die Unternehmensspitze geschafft haben und neuerdings setzt sich dieser Trend bei den Großunternehmen fort”, sagt Cathy Holley, Partnerin bei der Personalberatung Boyden.
Sie und Gartner sehen diese Entwicklung vor allem bei den Unternehmen, die im hohen Maße von der IT abhängig sind. “Bei IT-intensiven Unternehmen haben die CIOs den besten Gesamtüberblick und sie wissen genau, mit welchen Technologien die anstehenden Aufgaben am besten gelöst werden können”, lautet die Erklärung von Holley über das steigende Interesse der Aufsichtsräte an den neuen CIOs. Auch die Erfahrungen beim Managen des IT-Budgets spielen eine bedeutende Rolle. “Erfolgreiche IT-Leiter haben bewiesen, dass sie sehr gut haushalten können – in guten wie in schlechten Zeiten”, so Holley.
Und auch unterhalb der CIO/CEO-Ebene gibt es deutliche Verschiebungen von der Technologie- zur Business-Verantwortung. “IT-Manager übernehmen in vielen großen Unternehmen zunehmend direkte Business-Verantwortung und das wird in den kommenden Jahren erhebliche Auswirkungen auf die gesamten Führungsstrukturen haben”, sagte Gartners CEO Gene Hall auf dem Gartner-Symposium in Orlando. Eine der Konsequenzen daraus sei unter anderem auch die Entlohnung der IT-Chefs. “Bis 2015 werden die meisten IT-Chef der Großunternehmen danach entlohnt, wie viel zusätzlichen Umsatz sie mittels IT kreieren konnten”, erläutert Gartners Research-Chef Peter Sondergaard den neuen Trend.
Wer in der IT-Abteilung als Fachexperte die Unternehmensspitze im Auge hat, muss sich schon sehr früh darauf vorbereiten. “Viele IT-Mitarbeiter können sehr gute Projektpläne erstellen und diese auch gut umsetzen – doch häufig versagen sie, sobald es in der Hierarchie eine Stufe nach oben geht”, sagt Michael Whitmer, Global CIO und Vice President of Operations bei der internationalen Beratungsgesellschaft Hudson. Seiner Einschätzung nach liegt es daran, dass die IT-Experten sich zu sehr auf ihre Fach- und Sachkenntnisse stützen und darüber die Softskills, wie Kommunikation, Kooperation und abteilungsübergreifende Abstimmungen vernachlässigen.
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