Schwarmintelligenz für Innovationsstandort Deutschland

Die Angst vor dem sozialen Abstieg überlagert hierzulande den Mut, etwas grundlegend zu verändern und zu verbessern. Sorgen bereitet vielen Menschen nicht nur der demographische Wandel und die Überalterung der Gesellschaft, sondern auch die wachsende Konkurrenz durch aufstrebende Wirtschaftsnationen wie China, Indien oder Brasilien.

Was aus diesem globalen Szenario folgt, dieser Frage widmete sich ein Expertenforum auf der diesjährigen Cisco Expo in Berlin. “Das Denken in Hierarchie, Status und Ängsten, etwas vom Wohlstandskuchen zu verlieren, muss einem lateralen, vernetzten Denken in- und außerhalb des Unternehmens Platz machen”, sagt etwa Martin Ertl, CIO beim Schienenfahrzeughersteller Bombardier Transportation.


v.l.: Bombardier-CIO Martin Ertl, McKinsey-Berater Boris Maurer und Cisco-Deutschlandchef Carlo Wolf.
Foto: Lothar Lochmaier/silicon.de

Letztlich käme es unter dem Strich künftig “nur” darauf an, ob jemand etwas Produktives am Arbeitsplatz beitrage oder eben nicht. Eine mögliche Lösung sieht Ertl im Grundprinzip der Kollaboration, sprich der vernetzten Zusammenarbeit, statt einer hierarchischen Befehlsstruktur. Andere Länder seien in der Umsetzung jedoch “hungriger” – und wiesen dadurch eine deutlich höhere gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovationsdynamik auf, so Ertl weiter.

Die Zeit der – im übertragenen Sinne – einsam im Hinterzimmer agierenden Universalgenies sahen die Teilnehmer jedenfalls unisono für beendet an. Kurzum: Künftig definierten die am besten vernetzten Innovatoren auch die leistungsfähigsten Produkte, ist der Bombardier-CIO überzeugt.

Deutschland sei zwar ein evolutionärer Innovations-Weltmeister, ergänzte Unternehmens- und Innovationsberater Boris Maurer: “Wir müssen aber die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir in Zukunft der Lieferant der besten kommerziellen Lösungen für die großen Fragen moderner Gesellschaften werden.” Das klang indes noch etwas vage.

Der Experte hat sich unter anderem als Autor der McKinsey-Studie Berlin 2020 einen Namen gemacht. Boris Maurer: “Wir benötigen den Geist der Revolution statt einer weiterhin vorsichtigen Evolution.” Eine Art von Aufbruchsstimmung solle sich neben dem Staat auf die Kernbereiche Gesundheit, Bildung, Städteplanung erstrecken, sowie eine produktiv organisierte Ernährung und nachhaltige Energieversorgung erfassen.

Wirklich neu ist das bislang Gesagte freilich kaum. Kritiker würden sogar einwenden, die deutsche Innovationsmaschinerie laufe wie geschmiert. Die Wirtschaft boomt durch den florierenden Export mehr denn je, insofern scheinen derart akademische Haarspaltereien zwischen Evolution oder Revolution überflüssig zu sein.

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Silicon-Redaktion

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