Man muss sie sich also rein logisch erschließen. Aber das geht. So ist es etwa evident, dass Googles Adsense-Geschäft von Amsterdam aus gesteuert wird. Anders ist das gar nicht denkbar.
Dort sitzt in einem Coffee-Shop das gesamte Management, raucht, was man dort nur rauchen darf, also keinen Tabak, kichert und schaltet Werbebanner. Am Wochenende muss der Stoff mal wieder besonders gut gewesen sein.
Bild.de hatte unter der Überschrift “Kim Jong Dumm” vermeldet, dass der nordkoreanische Diktatorenspross auf seinem Schweizer Internat den Schulabschluss nicht schaffte. Google packte die Anzeige einer Göttinger Pädagogin dazu, die “Hilfe bei Lernblockaden” verspricht, und Werbung für “Billigflüge nach Nordkorea”. Letzteres zeigt, wie verheerend Drogenmissbrauch sich doch auswirken kann.
Trotzdem möchte man sich manchmal schon dazusetzen – mit der in Bayern gebräuchlichen Droge, einer gut eingeschenkten Halben, Brown Sugar, wie’s die Rolling Stones so treffend formulieren würden – und ein bisschen mitklicken. Denn gelegentlich scheinen die Adsenser völlig zugedröhnt zu sein.
So meldete – auch am Wochenende – eine Internet-Publikation, dass Microsoft nächstes Jahr “Street Side” nach Europa bringen will. Beim ansonsten meist deutlich quickeren Konkurrenten heißt der entsprechende Dienst “… View”. Aber dessen Adsense-Abteilung fiel kein Banner ein, den sie dazu hätte schalten können.
Dabei hat der letzte Generalsekretär der KPdSU, Michael Gorbatschow, doch so viele Bücher geschrieben, die verkauft werden wollen. Und einen berühmten Satz hat er auch gesagt über jene, die das Leben bestraft. Der geht bei Microsoft doch immer. Schließlich ist das Leben ja hart, aber gerecht.
Am Montag dann der neue Spiegel: Seit Wochen auf Platz 1 der Bestseller-Liste rangiert das Buch von Thilo Sarrazin, auf Platz 2 Keith Richards. Beides sind alte Männer. Und ehrenwert ist ein alter Mann dann, wenn er mit Anstand ergraut ist und Dummheiten nur in seiner Jugend und im Rausch von sich gegeben hat.
Kann es also einen geeigneteren Ort geben, um für “Change Management” zu werben, als die Spiegel-Bestseller-Liste? Aber: Fehlanzeige! – In Googles anderer Werbeabteilung ist “Change Management” ein hochbezahltes Adword. Allerdings die Adwords denken sich die Kunden des Konzerns selbst aus und nicht dessen Amsterdamer Adsense-Manager.
Wikileaks sorgte am gleichen Tag für Schlagzeilen. Bei Günther Oettinger, so enthüllte die Plattform, handele es sich um einen “schwachen Redner” und bei Dirk Niebel – der Spiegel bildet ihn mit Feldwebe-Käppi, blauer Sonnenbrille und Donald-Duck-Grinsen ab – um eine “schräge Wahl”. Es ist einem unverständlich, weshalb Julian Assange jetzt in Australien ausgerechnet wegen Geheimnisverrats angeklagt werden soll und wem die veröffentlichten Depeschen der US-Botschaften zu neuen Erkenntnissen verholfen haben sollen. Eine Ad für eine Bibelausgabe wäre doch sehr hilfreich gewesen – mit dem Hypertext: “Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Einfältigen (Psalm 19, Vers 8).”
Heiner Geißler hat diese Woche ein Wunder bewirkt: Die, die vor kurzem noch gegen Stuttgart 21 demonstrierten, rechnen es sich jetzt als Erfolg an, dass der Untergrund-Bahnhof gebaut wird. Dass ein gewitzter und drahtiger alter Mann so etwas hinbekommt, hätte man früher ganz selbstverständlich der regelmäßigen Einnahme von Knoblauchpillen zugeschrieben. Google hat’s versäumt, einen Werbebanner zu schalten.
Und dann Google selbst. Die EU-Kommission hat ein Kartell-Verfahren eröffnet. Gut eine Milliarde kann das den Konzern kosten. IBM hat’s im vergangenen Jahrhundert erwischt, Microsoft in diesem. So sind sie, die Kartellbehörden. Da könnte Google doch schon einmal anfangen, die fällige Strafe hereinzuwirtschaften – mit Ads für die Bücher des ehemaligen BKA-Chefs Horst Herold: “Wir kriegen euch alle”.
Oder Angela Merkel. Noch nie ist Google draufgekommen, bei diesem Stichwort für Wanderschuhe zu werben. Dabei ist die Frau doch ständig “auf einem guten Weg”, bei der Bildung, bei der sozialen Gerechtigkeit… Auch Banner für fernöstliche Glaubensgemeinschaften würden sich gut machen. Schließlich ist der Weg das Ziel. Und die anderen diesbezüglichen Ziele der Regierung mag man sich gar nicht ausmalen. Das käme einem Horrortrip gleich.
Apropos: Horrortrip. Adsenser, wir sollten uns wirklich mal auf eine Halbe zusammensetzen und reden über Ads and Drugs and Rock’n Roll.
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Bekiffte Vorschläge
Das beste, was ich je von Adsense bekommen habe, war Werbung für Auswandern nach Uruguay. 'Build a New Life in Uruguay' -- und wieso meinte Google, ich sollte dringend flüchten?
Ich hatte in einem Blog einen Film verspottet, bei dem es um einen Banküberfall ging, und bekam jetzt die ganzen Kommentarbenachrichtigungen rein. Aus dem Vokabular schloß Google offensichtlich, ich würde mit meinen Blogkommentatoren einen tatsächlichen Banküberfall planen, was ein neues Leben in Uruguay früher oder später zur Notwendigkeit machen würde.
So sieht Google (oder seine notionale Amsterdamer Kiffer-Abteilung) die Kriminalität: - ganz pragmatisch! Nicht 'Tu das nicht, das ist verboten!' sondern 'Du willst eine Bank überfallen? Viel Erfolg! Und dann wirst du ja wohl nach Uruguay auswandern wollen...'