Wie viel Blech für eine Cloud?

Oracle stellte jüngst die “Cloud-in-a-Box” vor. Das ist ein Hochleistungscomputer mit Sun Storage und Networking, Solaris 11 Express, Oracles WebLogic-Server, Oracle DB 11g sowie dem Real Application Cluster – viel proprietäre Hard- und Software also. Auch EMC, HP, Cisco und IBM wollen den IT-Managern einen ganzen Strauß an Hard- und Software zum Einrichten einer internen Cloud verkaufen. Folgt man deren Argumente, so bedeutet Cloud Computing vor allem umfangreiche Investitionen.

Andererseits sagt Salesforce-Chef Marc Benioff, dass eine interne Cloud nur ein Stück Software sei. Auch viele Analysten meinen, dass durch den Einsatz von Cloud Computing der Hardware-Bestand sinken muss. Für Benioff ist die Definition völlig klar. Cloud Computing bedeutet für ihn: Keine eigene Hardware, keine eigene Software und eine Skalierbarkeit ab dem ersten Arbeitsplatz. “Wenn ich anfangs zwei Millionen Dollar investieren muss, um eine Cloud einzurichten, dann ist das keine Skalierung”, sagte er auf der jüngsten Dreamforce-Veranstaltung. Damit spielte er auf Oracles neue Exalogic Elastic Cloud an, die laut Analysten-Berechnungen in einer typischen Hard- und Software-Konfiguration über zwei Millionen Dollar kostet.

Benioff nahm deshalb seine Kundenveranstaltung zum Anlass, um das Service-Angebot aus der Wolke deutlich auszuweiten. Neben den bisherigen Applikationen und dem Plattform-as-a-Service bietet das Unternehmen jetzt mit Database.com auch Datenbank-as-a-Service an. Sogar das Managen von Rechenzentren erfolgt mittels der BMC-Software aus der Wolke heraus.

“Cloud Computing bedeutet vor allem weniger IT-Ressourcen und eine Verschiebung vom Technologie-Konsum zum Value-Konsum”, bestätigt Rakesh Kumar, Research Vice President bei Gartner, Benioffs Einschätzung. Damit legt Kumar den Finger in die offene Cloud-Wunde der großen Hardware-Anbieter, denen der heiße Trend zum Cloud Computing und den vielen neuen Service-Angeboten gar nicht behagt.

Zwar müssen auch die Cloud-Provider sehr viel in Hardware investieren, doch dabei handelt es sich nicht um proprietäre Mainframe-ähnliche Super-Systeme sondern um billige Kisten. Gartners jüngste Statistik über die Server-Absätze im dritten Quartal zeigt deutlich auf, wohin die Reise geht.

Danach stieg zwar der weltweite Serverabsatz um stolze 15 Prozent an, doch dieses Plus ging vor allem auf Skinless-x86-Server zurück. Das sind Server ohne Gehäuse, wie sie überwiegend von Cloud- und SaaS-Providern gekauft werden, da sie diese Systeme in großen Stückzahlen selbst verbauen. Meist werden diese Server nach den Vorgaben des jeweiligen Cloud-Service-Providers (CSP) minimalistisch konfiguriert und verfügen häufig weder über ein Powersupply, einen Sound-Chip oder USB-Ports, die einzige Verbindung zur Außenwelt ist die Ethernet-Verbindung.

“Der Trend ist eindeutig: Virtualisierung und Cloud Computing bedeuten eine Verschiebung zu einfachen, leicht erweiterbaren Systemen”, sagt Gartner-Analyst Jeffrey Hewitt über seine Untersuchungsergebnisse. Hierzu passen auch die Serverumsätze von Oracle. Deren hochpreisige Sun-Maschinen mussten als einzige ein Minus hinnehmen, wogegen beispielsweise Dells einfache x86-Server ein deutliches Plus von 25,6 Prozent verzeichneten.

Auch andere Zahlen deuten auf die gewaltigen Hardware-Verschiebungen hin. So berichtet die Gartner-Server-Studie von einem Rückgang der Server-Umsätze in Europa und Südamerika. Das passt exakt zu einer von Cisco durchgeführten Untersuchung wonach Deutschland und Brasilien weltweit führend bei der Nutzung von Cloud Computing sind.

Umweltschützer freuen sich bereits über diesen Trend. Gemäß einer Untersuchung von Pike Research wird der Energiebedarf aller Rechenzentren von 202 Terawatt-Stunden (TWh) in 2010 in den nächsten zehn Jahren nicht ansteigen, sondern stattdessen deutlich auf unter 140 TWh fallen.

Fragt sich nur, warum Oracle-Chef Larry Ellison so vehement von der Cloud-in-the-Box spricht, wo er doch die Zahlen kennen müsste. Marc Benioff meint den Grund zu kennen. So sollen die Oracle-Manager ihm gegenüber eingestanden haben, dass eine Mainframe-artige Maschine kein Cloud Computing sei, “dass man aber den Markt für neue Produkte sensibilisieren muss – und das sei gegenwärtig nur mit dem Begriff ‘Cloud Computing’ möglich”.

Silicon-Redaktion

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  • Cloud Computing
    Liebe Leserinnen und Leser, ich habe schon einige Supertrends leben und sterben sehen.
    Ob Cloud Computing bereits ein Supertrend ist, kann ich eigentlich so richtig nicht beurteilen.
    Was ich weiß ist, dass der Ansatz eigentlich schon mindestens 40 Jahre existiert und unter unterschiedlich Flaggen wie z.B. RZ-Services, BPO und ASP gelaufen ist.
    Die Unternehmen haben sich in den meisten Fällen für eine "Mischvariante" entschieden, d.h. für bestimmte Services und/oder Applikationen werden die passenden Betreibermodelle organisiert.
    Meine Einschätzung ist, dass sich dies beim Cloud Computing ähnlich darstellen wird.

    Gruß D. Schmidt

  • Cloud Computing - und was dahinter steckt
    Das Streben nach Cloud Computing begründet sich im wesentlichen durch "Geiz ist geil" - Mentalität und der Einstellung, dass man mit dem Betrieb einer IT-Infrastruktur nichts mehr zu tun haben will.

    Letzteres ist durchaus verständlich, denn durch die kritiklose Fokussierung auf billige PC-Technologie entstanden immer komplexere Konglomerate - basierend auf zwar immer billigeren Servern, die jedoch im Verbund mit immer mehr Softwarekomponenten als Gesamtsystem immer störanfälliger und schwieriger zu verwalten wurden. Die resultierenden Servicelevel sind in der Regel alles andere als berauschend, wer hohe Zuverlässigkeit erreichen will muß überproportionalen Aufwand in die Systembetreuung stecken - und die Gesamtkosten steigen dann oft genug in die Bereiche der vielgeschmähten proprietären Systeme an oder überschreiten diese gar.

    Wer möchte aber gerne zugeben, dass er sich auf einen Irrweg locken ließ ? Also folgt man lieber der neuen Verheißung des Cloud Computing ...

    Für viele ist dies auch sicher die bessere Lösung, wer etwa als Online - Versandhändler bestimmte Nischenmärkte bedienen will braucht dazu nicht unbedingt eine eigene IT samt gutbezahlter IT-Mannschaft - all dies kann man durchaus auch als externe Dienstleistung beziehen. Allerdings wird man keine IT - Vorteile gegenüber seinen Konkurrenten haben, und eine angemessene Servicelevel-Garantie die diesen Namen auch verdient (mit vollem Ersatz der durch IT-Störungen oder Sicherheitslücken entstehenden wirtschaftlichen Schäden) wird wohl kein Cloud-Anbieter gewähren können.

    Für größere Unternehmen mit kompetentem IT-Bereich hingegen dampft die Cloud-Euphorie zusehends auf die Fortführung bisheriger Praktiken zusammen. Einige spezielle Dienstleistungen (z.B. im Online - Zahlungsverkehr) werden extern von etablierten Spezialdienstleistern bezogen, der Rest erfolgt inhouse. Man wird weiterhin Hardware beschaffen, und um diese leichter genehmigt zu bekommen wird man diese in vielen Fällen als "Private Cloud" bezeichnen. Klingt auch irgendwie besser als "Serverfarm" oder "proprietäres System" ...

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