CES: Ein Stelldichein der Tablets
Selten wurden die Erwartungen über das, was die CES wohl Neues zu bieten hat, so eindeutig erfüllt, wie in diesem Jahr. Vor der Messe redeten alle über Tablets – auf der Messe waren sie dann in Hülle und Fülle zu sehen, zumindest teilweise. Wie viel neue Tablets es jetzt tatsächlich gibt, lässt sich nur abschätzen. Der Konsens unter den Journalisten lag bei “70 bis 90”.
Doch viele dieser Tablets wurden nur angekündigt und kommen erst Ende des Jahres oder sogar erst im nächsten Jahr auf den Markt. Das beweist, wie unvorbereitet und folglich hektisch viele Hersteller auf den durch das iPad ausgelösten Boom reagiert haben.
Die meisten neuen Tablets richten sich an den oberen Consumer-Markt und deren Hersteller verweisen vor allem auf die Video- und Game-Funktionen. Im Businessbereich erhielt das Blackberry-PlayBook von RIM die größte Beachtung. Es soll im Sommer in den USA beim Provider Sprint in der ersten 4G/WiMax-Version auf den Markt kommen. Auch die ersten Analystenkommentare geben dem RIM-Tablet gute Chancen. “RIMs traditionell gute Business-Connections verschaffen den Kanadiern sogar eine wesentlich bessere Ausgangposition als Apple”, meint IDC-Analyst William Stofega.
Weitere beachtenswerte Tablet-Vorstellungen waren das Xoom von Motorola, das IdeaPad von Lenovo, der Transformer von Asus und das Mega-Tablet Iconia von Acer. Motorolas frühe Entscheidung zu Gunsten von Android scheint sich auszuzahlen. “Es gibt derzeit kein besseres Betriebssystem für Tablets und Smartphones, als Android”, sagte Sanjay Jha, Chef des Bereiches Motorola Mobile.
Lenovos IdeaPad u1 und Asus Transformer sind eine Art Hybrid, bei dem der eigentliche Tablet in den Rahmen eine Netbooks integriert ist und bei Bedarf herausgenommen werden kann. Das heißt, man nutzt normalerweise das leitungsfähigere Netbook, doch für Unterwegs oder für das Meeting nimmt man nur den leichten Tablet mit. Das erinnert ein wenig an die Laptop-Nutzung mit einer Docking-Station vor 15 Jahren – auch wenn das heute wesentlich kleiner und schöner ist.
Acers Mega-Tablet Iconia sind zwei Tablets in einem. Das heißt, er sieht von weitem betrachtet wie ein normaler Laptop aus, doch der erste Eindruck täuscht. Dort, wo sonst die Tastatur ist, befindet sich ein zweiter Touchscreen. Die Nutzung der beiden Bildschirme ist dann völlig wahlfrei. So lässt sich ein doppelter Desktop kreieren, der entweder senkrecht oder waagrecht genutzt wird und bei dem sich die Oberfläche praktisch unter dem Verbindungsglied beider Schirme “hindurchschieben” lässt. Man kann auf dem unteren Bildschirm auch eine vollwertige Tastatur einblenden und das System dann wie einen normalen Laptop nutzen. Das geht aber erst, nachdem man sich an die ungewohnte Bildschirm-Tasten, die sich nicht eindrücken lassen, gewöhnt hat.
Der neue Tablet-Boom scheint die alten Hackordnungen im IT-Markt aufzubrechen. Steve Ballmers Präsentation des neuen “Windows on a Chip”, welches auf die ARM-Prozessoren aufsetzt, läutete eine neue Ära ein. “Microsoft und Intel mussten einsehen, dass ihr Führungs-Kartell vom PC-Markt nicht auf den Mobil-Bereich übertragbar ist, jetzt suchen beide nach neuen Partnern um noch zu retten, was zu retten ist”, kommentierte Qualcomm-Sprecher Bill Davidson die neue Situation. Derzeit würden die Gerätehersteller an 60 weiteren Modellen arbeiten, bei denen Qualcomms Snapdragon-Plattform zum Einsatz kommen wird. Folglich war Qualcomms Messestand ähnlich umlagert wie der von Intel. Und auch Qualcomms Werbe-Slogan erinnert an frühere Intel-Zeiten: “Snapdragon inside the mobile phone”.