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CES: Lady Gaga und Steve Ballmer

US-Messen sind naturgemäß wesentlich mehr Show-orientiert als ihre meist nüchternen europäischen Konkurrenz-Veranstaltungen. Hätte es in diesem Jahr einen Preis für die größte Show auf der CES gegeben, so wäre dieser mit Sicherheit an Polaroid gegangen. Der einstige Anbieter von Sofortbild-Kameras hatte niemand geringeren als Lady Gaga für seine Produktvorstellung nach Las Vegas geholt.

Lady Gaga ist übrigens die offizielle Kreativ-Direktorin von Polaroid. Und in dieser Funktion präsentierte sie auf dem übervollen Polaroid-Stand eine neue Sonnenbrille mit integriertem TV und einen handlichen Drucker, an den man drahtlos seine Handy-Bilder zum sofortigen Ausdruck schicken kann. Buh-Rufe erntete sie erst zum Ende ihrer Präsentation, als sie mit der Einschränkung herauskam, dass diese Druckübertragung “leider nicht mit dem iPhone funktioniert”.

Enttäuschend war auch der Auftritt von Microsoft-CEO Ballmer. Nach den Smartphones sind die Redmonder nun auch bei den Tablets im Hintertreffen. Zwar wurde Windows auf ARM-Chipdesign angekündigt und demonstriert, Unterstützung der insbesondere für Tablets geeigneten Prozessoren soll aber erst die nächste Version bieten. Bis diese kommt, gehen mindestens zwei Jahre ins Land – eine Ewigkeit in der schnelllebigen Technologiebranche. Dabei sind die Zeiten, in denen noch irgendjemand auf die Redmonder gewartet hat, inzwischen längst vorbei.

Windows 7, auf dessen Basis ja schon seit langem Tablets verkauft werden, kann gegen die Android- und iOS-Konkurrenz nichts ausrichten: Es hat eine nur unzureichend auf die Fingereingabe optimierte Oberfläche. Selbst mit einer Skin, wie sie OEMs einsetzen, ist wenig gewonnen. Denn das OS reagiert auf Nutzereingaben zu träge. Zudem benötigt es viel mehr Ressourcen, was die Gerätepreise in die Höhe treibt und geringe Akkulaufzeiten zur Folge hat. Selbst Windows-Lösungen mit Intels kommendem Tablet-Atom-Chip ‘Oak Trail’ dürften es daher schwer haben.

Gegen die offensichtliche Lösung, das Erfolgsrezept von Apple und Google zu kopieren, und einfach das Smartphone-OS für Tablets zu nutzen, sperrt sich Microsoft. Dabei wäre das neue Windows Phone 7 sehr gut dafür geeignet. Mittlerweile gibt es auch schon mehr als 5000 Applikationen, die im Gegensatz zu klassischer Desktop-Software auf die Fingereingabe optimiert sind.

Im Markt entsteht derweil ein immenser Druck für ein neues Betriebssystem, das ähnlich zum Android und zum iOS “always on” ist. Viele Analysten erwarten, dass sich Microsoft deshalb von seiner Strategie einer universellen Betriebssystem-Plattform trennen muss. Das heißt, es wird unterschiedliche Systeme für Handys, Tablets, Laptops, Desktops und Server geben. “Ein Windows für alle und alles ist ganz einfach nicht mehr haltbar”, meinte etwa Charles King vom Marktforscher Pund-IT.

Silicon-Redaktion

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