SAP kauft Schweizer Sicherheit von SECUDE
Mit SECUDE übernimmt SAP neben verschiedenen Sicherheitsprodukten auch Entwicklungs- und Beratungskompetenzen. Laut SAP sollen damit Identity-Lösungen von Dritten überflüssig werden, Experten sind skeptisch.
SECUDE bietet eine Verwaltung von Benutzerprofilen und Zugriffsberechtigungen. Im Zentrum von SAPs Interesse stehen dabei die Lösungen ‘Secure Login’ und ‘Enterprise Single Sign-On’ (SSO). Diese Lösungen, die teilweise bereits an SAP angepasst sind, sollen über das gesamte SAP-Produktportfolio integriert werden. SAP plant den Erwerb der Sicherheitssoftware sowie dazugehörige Vermögenswerte wie die Entwicklungs- und Beratungskompetenz von SECUDE.
“Ich sehe in der Übernahme eine Defokussierung von SAP”, erklärt Forrester-Analyst Stefan Ried. Der Schweizer Anbieter habe schlicht zu viel General-Purpose-Sicherheit wie Festplattenverschlüsselung oder Mail-Security im Portfolio. Ried ist zudem skeptisch, ob es SAP endlich gelingt mit dem SSO-Produkt der Schweizer wirklich über alle Produkte hinweg ein einheitliches Identity Management einzuführen.
Trotz der Teilveräußerung wird SECUDE als eigenständige Gesellschaft weiter bestehen und den Fokus auf das Lösungs- und Produktportfolio im Bereich Datenschutz legen.
SAP gibt als Motivation für die Übernahme Kundenforderungen für eine standardmäßige Integration von Sicherheitssoftware an. “Durch den Abschluss dieser Transaktion wird SAP nicht nur in der Lage sein, die Sicherheitsanforderungen unserer Kunden zu erfüllen. Darüber hinaus werden wir das Produkt SAP NetWeaver Identity Management um den Secure Login Server und Enterprise Single Sign-On erweitern”, so Björn Goerke, Senior Vice President, Technology and Innovation Platform Core bei SAP.
“SAP ist seit Jahren im Thema SSO und Security teilweise via Partneschaften teilweise mit eigenen Ansätzen engagiert. Als ein Unternehmen das im Cloud-Computing-Bereich ernst genommen werden will, kommt SAP gar nicht um eine eigene Security-Lösung herum. Bekanntermaßen ist mangelnde Security der größte bekannte Hemmfaktor beim Einsatz von SaaS. So kann SAP zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Eine einheitliche Sicherheitsplatform für die Enterprise Suite anbieten und außerdem dem Hemmfaktor Security bei Business by Design begegnen”, sagt Rüdiger Spies, VP bei IDC.
Mit den Sicherheitsprodukten von SECUDE sollen Anbindungen an alle SAP-Systeme sicherer gestaltet werden, einschließlich der Möglichkeit “Single-Sign-On-Verfahren und Identitätsverbünde in allen Benutzeroberflächen und Altsystemen einzurichten”, wie der Hersteller mitteilt. SAP werde die Basisversion von Secure Login ab dem zweiten Quartal 2011 ohne Aufpreis an Anwender liefern.
“Ich freue mich, dass die Expertise von SECUDE als weltweit führender Anbieter von Sicherheitstechnologien, nun auch für den großen SAP-Kundenstamm verfügbar sein wird”, kommentiert Dr. Heiner Kromer, Gründer und CEO von SECUDE.
Der Abschluss der Transaktion zwischen SAP und SECUDE ist für den 1. Februar 2011 geplant. Das Schweizer Unternehmen wurde 1996 im Rahmen einer Kooperation zwischen SAP und dem Fraunhofer Institut gegründet. Weltweit sind 150 Mitarbeiter für SECUDE tätig.