silicon.de: Können Sie kurz sagen, was Sie unter PLM verstehen?
Allemann: Wir verstehen PLM als ein strategisches Konzept, mit dessen Hilfe Unternehmen ihre Produktentwicklung beschleunigen, die Produktqualität erhöhen und die Innovationskraft stärken. Wer also in seiner Organisation eine PLM-Lösung einführen möchte, muss sich neben der Software-Auswahl auch mit Methoden, Prozessen und Organisationsstrukturen beschäftigen.
silicon.de: Warum ist PLM überhaupt notwendig?
Allemann: Um sich auf dem globalen Markt gegen den Wettbewerb zu behaupten, muss ein Unternehmen neue Produkte schnell, kostengünstig und in einer breiten Produktvielfalt anbieten. Gleichzeitig gilt es, Compliance-Anforderungen und landesspezifische Gesetzesvorgaben zu berücksichtigen. Daher organisieren sich viele unserer Kunden verstärkt in weltweiten Entwicklungsnetzwerken und Zuliefererketten. Die dynamische Kooperation von verteilten und hochspezialisierten Partnern verlangt jedoch eine neue Form der Zusammenarbeit. Diese läuft IT-gestützt ab und integriert unternehmensübergreifende und disziplinspezifische Geschäftsprozesse entlang des Produktlebenszyklus. PLM übernimmt die Rolle einer zentralen Schaltstelle, von der aus Prozesse gesteuert und Daten organisiert werden. Von Entwicklung und Produktion über Marketing und Vertrieb bis hin zum Kundenservice erhalten alle an der Wertschöpfung beteiligten Abteilungen Zugriff auf stets aktuelle Produktdaten.
silicon.de: Wie grenzen Sie PLM von Enterprise Resource Planning (ERP) ab?
Allemann: ERP liefert betriebswirtschaftliche Planungs- und Produktionsdaten. Eine ERP-Lösung unterstützt entlang der Wertschöpfungskette die Beschaffung, Produktion und den Absatz. PLM hingegen betrachtet das gesamte Produktportfolio. Es kennt also alle Varianten eines Produktes und steuert als zentrale Drehscheibe die Prozesse des Produktlebenszyklus. In der Praxis sind ERP-Systeme mit einer PLM-Lösung eng verbunden. So können im PLM-System die technischen Produktspezifikationen mit betriebswirtschaftlichen Daten ergänzt werden.
silicon.de: Kann man den Nutzen einer PLM-Einführung quantifizieren?
Allemann: Es gibt eine Reihe von Kriterien, an denen ein Unternehmen den Erfolg messen kann. Beispielsweise führt eine verbesserte Produktqualität zu weniger Reklamationen. Auch sind Produktentwicklungsprozesse messbar, sowohl von der zeitlichen Länge her als auch von der internen Fehlerquote. Weitere betriebswirtschaftliche Kennzahlen können die Produktkosten, die Gewinnmarge oder die Anzahl der verkauften Produkte sein. Wichtig ist jedoch, dass sich ein Unternehmen vor der Einführung einer PLM-Lösung über die zu erreichenden Ziele im Klaren ist.
silicon.de: Ist PLM eher etwas für Großunternehmen?
Allemann: Generell ist das PLM-Konzept für Unternehmen aller Größen geeignet. Auch der Mittelstand profitiert von PLM-Lösungen, da selbst kleinere Betriebe heute auf dem Weltmarkt ihre Produkte anbieten. Damit gelten für den Mittelstand die gleichen marktwirtschaftlichen Gesetze wie für große Unternehmen.
silicon.de: PLM birgt auch Stolperfallen. Funktionen sind nicht wie geplant realisierbar, die Workflows entsprechen nicht den Erwartungen…
Allemann: Solche Herausforderungen finden Sie generell bei der Einführung von Unternehmens-Software. Insbesondere dann, wenn Prozesse und Strukturen umgestellt werden. Wer das Risiko bei der Systemeinführung minimieren möchte, sollte sich externe IT-Berater in das Projekt holen. Empfehlenswert ist auch der Start mit zunächst nur ausgewählten Prozessen und veränderungswilligen Fachabteilungen. Mit unserem Enterprise-Open-Source-Geschäftsmodell unterstützen wir dieses Vorgehen, da Unternehmen ohne finanzielle Vorabinvestitionen ein PLM-Pilotprojekt aufsetzen können. Außerdem arbeiten wir weltweit mit über 70 Partnern zusammen, die bei Planung, Implementierung und Betrieb unsere Kunden unterstützen.
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