“Eric ist ein toller Firmenchef und ich habe viel von ihm gelernt”, erklärte Page bei einer Telefonkonferenz. Schmidt galt lange als der “erwachsene Aufpasser”. Und diese Rolle braucht es offenbar nicht mehr: Ab dem 4. April wird Page das Steuer übernehmen. Schmidt werde die Dinge tun, an denen er “am meisten interessiert ist”. Er werde vor allem mit Kunden, Partnern und Regierungsvertretern sprechen.
Page wird nun zum dritten CEO bei Google. Er selbst bekleidete dieses Amt bereits von der Firmengründung 1998 bis 2001. Als Page die Führung an Schmidt übergab, hatte Google 200 Mitarbeiter. Jetzt, wo rund 24.400 Menschen bei Google angestellt sind, will er sich wieder vermehrt um interne Fragen kümmern – und er sei, wie er mehrmals betonte, sehr erfreut darüber, Google in Zeiten zu leiten, wo Computer für viele Menschen noch einen relativ neuen Lebensstil bedeuten.
Page ist sicherlich aus dem Führungstrio der introvertierteste, aber das tut seinen strategischen Fähigkeiten und seinem Spürsinn dafür, was und vor allem wie Anwender ein Produkt nutzen wollen, keinen Abbruch.
Brin will sich auf technologische Fragen konzentrieren. “Er ist ein Erfinder und durch und durch Geschäftsmann”, kommentiert Schmidt in einem Blog. Brin wird nicht mehr länger Technologie-President sein. Sein Titel wird “Co-Founder” lauten. Dieser Job-Title sei ihm auf den Leib geschneidert, kommentier Schmidt. Man könnte dahinter aber auch eine Entmachtung des Mitgründers herauslesen. Wie tatsächlich die Strategie hinter Brin aussieht, wollte Schmidt vor Journalisten nicht konkretisieren.
Derzeit arbeite Brin an verschiedenen Projekten, die aber noch nicht öffentlich diskutiert werden. Und in den vergangenen Monaten wurde immer häufiger die Kritik laut, dass Google zu häufig Zeit und Geld auf Projekte verwende, die dann in der Mülltonne landen. Google Wave drängt sich hier als Beispiel auf, das erst vor kurzem an die Community übergeben wurde. Sprich Google will sich nicht länger darum kümmern müssen.
Aber Google, das noch immer die meisten Dollars mit der Web-Suche und der damit verbundenen Werbung verdient, muss sich mehr in Richtung Social Media bewegen. Google Wave ist im Grunde eine vielversprechende Idee. Umso unverständlicher ist es, wenn Google sich von diesem Projekt trennt. Aber vielleicht illustriert ja das genau das Problem.
Googles Problem ist nicht auf der Einnahmenseite zu suchen. Zeitgleich mit dem Wechsel an der Spitze hat der Internetgigant auch die Zahlen für das vierte Quartal 2010 bekannt gegeben. In den letzten drei Monaten des Jahres 2010 verdiente Google 2,5 Milliarden Dollar und damit 29 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und auch noch mehr als von den Analysten erwartet. Um 25 Prozent stieg der Umsatz auf 8,4 Milliarden Dollar.
Doch bei den Mitarbeitern wird mit zunehmender Größe des Unternehmens immer häufiger die Kritik laut, dass es bei inzwischen knapp 25.000 Angestellten immer schwieriger werde, eine gute Idee intern auch verwirklichen zu können. Diese Innovationskraft und auch die von den handverlesenen Mitarbeitern getriebene Agilität war aber bislang immer eine absolute Stärke Googles.
“So wie Google wuchs, wurde auch das Management zusehends komplizierter. Daher haben Larry, Sergey und ich uns lange darüber Gedanken gemacht, wie wir die Management-Strukturen vereinfachen können und wie wir schneller zu Entscheidungen kommen können. Über die Weihnachtsferien, haben wir uns dazu entschlossen, dass es an der Zeit ist, unsere Struktur zu verändern.”
Im Grunde wird Google wohl weiterhin von einem Triumvirat geführt werden. Googles Erfolgsgeschichte, seit Schmidt 2001 von Novell ins Unternehmen kam, belegt, dass diese Machtverteilung nicht immer ein Nachteil sein muss. Wie es nun aber heißt, sind die Zuständigkeiten jetzt klarer verteilt.
Die nächste große Aufgabe wartet schon: Das Unternehmen hat sich einen scheinbar uneinholbaren Vorsprung bei der Internet-Suche erarbeitet. Auch das Smartphone-Betriebssystem Android ist drauf und dran, Apples iPhone den Rang abzulaufen. Doch die große Herausforderung wartet in sozialen Netzwerken wie Facebook. Anwender verbringen immer mehr Zeit in solchen Foren und sind damit eine perfekte Zielscheibe für gezielte Werbung. Doch gerade in diesem Wachstumsmarkt mischt das Unternehmen, für das zwei Stanford-Studenten 1996 mit einer Suchtechnologie namens PageRank den Grundstein legten, bislang kaum mit.
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