Telekom fordert mehr Geld für “letzte Meile”
Die Deutsche Telekom will von ihren Konkurrenten mehr Geld. Dafür hat der Konzern jetzt bei der Bundesnetzagentur erneut ein höheres Entgelt für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) beantragt.
2009 hatte die Deutsche Telekom schon einmal beantragt, die Miete für die so genannte ‘letzte Meile’ von derzeit 10,20 auf 12,90 Euro pro Monat anzuheben. Zudem wünscht sich die Telekom einen von zwei auf drei Jahre verlängerten Genehmigungszeitraum von der Bundesnetzagentur. Die aktuelle Gebühr gilt bis zum 31. März 2011.
Den Antrag auf Erhöhung der TAL-Gebühren begründet die Telekom mit höheren Kosten denen aber sinkenden Einnahmen gegenüberstünden. Das sei vor allem auf die Abwanderung von Festnetzkunden zu Mobilfunk- und Kabelnetzbetreibern zurückzuführen. Weil aber dennoch das gesamte Kupfernetz betrieben und finanziert werden müsse, werde der einzelne Anschluss nicht billiger. Zudem hätten sich die Kosten für Tiefbau und für Rohstoffe wie Kupfer erhöht.
“Um den Breitbandausbau voranzutreiben, brauchen wir eine moderne Regulierung, die sich nicht weiter auf die Absenkung von Preisen konzentriert. Nur so können die Bereitstellung und der Betrieb einer flächendeckenden Infrastruktur vor allem auch im ländlichen Raum finanziert werden”, sagt Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme.
Niedrigere Vorleistungspreise hätten bisher vor allem zu Preissenkungsrunden im Endkundenmarkt geführt. Um mehr Spielraum für den Infrastrukturausbau zu haben, dürfe es für die investierenden Unternehmen keine weiteren Absenkungen geben. Ein zu niedriges TAL-Entgelt entwerte die Investitionen der Telekom und anderer Netzbetreiber, die beispielsweise in Kabelnetze oder in den Glasfaserausbau bis zum Kunden (Fibre to the Home) investieren.
Um das Breitbandziel der Bundesregierung zu erreichen, muss die Branche laut Telekom bis zu 40 Milliarden Euro aufwenden. Bis 2014 sollen 75 Prozent der Haushalte Übertragungsraten von mindestens 50 MBit/s nutzen können. Weiter sinkende Preise und Umsätze würden diese Investitionen deutlich erschweren.
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) sieht das anders: “Das richtige Signal für raschen Glasfaserausbau auch und gerade in der Fläche ist eine deutliche Absenkung der TAL-Entgelte”, sagte Breko-Präsident Ralf Kleint. “Die Mitgliedsunternehmen des Breko werden dann den Glasfaserausbau deutlich intensiver vorantreiben und bei der Erreichung der Breitbandziele der Bundesregierung mithelfen können.”
Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), kritisierte die Pläne der Telekom: “Die Preise für die TAL hochzutreiben, um Glasfaserkabel zu bauen, ist natürlich ein Märchen, weil die Wettbewerber damit den Ausbau der Telekom finanzieren. Man kann die Belastung für den Glasfaserausbau nicht auf die Kunden der Wettbewerber verlagern. Es müssen beide Seiten in die Lage versetzt werden zu investieren”, sagte er dem Branchendienst Teltarif.
Beide Verbände fordern ein neues Berechnungsmodell für das TAL-Entgelt. Bislang orientiere es sich an den Wiederbeschaffungskosten des Kupfernetzes der Telekom, obwohl dieses weitestgehend abgeschrieben sei und nicht mehr neu gebaut oder ersetzt werde. Daher sollten künftig die tatsächlichen Kosten als Berechnungsgrundlage dienen. Seit 1999 hat die Bundesnetzagentur die TAL-Entgelte von damals 12,98 Euro auf aktuelle 10,20 Euro kontinuierlich abgesenkt.