Doch auch diese Aktion wird die Demonstrationen genau so wenig stoppen können, wie Kabinettsumbildung von Präsident Husni Mubarak. Seit 1981 ist der inzwischen als “Pharao” titulierte Politiker im Amt und bis Freitag wollen die Oppositionellen ihn vom Thron gestoßen haben.
Dafür wurde jetzt der Super-Dienstag ausgerufen, bei dem Millionen Menschen mit oder ohne Internet auf Straßen und Plätze strömen sollen. Die englischsprachige Ausgabe des Nachrichtenkanals Al Jazeera sieht durchaus die Möglichkeit für eine Absetzung.
Facebook und Twitter haben im Vorfeld des Blackouts eine große Rolle für die Demonstranten gespielt, die sich auf diese Weise über jüngste Entwicklungen informieren konnten.
“Dank des vollständigen Kommunikationsabbruchs finden die Proteste jetzt in einem Informationsvacuum statt”, so Ashraf Khalil von Index on Censorship. “Auch während der Demonstrationen war jeder auf Twitter, einmal um zu koordinieren und natürlich um zu wissen, was im Rest des Landes vor sich geht. Diesmal weiß niemand, was sich an anderen Stellen abspielt, noch nicht einmal auf der anderen Seite des Flusses vom Tahrir Platze.”
Wenn auch die Mobilfunkdienste in Ägypten wieder ihren Dienst tun, so war über das Wochenende auch kein Mobilfunknetz verfügbar. Inzwischen sollen laut Medienberichten die ägyptische Regierung den Internet-Providern geraten haben, sich auf die Wiederaufnahme der Dienste vorzubereiten.
Wie der Netzwerkmonitor von Stat Ripe zeigt, scheint sich jedoch noch nichts Nennenswertes zu tun. Ägypten ist, wenn man sich nicht über ein Modem einwählt, über das Internet derzeit nicht zu erreichen.
Es sei denn, man zählt sich zu den Kunden der Noor Group. Die ägyptische Börse ist dafür ein Besipiel. Große Provider im Land wie Etisalat Misr, Link Egypt, Vodafone/Raya und Telecom Egypt sind hingegen derzeit nicht zu erreichen.
Der Niederländer Andree Toonk unterhält eine Webseite, die sich dem Monitoring von Netzwerken verschreibt. Vor dem Ausfall waren knapp 3000 ägyptische Netzwerke erreichbar. Derzeit sind es nur 327. Seiner Ansicht nach sind 88 Prozent des ägyptischen Internets derzeit nicht erreichbar. Damit sind nicht nur die Regierungswebseite egypt.gov.eg sondern auch zum Beispiel eine Zeitung nicht erreichbar.
Dazu haben die Machthaber offenbar die Border-Gateway-Protocol-Server, die die Daten aus den IP-Netzen eines regionalen Providers an einen anderen übergeben, abgeschaltet. Das SANS-Institut berichtet, dass der externe Zugriff zur Namensauflösung der Internetadressen in der .eg-Domäne nicht möglich ist.
Inzwischen hat die ägyptische Führung auch den renommierten Nachrichtensender Al Jazeera die Lizenz entzogen und gleichzeigit einige Al Jazeera-Journalisten festgestezt. Jetzt berichten nicht mehr die Reporter des Senders von den Demonstrationen, sondern Blogger, die Berichte und Handy-Aufnahmen direkt auf dem Sender veröffentlichen. Reporter und Kamera-Leute, deren Ausrüstung von den Sicherheitskräften beschlagnahmt wurde, berichten jetzt in verschiedenen Sprachen via Handy.
“Der Internet-Ausfall in Ägypten zeigt, wie stark das Web ist, aber er zeigt eben auch die Verwundbarkeiten”, so Craig Labovitz, Chef-Wissenschaftler bei dem Sicherheitsunternehmen Arbor Networks.
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Agypten "komplett" offline? Zweifel...
Aus persönlicher Erfahrung ist mir bekannt, das in Aegypten - insbesondere den dünner besiedelten Gebieten - immer noch ein Gutteil der lokalen, kleinen ISPs bis hin zu IP-Cafes ihr "Internet" über zwei-Wege Breitband-Satellitenverbindungen bekommen. Selbst in den Städten sind noch eine Vielzahl an Satelliten-Kits / Modems etc. im Umlauf, mittels denen die typischen Breitbanddienste per Satellit genutzt werden können.
Eine Statistik wie diese des RIPE hat dazu wenig zu sagen. Darin erfasst finden sich üblicherweise nur die "großen" ISPs / Telcos, deren Adressbereiche im RIPE-WHOIS nach Ägypten lokalisiert werden können.
Der Großteil der dort aktiven Breitbandanbieter per Satellit aber sitzt im Ausland - vornehmlich Europa wie den USA. Die meisten (vor allem kleineren) Anwender nutzen dabei seit je her die IP-Adressen, die auf die jeweilige Firma in Europa oder den USA registriert sind. Auch die Zahlungsströme laufen i.d.R. über das Ausland bzw. die Satellitenfirmen bieten ausländisch terminierte Zahlungsoptionen an (von Paypal über Western Union uva.).
Schon historisch bedingt ist die Satelliten Breitband Technologie dort weitaus verbreiteter als z.B. in Europa und gebrauchte Satellitemodems finden sich imer wieder auf Basaren usw.
Um die Nutzung der vielen dort angebotenen Satellitedienste in Ägypten zu unterbinden, wäre ein erhebliches Kontingent an (technisch halbwegs kompetenten) Geheimdienstleuten im Land erforderlich, die jedes IP-Cafe wie jeden noch so kleinen Operator aufsuchen und überwachen, nicht doch ev. "heimlich" eine Schüssel gen Himmel zu richten.
Wer also weiß wie, kommt auch in Ägypten ans Netz und ich nehme stark an, das es derartige Zugänge - mehr oder weniger heimlich - in nicht geringer Zahl weiterhin geben dürfte - aber auch, das ein nicht unwesentlicher Teil des "Verkehrs" auf diese Wege verlagert wurde.
Wer sich allerdings auf die großen lokalen oder staatsnahen ISPs verlassen hat, dürfte momentan im Regen stehen...
cheers,
Niels.
http://www.afri-sat.com