Die aktuelle Diskussion um Cloud Computing hat die Idee eines unkomplizierten, effizienten und kostengünstigen Fremdbezugs von IT-Services zusätzlich belebt. Der Trend zum Outsourcing ist jedoch kein Spezifikum der IT. Dies bestätigen allein schon die abnehmenden Fertigungstiefen der deutschen Industrie.
Das Argument für Outsourcing ist dabei – unabhängig davon was outgesourct werden soll – immer dasselbe. Durch die Konzentration auf Kernkompetenzen und gleichzeitige Externalisierung der Services, die außerhalb dieser Kernkompetenzen liegen, soll das eigene Unternehmen gestärkt werden. Dies alles bei steigender Qualität und sinkenden Kosten.
Grundsätzlich hat sich diese Denkweise in der Praxis auch bewährt. Warum zum Beispiel sollte ein Unternehmen aufwändig einen eigenen Fuhrpark unterhalten, wenn der Transport nicht zum Kerngeschäft gehört und es hierfür Spezialisten gibt? Mit der IT verhält es sich analog. Dort, wo IT als Zuliefer- oder Supportprozess dient, stellt sich tatsächlich die Frage, ob die entsprechenden IT-Services nicht besser extern bezogen werden sollten. Bevor es hierüber jedoch zu einer Entscheidung kommt, sollte Klarheit über die folgenden vier Punkte bestehen:
Welche Kernkompetenzen hat das eigene Unternehmen eigentlich?
Welche Ressourcen sind mit diesen Kernkompetenzen verbunden und lassen sich somit nicht von diesen trennen?
Welche Bereiche des Unternehmens stellen nachweisbar keine Kernkompetenzen dar?
Welche belegbaren Vor- und Nachteile sind mit einer Fremdvergabe von IT-Services verbunden?
Oft besteht jedoch nicht einmal Klarheit darüber, welche die Kernkompetenzen des eigenen Unternehmens tatsächlich sind. Speziell die IT wird häufig als reiner Zuliefer- oder Supportprozess verstanden. Dies ist zwar in vielen Fällen richtig, aber eben nicht immer.
Die Vorteile von Outsourcing sind nachweisbar und werden auch nicht in Frage gestellt. Dennoch ist nicht für jede Unternehmenssituation Outsourcing automatisch eine adäquate Lösung. Speziell Unternehmen, die Wert auf eine hohe Fertigungstiefe legen, sollten sich jeden Schritt in diese Richtung gut überlegen. Outsourcing muss bestimmte, klar definierte Ziele verfolgen und dabei nachweisbar erfolgreicher sein, als eine Eigenerstellung.
Entgegen gängiger Managementempfehlungen weisen insbesondere jene Unternehmen eine überlegene Produktivität auf, die über eine hohe Fertigungstiefe verfügen, also beim Outsourcing oft zurückhaltend sind. In Bezug auf die IT wird in diesen Unternehmen die Abwägung von Make or Buy oft unter dem Gesichtspunkt der Konvergenz zwischen IT und Produktion sowie des Business Continuity getroffen.
Im Vordergrund steht die Hochverfügbarkeit der IT-Services. Data-Center-Dienstleistungen sind somit ein wesentlicher Bestandteil der Kernkompetenzen und lassen sich von diesen nicht trennen. Dies stellt an die Qualität der Rechenzentren höchste Anforderungen. Die Tage, in denen Tier-2- und Tier-3-Rechenzentren für Zeithorizonte von zwanzig Jahren und mehr geplant wurden, sind endgültig vorbei.
Das heutige Paradigma zielt auf überschaubare Zeiträume von zirka drei mal fünf Jahren mit einem hohen Grad an Modularisierung, Redundanz und Flexibilität. Die Planung und das Management entsprechender Tier-3- und Tier-4-Rechenzentren ist komplexer denn je. Betroffen sind dabei alle Rechenzentrumsbereiche, angefangen von der Struktur des Baukörpers, über die Stromversorgung, Klimatisierung, technische Sicherheit, bis hin zur ICT-Infrastruktur. Dies stellt die Verantwortlichen, deren Expertise über das eigene Fachgebiet hinausgehen muss, vor große Herausforderungen.
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