Astrid Böger ist Professorin für Tragbare Elektronik und Rechner an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) und leitet den Studiengang Biomedizinische Gerätetechnik: “Wartungsmitarbeiter, Sportler und Soldaten sieht man durchaus schon heute vor allem mit sicherheitsrelevanten On-body Electronics. Für Endverbraucher sind viele Anwendungen noch zu speziell und zu teuer”, räumt die Wissenschaftlerin ein. Konzepte wie die Jacke zum Telefonieren und MP3-hören hätten jedoch für die breite Bevölkerung veranschaulicht, was die Zukunft bringt. Taktgeber ist augenblicklich die Textilbranche, die zunehmend auf Funktionstextilien mit intelligenten Fasern und elektronischen Elementen setzt.
Es geht um einen neuen Milliardenmarkt, bei dem Gesundheit und Fitness das größte Marktpotenzial besitzen. Das zeigte auch die 5. Wearable Technologies Conference in München diese Woche mit knapp 90 Experten aus 14 Ländern am Rande der ispo Sportmesse. Christian Stammel von der Navispace AG, Organisator des Kongresses, weiß aus einer Studie, dass der Verbraucher heute bereit ist, 160 Euro für alles mögliche Tragbare mit Health-Care-Effekt auszugeben. Zusätzlich würde er monatlich 25 Euro für Services zahlen, die einen professionellen Online-Health-Check auf Basis von Körpersensoren anbieten. Menschen leben immer länger und gleichzeitig nimmt die Zahl der chronischen Erkrankungen zu.
Das New Yorker Technologie-Marktforschungshaus ABIresearch glaubt, dass im Jahr 2014 rund 400 Millionen medizinische Wearables weltweit im Einsatz sein werden. Dann schlägt auch die Stunde für smart pills, die Medizin an den Körper abgeben, genau wenn dieser sie braucht.
Außerdem haben Trendgeräte wie das iPhone gezeigt, was man mit der kontinuierlichen Erfassung von Bewegungsdaten und Aufenthaltsorten an neuem Nutzen, an neuer Lebensqualität schaffen kann. Kein Wunder, dass Boston Consulting eine Verdreifachung des US-Marktes für Smart and Interactive Textiles von 2007 auf 2012 erwartet.
Was leisten Wearable Technologies?
Nach den Worten von Professorin Astrid Böger ist das Feld der Wearables sehr breit gesteckt. Dazu zählen Wearable Computing, Wearable Elektronik, Smart clothes, Smart textiles oder Smart fibres – also vom integrierten Komplettrechner bis zur intelligenten Textilfaser. Die Einsatzbereiche reichen vom Militär über die Medizin bis zum Sport…
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Brauchen wir das wirklich?
So faszinierend ich das Ganze auch finde: telefonieren am Jackenkragen, Musik hören, Herzton-Überwachung, nach-hinten-Sehen mittels Kamera+Head-up-display, Fremdsprachen verstehen/sprechen über Mikrocomputer+Ear-plug ... - ich hätte da selbst massig Anwendungsmöglichkeiten!
ABER: 1. wo bleibt da der Hausverstand? was fordert da noch unsere eigenen 5 Sinne? verkümmern die dann völlig?
2. "big brother" kann uns dann noch leichter überwachen! Wenn wir dann völlig verkabelt sind, ist es ein Leichtes, raus zu finden, wo wir sind, was wir tun und in welchem "Zustand" wir uns befinden. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen in Ihr In-Lokal keinen Zutritt, weil ihr Hemd meldet "Sie stinken/sind nicht geduscht"!
Das erinnert mich irgendwie an G. Orwell's "1984"...!
Klamotten mit Elektronik
Vorsicht Ihr schlauen Entwickler! Habt Ihr mal drangedacht, daß der erste, der die Intelligenz der Textilien mißbrauchen wird, Vater Staatt sein wird? Jeder Pups wird als Umweltverschmutzung gezählt. Die Schuhe melden die Schritte auf öffentlichen Gehwegen direkt ans Finanzamt und die gelaufenen KM werden fakturiert werden. Vielleicht werden wir mit GPS-Klamotten sogar überwacht? Und das Anlegen einer Krawatte als Luxus besteuert? Macht bitte nicht alles nur weil es machbar ist. Es könnte sein, daß viele in der Konsequenz nackt laufen werden. Erspart uns bitte diesen Anblick!