SAP in Potsdam: “Weltweit einmaliges Innovationszentrum”

Bislang dürfte Hasso Plattner nach Schätzung von Branchenkennern eine Summe von rund 200 Millionen Euro in das von ihm 1998 gegründete Hasso-Plattner-Institut (HPI) investiert haben. Doch damit nicht genug. Der SAP-Mitgründer hat jetzt gemeinsam mit der SAP in Potsdam ein Innovationszentrum gegründet, in dem die nächste Generation von Software-Lösungen “gemeinsam mit den Kunden entwickelt werden soll”, wie es in der offiziellen Mitteilung hieß.

Insgesamt sollen am neuen Standort in den kommenden beiden Jahren rund 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. In das ‘SAP Innovation Center’ fließen rund 14,3 Millionen Euro an Finanzmitteln, wobei das Land Brandenburg rund 2,7 Millionen Euro beisteuert. Schon vor Jahren erwarb Hasso Plattner das dafür erforderliche Areal auf einem von der Roten Armee zurück gelassenen Gelände an den ehemaligen Grauen Kasernen am Jungfernsee.

Das Bauvorhaben soll nach erfolgreicher Sanierung bereits im kommenden Jahr beginnen und bis zum Jahresende 2012 abgeschlossen sein. Ein Architektenwettbewerb soll optisch für entsprechend futuristische Highlights sorgen. Personell konnte mit dem neuen Leiter Cafer Tosun ein erfahrener Topmanager aus dem eigenen Umfeld gewonnen werden, der zuvor acht Jahre im Silicon Valley tätig war.

Der Leiter des Innovationszentrums berichtet direkt an den SAP-CTO Vishal Sikka, der in Palo Alto residiert. Im Gespräch mit silicon.de skizziert Cafer Tosun das einfache Patentrezept, durch dessen Hilfe nicht nur kluge Ideen, sondern vor allem marktreife Produkte entstehen sollen: “Das Erfolgsgeheimnis liegt im direkten Draht über den SAP-Mitgründer Hasso Plattner direkt ins Unternehmen hinein.”

Inhaltlich wollen die Initiatoren den Studierenden genügend Raum für eigene Ideen lassen. Mehr noch: Die Studenten sollen nicht nur lernen, in entspannter Atmosphäre eigene Projekte am Puls der IT-Industrie zu durchlaufen. Sie sollen auch mit “Querdenker-Ideen” aufwarten.

Befragt zu konkreten Inhalten in den neuen Ausbildungsgängen, verwies Plattner vor allem auf die von SAP eingeführte In-Memory-Technologie, die durch sekundenschnelle parallele Verarbeitung von Millionen Kundendatensätzen hochwertige Anwendungen und Echtzeit-Analysen ermögliche.

Die In-Memory-Technologie war maßgeblich im Fachgebiet ‘Enterprise Platform and Integration Concepts’ des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts mitentwickelt worden. Zum Einsatz kommt diese laut dem Gründer etwa in mobilen Endgeräten wie dem iPad oder in maß geschneiderten Applikationen für die Finanzanalyse und das Data Mining.

“Der Standort Potsdam zieht mit seinem offenen Ambiente SAP-Professionals aus der ganzen Welt an”, erklärte HPI-Institutsdirektor Professor Christoph Meinel. Aufgrund der langwierigen Bauphase (siehe Bildergalerie) dienen die Räumlichkeiten am Institut nun übergangsweise als zweite Heimat, bis der neue Standort in knapp zwei Jahren endgültig bezogen werden kann.

Von der engen Zusammenarbeit mit dem international tätigen Softwarekonzern sollen nicht nur die Studierenden und Wissenschaftler am Potsdamer HPI profitieren, sondern auch die übrigen akademischen Einrichtungen in der Region, so Meinel weiter. Neben der praxisnahen Ausbildung von IT-Ingenieuren widmet sich das Institut der Lehre und Forschung im Bereich Design Thinking. Dieser offene Systemansatz soll zu Lösungen führen, die laut HPI besonders anwenderfreundlich und wirtschaftlich erfolgreich zu vermarkten sind.

“Ein kleiner Kreis von hoch motivierten Spezialisten kann große Ideen bis zur Produktreife hervor bringen”, sagte auch SAP-Vorstand Sikka. Mit dem hochgesteckten Leitbild “Silicon Sanssouci” – in Anlehnung an den benachbarten früheren Stammsitz der preußischen Könige – setzt sich der Konzern hohe Maßstäbe.

So bleiben für so manchen Branchenbeobachter die harten Fakten bedeutender. Immerhin gibt es am Potsdamer Institut seit dem vergangenen Jahr das HPI Future SOC Lab. Es ist mit modernster Hard- und Software ausgestattet, und es wirbt mit namhaften IT-Konzernen wie Fujitsu, Hewlett-Packard und EMC.

Darunter befinden sich beispielsweise Hochleistungsserver mit bis zu 128 logischen Rechenkernen und zwei Terabyte Hauptspeicherkapazität. Durch Kooperationen mit den Großen in der IT-Industrie möchten die Potsdamer ganz nebenbei auch das öffentliche Image gerade rücken, es handle sich bei dem Institut um einen ausschließlich im Dunstkreis von SAP operierenden Think Tank.

Passend dazu probte Hasso Plattner ganz am Ende der Eröffnungsveranstaltung den kreativen Schulterschluss mit dem wichtigsten Mitbewerber: “Oracle betreibt bislang keine Forschung in Deutschland, vielleicht ändert sich dies im Laufe der Zeit noch.” Wer diesen Aufruf indes zwischen den Zeilen las, der sah darin nicht nur eine Handreichung.

Silicon-Redaktion

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