Die Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg ist auf dem besten Weg ein Stück Internet-Geschichte zu schreiben. Der Fall polarisiert im Netz wie kaum ein anderer: Auf der einen Seiten stehen die Nutzer, die im Wiki GuttenPlag Auszüge veröffentlichten, in denen sie vermeintlich Plagiate entdeckt hatten. Auf der anderen die Unterstützer jener Pro-Facebook-Seite, die “gegen die Jagd” auf den Verteidigungsminister aufruft.
Die Dynamik, die beide Gruppen innerhalb kurzer Zeit entwickelt haben, ist beachtlich. Vor wenigen Tagen hatte die Organisatoren des GuttenPlag-Wiki das Projekt aus dem Boden gestampft – am Montagabend präsentierten sie bereits eine erste Zwischenbilanz. Demnach hatten hunderte Internetnutzer für 271 Seiten der knapp 450 Seiten langen Doktorarbeit “Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU” Plagiate gemeldet. Es seien “bis jetzt 3.521 von 16.325 Zeilen, das sind 21,5 Prozent der Doktorarbeit (jeweils inklusive Fußnoten) als Plagiate identifiziert”, heißt es in dem Zwischenbericht.
Das Wiki dokumentiert diese im Einzelnen. Zudem wurden rund 160 Seiten bisher auf “Plausibilität geprüft”, wie es im Wiki heißt, und in zwölf Kategorien aufgeteilt. “Die Überprüfung dieser Textstellen ist sehr aufwendig”, sagt ein Sprecher des GuttenPlag-Wiki. Rund 30 Freiwillige beschäftigten sich inzwischen intensiv mit der Kontrolle. Darunter seien allerdings keine Juristen, betonte der Sprecher, der als Doktorand an einer deutschen Hochschule namentlich nicht genannt werden will. Anschließend soll ein Abschlussbericht veröffentlicht werden.
Das Provisorium hat sich als Treiber der öffentlichen Diskussion über die wissenschaftliche Arbeit des Verteidigungsministers entpuppt. Eine Art inoffizielle Überprüfungskommission ohne amtlichen Auftrag. Die Arbeit am GutenPlag-Wiki diente vielen Medien als Quelle, die Suchergebnisse wurden immer wieder zitiert.
Die gewaltige Resonanz hat die Macher nach eigenen Angaben selbst “überrascht”. “Der Umfang der vermuteten Plagiate ist in den letzten Tagen geradezu explodiert”, schreiben sie. Deshalb seien die “dokumentierten Textstellen immer noch mit Unsicherheit behaftet”.
“Ja, es gibt ein Jagdfieber in mir”, zitiert süddeutsche.de einen der beiden Gründer der Plattform. “Aber es richtet sich nicht gegen die Person Guttenberg. Mein Jagdtrieb richtet sich gegen seinen Titel. Er hat ihn unrechtmäßig erworben. Er muss ihn zurückgeben.”
“Schluss mit der Hetze!”, schreibt dagegen einer der Unterstützer des Ministers auf der Pro-Guttenberg-Seite “Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg” auf Facebook. Bis zum Dienstagmittag haben sich dort über 294.000 Unterstützer versammelt. Montagmittag waren es noch 110.000.
Hinter der Facebook-Seite steckt der 29-jährigen Mainzer Medienunternehmer Tobias Huch. “Ich war verärgert darüber, dass die Plagiats-Vorwürfe gegen zu Guttenberg im Netz eine so große Welle erzeugt haben, obwohl es viel wichtigere Themen gibt, etwa die Nachricht von den in Afghanistan gefallenen Soldaten”, sagte Huch. “Deshalb habe mich entschlossen, diese Seite einzurichten und ein paar Freunde darauf hinzuweisen.” An so eine “Welle” der Unterstützung habe er zunächst gar nicht gedacht.
Für Guttenberg-Gegner scheint Facebook dagegen nicht die richtige Plattform zu sein: Die Seite “Guttenberg muss gehen” fand bis Dienstagmittag rund 2600 Unterstützer. An der Seite “Für die Aberkennung der Doktorwürde von Karl-Theodor zu Guttenberg” fanden knapp 780 Internetnutzer Gefallen.
Guttenberg hat inzwischen versucht einen endgültigen Schlussstrich unter die Debatte zu ziehen und einen dauerhaften Verzicht auf seinen akademischen Grad erklärt. Er war damit einem Urteil der Universität Bayreuth über seine Dissertation zuvorgekommen. Von offizieller Seite gibt es weder einen Hinweis geschweige denn eine Bestätigung für einen Zusammenhang. Tatsache ist aber auch, dass kurz vor der Verzichtserklärung des Verteidigungsministers am Montagabend die GuttenPlag-Macher den besagten Zwischenbericht veröffentlicht hatten.
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natevolk@web.de
Frau Käsmann ist wegen einer Portion Wein zu viel zurückgetreten, der Minister will bleiben trotz geistigen Diebstahls für seine Doktorarbeit - er sollte die Konsequenzen ziehen und gehen, umso besser kann er zurückkehren.
Beste Grüße
Renate Volk
verteidigungsminister zu guttenberg
herr karl theodor zu guttenberg ist ein exelenter vertreter unseres volkes im deutschen bundestag,sowie ein hervoragender minister im kabinet-mit und ohne dr.man sollte ihn in ruhe arbeiten lassen und zum alltag zurückkehren
friedel wasserfuhr
Lasst die Kirche mal im Dorf...
...während sich hierzulande ine Ptrotestwelle gegen einen Doktortitel entwickelt, sterben ganz nebenbei Eure Nachbarn als Soldaten im Afghanistankrieg. Diesbzgl. entstehen keine Fachbookseiten oder Wikis. Leute, in was für einer Realität leben wir hier eigentlich.
Nordafrika brennt politisch und wir regen uns über den Titel eines Ministers auf, der m.E. seinen Job(!) nicht schlecht macht.
Und ganz nebenbei: Die Universität Bayreuth sollte sich mal über eigene Fehler Gedanken machen - denn die Kontrolle der Arbeit scheint ja auch eher von Studenten als promovierten Doktoren oder Professoren vorgenommen worden zu sein.
Deutschland, mit solchen Debatten lässt sich unsere wichtigste Ressource - das KnowHow - bald nicht mehr exportieren. Mal über das Image nachgedacht...
Mir geht das so auf den Keks!
Ist doch klar, dass man jemanden, der mal ein gutes Image hat (was ja in unserer Politik selten ist) eine draufhauen möchte. Man kann sich ja auch vorstellen aus welchen Reihen das kommt... Das mit dem Plagiat ist ja bestimmt nicht zufällig aufgetaucht, sondern man hat mit Absicht nach was belastendem gesucht. Unsere Regierung verarscht uns die ganze Zeit und das nicht zu knapp, aber wegen einem Doktortitel würden plötzlich alle auf die Barrikaden gehen.
Und außerdem: Als hätte nicht jeder von uns schonmal Mist gebaut! Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein...
Es gibt wirklich genügend wichtigere Dinge. Wenn ich Guttenberg wäre, hätte ich schon längst gesagt "Deutsches Volk, ihr seid so dumm - leckt mich doch sonstwo" und wäre gegangen. Er hat es nicht nötig sich zum Affen zu machen und genau DESHALB macht er halbwegs gute und ehrliche Politik!
Beim Thema bleiben
Bleiben wir doch mal beim Thema.
Es geht hier nicht um Afgahnistan oder Nordafrika, sondern einzig und allein um die Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit eines Menschen der ein Vertreter des deutschen Volkes sein will. Das Volk schaut ihm genau auf die Finger und stellt fest das der Volksvertreter, nicht zum erstenmal, mit der Ehrlichkeit gegenüber seinem Auftraggeber zurückhaltend ist.
Darüber hinaus wurden möglicherweise Ressourcen des Staates für die Dissertation benutzt. Es sind schon Angestellte wegen eines Mettbrötchens entlassen worden.
Und wenn man mal eine Tabelle mit Leistungen des Herrn Ministers aufstellen würde, bliebe überschlägig in der positiven Spalte enorm viel Platz.
Quo vadis Deutschland?
Ich wundere mich, wie viele, über die momentane Diskussion über zu Guttenberg (und Konsorten). Ein Politiker sollte nach meinem Geschmack wie andere Größen aus Wirtschaft, Sport und Medien auch, einer gewissen Vorbildfunktion entsprechen. Da ist zu Guttenberg so gut - oder besser gesagt - so schlecht wie alle anderen auch.
Wenn aber ein Jungpolitiker erfrischend anders antritt, mit zunehmender Amtszeit immer überheblicher und großkotziger daherkommt und dann noch von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wird, dann hat er sich selbst diskreditiert.
Politiker sind auch dazu da, Standards und Leitlinien für unsere Gesellschaft zu setzen. Ein Vertreter der mogelt, bescheisst, betrügt, Steuergelder zweckentfremdet und wenn er erwischt wird auch noch dreist lügt, der hat in dieser Funktion nichts zu suchen. Egal wieviel Fachkompetenz er hat.
Es sei denn wir streben eine Gesellschaft an die aus unehrlichen Politikern, abzockenden Bankern und unproduktiven Event-Dauerusern besteht, dann nur weiter so. Prost Mahlzeit!
Herr von Guttenberg
Unfassbar!
Was nimmt Herr von Guttenberg sich heraus? Mit seinen Aussagen erklärt er ein ganzes Volk für bescheuert.
Wo ist die Vorbildfunktion gegenüber unserer Gesellschaft und vor allem gegenüber unserer Kindern?
Es gibt nur eine Möglichkeit: Er muss gehen!
Guttenbergs "Plagiatsaffäre"
Was hier abläuft ist doch krank, geistig krank, wie so manche der neidischen Oppositionspolitiker und die Irren des Mainstreams der öffentlich-rechtlichen Medien. Ein noch nie dagewesenes Heuchler- und Pharisäertum!!! Wie will man eine solche Arbeit schreiben ohne viel Fleiß Quellen zusammen zu suchen? Jeder schreibt doch ab. Bei dem Stoff!
In Libyen läuft eine menschliche Katstrophe ab, und die Spießbürger aus Redaktionsstuben, der SPD und der Grünen belästigen uns mit ihrem kleinkarierten gequirlten Stuhlgang. Da sieht man mal wieder die Geisteshaltung solcher Menschen, wie auch die der Medienschmierer, Guttenberg lieber an erste Stelle zu setzen um den wildgewordenen Mob aufzuwiegeln; das Ergebnis sieht man ja wie viele Dummköpfe sich da instrumentalisieren lassen.
Vorbild
"Viele Menschen wissen klare Botschaften zu schätzen, auch wenn sie nicht immer bequem sind. Verantwortung bedeuted manchemal auch, unpopuläre und unabhängige Entscheidungen zu treffen zu können und zu müssen.Verantwortung bedeuted vor allem Verpflichtung, Vertrauen und Gewissen."
"Richtschnur meines Handelns war und ist Prinzipienfestigkeit und Grundsatztreue. Ich werde mir diesen eigenen Politikstil auch zukünftig bewahren"
Wenn diese Aussagen stimmen, dann muss der Minister allein aus Gründen der Selbstachtung zurücktreten.
Oder wollen wir wirklich solche Politiker an der Spitze zweier Universitäten haben?? Soll das das neie Leistungsprädikat für deutsche Politiker sein??
Zitate: Wahlflyer Dr.Karl Theodor zu Guttenberg, Budestagswahl 2009, http://www.zuguttenberg.de
Ob es nun relativ...
Die Sache mit dem Doktortitel ist sicherlich relativ unbedeutend im Verleich zu den Vorgängen in Libyen, Ägypten usw. Aber natürlich wird sie dadurch nicht besser.
Wenn er nun nachts in einen Supermarkt einbrechen würde, dann wäre das auch realtiv unbedeutend im Vergleich zur Weltpolitik. Also, ich kann diese Vergleichs-Argumentation beim besten Willen nicht nachvollziehen.