Freiberufler-Honorare auf Höchststand
So hoch wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr sind in den vergangenen Wochen die Honorare für IT-Freiberufler angestiegen. Das berichtet das IT-Freiberufler-Portal Gulp in der aktuellen Stundensatz-Auswertung.
Der Personaldienstleister Gulp wertet seit 1998 halbjährlich die Marktpreise für Freelancer aus. Seit der letzten Auswertung im August sind die durchschnittlichen Honorarforderungen um einen Euro gestiegen. Gulp hat dazu die eigene Datenbank herangezogen, in der derzeit 74.000 Freiberufler eingetragen sind, das seien rund 90 Prozent der deutschen IT-Freiberufler, rechnet der Portalbetreiber vor.
So hoch wie seit 2002 nicht mehr. Die Forderungen der IT-Freelancer im Februar 2011.
Es gibt noch eine gute Nachricht vom Freiberuflermarkt: Der kontaktierte Stundensatz, also der Honorarwunsch der Freiberufler, die Projektanfragen erhalten, ist im letzten halben Jahr um einen Euro gestiegen. Der kontaktierte Stundensatz war seit 2008 kontinuierlich gesunken. Es scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. “Es gibt Grund zur Hoffnung, dass Unternehmen wieder bereit sind, Leistung entsprechend finanziell zu honorieren”, teilt Gulp mit.
“Die zurückliegende Wirtschaftskrise zeigt bei weitem nicht so starke Auswirkungen auf die Freelancer-Honorare wie die Krise, die dem Platzen der Dotcom-Blase folgte”, so Stefan Symanek, Marketing-Leiter bei Gulp.
47,6 Prozent der bei Gulp eingetragenen IT-Freelancer fordern einen Stundensatz zwischen 60 und 79 Euro. In den vergangenen Jahren gab es vor allem bei den Stundensätzen jenseits der 70 Euro Wachstum. Stundensätze zwischen 40 und 69 Euro kommen seltener vor. Die Stundensatz-Gruppen 60 bis 69 Euro und 70 bis 79 Euro sind nun in etwa gleich groß. Vor fünf Jahren stach die Gruppe 60 bis 69 Euro deutlicher heraus. “Auffällig ist auch die Zunahme bei den Stundensatz-Gruppen jenseits der 100 Euro. Knapp neun Prozent verlangen bereits Spitzenwerte von 100 Euro und mehr”, kommentiert Symanek.
Die Stundensatzforderung variieren je nach Position
IT-Projektleiter führen mit einer Stundensatzforderung von 79 Euro das Ranking an, gefolgt von den Beratern, die im Schnitt 76 Euro berechnen. Das sind auch die beiden einzigen Positionen, die überdurchschnittlich hohe Stundensätze verlangen. Zwischen der Position mit den höchsten Forderungen, nämlich dem IT-Projektleiter mit 78 Euro und dem Administrator, der im Schnitt 58 Euro kostet, liegen also genau 20 Euro Differenz.
Unterschiedliche Rollen, unterschiedliche Preise. Die Spanne reicht von 58 Euro bis 78 Euro.
Gulp betont, dass es sich bei diesen Zahlen um den Durchschnitt handelt. Dabei kommt der Junior- genauso in die Rechnung, wie der Senior-Projektleiter. Deswegen, so heißt es von Gulp sei auch der Blick auf die Forderungen pro Position in Abhängigkeit von der Berufserfahrung interessant. Ein Blick auf den IT-Trainer und IT-Berater:
Die beiden hier dargestellten Berufsgruppen verlangen relativ früh hohe Stundensätze: Ab zehn Jahren Erfahrung liegen die IT-Berater einen Euro über dem allgemeinen Durchschnitt von 72 Euro, mit 15 Jahren stoßen die IT-Trainer hinzu. Interessant ist auch die Tatsache, dass in beiden Positionen die Stundensatzforderung ab 30 Jahren Erfahrung leicht zurückgehen, beim Berater ist diese Bewegung noch etwas deutlicher.
In Österreich ist die Forderung seit August um einen Euro gesunken auf aktuell 73 Euro. Die Schweizer IT-Freelancer konnten ihre durchschnittliche Stundensatzforderung um zwei Euro erhöhen. Sie beträgt im Februar 2011 87 Euro – 15 Euro mehr als in Deutschland.
Angebot und Nachfrage: Der Unterschied zwischen kontaktiertem und gefordertem durchschnittlichen Honorar in der Schweiz am größten. Die Differenz beträgt fünf Euro. In Österreich ist es nur ein Euro, in Deutschland liegen zwischen Forderung und Angebot zwei Euro.