Parallels sieht sich mit seinen Software-Angeboten als “Cloud-Enabler”. Das heißt, deren Plattform ermöglicht den Internet-Service-Providern (ISPs) den Aufbau von umfangreichen Cloud-Angeboten für deren meist nur auf E-Mail und Webhosting ausgerichtete Kundschaft. Und da es sich bei diesen Kunden überwiegend um kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) handelt, fokussiert man sich auf die Cloud-Angebote für dieses Marktsegment.
Laut McKinsey-Analyst Darren Pleasance handelt es sich bei den KMUs um einen besonders attraktiven IT-Markt. “47 Prozent aller weltweiten IT-Ausgaben entfallen auf die KMUs – Tendenz rasant steigend”, sagte er in seiner Präsentation auf dem diesjährigen Parallels Summit in Orlando. Desweiteren seinen diese Unternehmen ganz besonders Cloud-geeignet, denn rund die Hälfte von ihnen betreibt den IT-Support im Do-it-yourself-Verfahren. “Cloud Computing ist für die KMUs die einzige Möglichkeit, um die IT-Qualität eines Großunternehmen zu verhältnismäßig akzeptablen Kosten zu erhalten”, war seine Schlussfolgerung.
Damit schaffte er dann den Brückenschlag zu Parallels Chairman Serguei Beloussov, der den 1000 Teilnehmern in seiner Keynote vorrechnete, dass sie mit erweiterten Cloud-Angeboten sehr viel Geld verdienen können. “Profit from the Cloud”, war sein roter Faden und konsequenterweise auch das Motto der gesamten Veranstaltung. Inhaltlich stand “Parallels Automation für Cloud-Infrastrukturen” im Mittelpunkt der Neuankündigungen. Damit lassen sich von einer einzigen Konsole aus die jeweiligen Cloud-Angebote einrichten und managen. Noch befindet sich die neue Parallels-Plattform im Beta-Stadium, doch sie soll noch im Laufe dieses Jahres allgemein freigegeben werden.
Die Plattform ist weitestgehend mit Microsofts System Center integriert. Das bedeutet, dass die ISPs darüber auch viele Microsoft-Lösungen anbieten können, wie beispielsweise Microsoft-Exchange, SharePoint, Office Communications Server, Dynamics CRM und Microsofts Online Services. Darüber hinaus ist die Plattform bereits “Office365-ready”, das heißt, die ISPs können damit auch Microsofts Online-Office anbieten, sobald dieses allgemein verfügbar ist.
Auch in einem anderen Punkt gab es eine deutliche Parallele zu Microsoft: So versagte die Demo der neuen Plattform während der Keynote – ein Vorfall, der an die vielen Pannen erinnerte, mit denen Bill Gates bei seinen Vorführungen oft zu kämpfen hatte.
In den Diskussionen ging es vor allem um die Konkurrenzsituation von kleinen Cloud-Anbietern zu den drei großen: Amazon, Google und Salesforce. “Ich weiß, dass Amazon im letzten Jahr über eine Milliarde Dollar mit seinen Cloud-Diensten umgesetzt hat und dass die Gewinnmarge bei über 50 Prozent lag”, sagte Beloussov. Sein Marketing-Chef John Zanni sieht vor allem ein fehlendes Sales-Verständnis bei den ISPs. “Sie verdienen gut und sehen keine Notwendigkeit in neue Services und Werbemaßnahmen zu investieren”, sagt er über die Situation bei ISPs.
Das war bereits ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Resonanz auf die Cloud-Initiative von Parallels bei den anwesenden ISPs nicht besonders euphorisch ist. Es scheint, dass diese im Zusammenhang mit Cloud Computing andere Sorgen haben, als möglicherweise entgangene Gewinne. “Gerade kleinere ISPs sehen sich bei ihren Cloud-Angeboten einer skeptischen Kundschaft gegenüber gestellt”, sagt Forrester-Analystin Rachel Dines. Ihrer Ansicht nach handelt es sich vor allem um folgende Bedenken und Sorgen: Sicherheit, Daten-Portabilität, Performance und die Geschäftssicherheit des Unternehmens, also die Gefahr, dass der Cloud-Provider bankrottgeht.
Doch über diese begründeten Bedenken wurde auf dem Parallels Summit nicht diskutiert. Stattdessen dominierten technologische und vertriebstechnische Fragestellungen und so hatte man als Teilnehmer zeitweise das Gefühl, die Diskussion ums Cloud Computing befand sich weit oberhalb der Wolkenuntergrenze.
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