Frankfurt Cloud ist ein gemeinsames Projekt von Deutscher Bank, GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Goethe Universität sowie des Rechenzentrum-Dienstleisters Interxion. Es handelt sich um eine in Frankfurt betriebene Cloud-Computing-Infrastruktur, die am 1. Oktober 2010 gestartet wurde.

Die Cloud beherbergt Forschungsanwendungen der Universität Frankfurt – das Spektrum reicht von Fragestellungen im Bereich Financial Risk Management über Simulationen bis hin zum Verständnis von Sternenexplosionen. Mit den auslastungsintensiven Anwendungen sollen die Grenzen der Belastungsfähigkeit der Cloud ausgelotet und unterschiedliche Anforderungsprofile untersucht werden. Dabei geht es in erster Linie darum, in Zukunft eine stark fragmentierte Anwenderlandschaft auf Dauer zuverlässig, flexibel und robust mit Cloud Services zu bedienen. In diesem Kontext werden verschiedene Abrechnungs- und Zugriffsmodelle über ein Selbstbedienungsportal getestet. Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Ausfallsicherheit der Cloud werden durch permanente Stresstests kontrolliert und ausgewertet.

Die Zwischenbilanz: Bislang stellte sich nach Angaben der Projektpartner heraus, dass auch extrem heterogene Anwendungen in der Cloud konstant, hochverfügbar und ausfallsicher betrieben werden können. So kam es im Betriebszeitraum zu keinem einzigen Problem oder Absturz. Derzeit besteht ein Auslastungsgrad der Frankfurt Cloud von bis zu 80 Prozent. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Cloud-Infrastruktur aufgrund der hohen Flexibilität bei der Ressourcenbuchung und bei der Einrichtung der Systeme von den Anwendern aus dem Wissenschaftsbereich sehr gut angenommen wurde. Die Projektteilnahme soll künftig auch anderen Unternehmen ermöglicht werden.

“Für die Deutsche Bank ist die Frankfurt Cloud ein Testfeld, um noch ungeklärte Fragen im Bezug auf die Technologie in einem realen Umfeld zu untersuchen”, sagte Dr. Hermann-Josef Lamberti, COO und Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank. “Dabei geht es um die Implementierung, die Kapazitätssteuerung, Abrechnungs- und Preismodelle sowie zahlreiche rechtliche, regulatorische und sicherheitsrelevante Fragen. Für uns ist jedoch klar, dass sich nutzwertorientierte Technologien langfristig durchsetzen werden und man immer dann Vorteile hat, wenn man frühzeitig Erfahrungen sammelt und die Entwicklung aktiv mitgestaltet.”

“Die Frankfurt Cloud ist für uns eine Ergänzung unserer internen Cloud”, hieß es von Dr. Peter Malzacher von der GSI. “Wir versuchen in diesem Kontext, für unsere Nutzer eine Art Hybrid Cloud aufzubauen. Falls die Ressourcen bei GSI nicht ausreichen, sollen die Anforderungen transparent an externe Clouds weitergereicht werden.” Mit der Frankfurt Cloud sei das trotz der unterschiedlichen Cloud-Basis-Software auf Anhieb gelungen. “Nach rechenintensiven Simulationen für den Strahlenschutz und Rechnungen aus der theoretischen Kernphysik werden wir die Cloud in das Grid für das Alice-Experiment beim CERN einbinden.”

“In der Vergangenheit war die Diskussion um Cloud Computing stets zu einem großen Teil von der Theorie geprägt – konkrete Anwendungen hingegen gab es nur wenige”, sagte Prof. Dr. Clemens Jochum von der Goethe Universität. “Mit dem Projekt Frankfurt Cloud klären wir Fragen für unterschiedliche Anforderungsprofile der Nutzer und deren Verhalten beim selbstgesteuerten Bezug von Rechenkapazitäten.” Darüber hinaus gehe es darum, wer Zugriff auf die Daten bekommt, wie die Abgrenzung der Privatsphäre erfolge und wie bei gleichzeitiger Nutzung der Infrastruktur durch mehrere Kunden die Datensicherheit garantiert werde. “Die Stresstests wiederum sollen Anhaltspunkte zur Optimierung der Cloud im Hinblick auf Leistungsfähigkeit und Ausfallsicherheit liefern.”

“Der Datenumschlagplatz in Frankfurt war für die Etablierung der Frankfurt Cloud ideal, da er neben der optimalen Infrastruktur auch über die Anbindung an 150 verschiedene Carrier und ISPs verfügt”, hieß es von Peter Knapp, Geschäftsführer von Interxion Deutschland. “Das Testfeld Frankfurt Cloud ist der erste Schritt, um diese Strukturen dauerhaft zu etablieren.”

Silicon-Redaktion

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