iPad 2: Nur bedingt Business-tauglich

Trotz schwerer Krankheit ließ es sich Steve Jobs nicht nehmen höchstpersönlich auf die Bühne zu klettern um Apples neues iPad 2 zu präsentieren. Steve Jobs ist ein integraler Bestandteil von Apples beeindruckender Marketing-Maschine – und Jobs weiß das.

Bei den Konsumenten wird das iPad 2 auf jeden Fall neue Rekorde erreichen. Es wird am Freitag die bekannten Schlangen an den Apple-Stores geben und demnächst gibt es dann den deutlichen Hinweis unter vielen Emails “Verschickt von meinem iPad 2”.

Doch was die Nutzung des iPad 2 im Business-Umfeld angeht, so überwiegen die skeptischen Ansichten. Am schärfsten ging der auf mobile Anwendungen spezialisierte Analyst Jack Gold von Gold Associates mit dem neuen Tablet ins Gericht: “Das iPad 2 ist leichter und dünner – aber was ist daran so bahnbrechend neu?”, lautete seine rhetorische Frage in einer Research-Note. Und obwohl bereits viele Unternehmen das iPad im Einsatz haben, zweifeln eine Reihe an Experten an der Business-Tauglichkeit des Apple-Tablets – oder sehen zumindest Motorolas Xoom und RIMs PlayBook als besser geeignet.

Laut Apple befindet sich das iPad bei 80 der Fortune 100 Unternehmen im Einsatz, doch Gold verweist zu Recht darauf, dass es sich dabei fast überall um Pilotanwendungen handelt, deren Ergebnisse noch abzuwarten sind. Die Hauptbedenken gegenüber einem Business-Einsatz des iPads bestehen vor allem in den Bereichen Sicherheit und Management. Und in diesen beiden Punkten gibt es keinen Unterschied zwischen der ersten und der zweiten iPad-Version. Bei der Sicherheit werden vor allem drei Punkte als gravierend angeführt: Kein Remote-Löschen der Daten, kein Kill-Switch für den Zugang zum internen Firmennetz und keine Verschlüsselung.

Noch schwerer wiegen die Nachteile beim Managen des Systems. Es gibt Bekanntlich einen erheblichen Unterschied, ob ein System direkt selbst vom Endnutzer verwaltet und betreut wird oder ob dieses zentral vom Unternehmen aus stattfinden muss. Für den letzteren Punkt müssen beispielsweise Patches remote und automatisch installiert werden können. Hierzu bietet Apple keine Unterstützung. Zwar gibt es Drittanbieter, wie Sybase, Zenprise oder MobileIron, doch das bedeutet neue Lieferanten – und zusätzliche Kosten. Ein weiterer Punkt ist die Erweiterung des Help-Desk auf diese speziellen Apple-Systeme. Gold schätzt, dass sich alle Beschaffungs- und Betriebskosten (TCO) des iPads auf 3000 bis 5000 Dollar pro Jahr und Gerät summieren.

Neben diesen objektiven Mängeln des iPad 2 gibt es auch eine Menge relativer, die beispielsweise im direkten Vergleich mit dem PlayBook eine Rolle spielen werden. Obwohl hier noch die endgültige Marktfreigabe Anfang April abzuwarten ist, lassen sich schon jetzt einige Features vergleichen.

So speichert die WLAN-Version des PlayBooks lokal keine Firmendaten ab, sodass auch beim Geräteverlust keine Daten gestohlen werden können. Der Nachteil davon ist allerdings, dass der Zugang zum Firmennetz nur in Verbindung mit einem BlackBerry-Handy möglich ist, das quasi als Security-Token fungiert. Unternehmen, die also bereits einen BlackBerry-Enterprise-Server betreiben und deren Mitarbeiter mit den entsprechenden Handys ausgerüstet sind, werden dieses Feature begrüßen, da der PlayBook-Einsatz keine Zusatzkosten und –Aufwendungen bedeutet.

Apropos WLAN und 4G: Auch hier bietet das iPad 2 keine Verbesserungen an, wogegen RIMs PlayBook von Anfang an HSPA+ und LTE unterstützen wird und ab Sommer soll es auch eine WiMax-Version geben. RIMs CEO Jim Balsillie spielt derzeit die Vorzüge seines kommenden Tablets vollends aus: “Das PlayBook ist CIO-geprüft”, sagte er jüngst auf einer IBM-Veranstaltung mit tausenden CIOs als Teilnehmer.

Silicon-Redaktion

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