BVSI fordert Kammer für Informatiker
Der Berufsverband selbständiger Informatiker (BVSI) hat sich in einer umfangreichen Stellungnahme zu den aktuellen Arbeitsbedingungen von IT-Experten geäußert. Zwar bekämen freiberufliche IT-Berater inzwischen wieder mehr Geld. Aber “die Rahmenbedingungen für IT-Freiberufler in Deutschland sind verbesserungswürdig”.
Es sei verwunderlich, dass ein Land wie Deutschland, in dem es für sämtliche Lebensbereiche gesetzliche Bestimmungen gebe, “gesetzesfreie Zonen” auf dem Projektmarkt dulde, sagt BVSI-Vorstand Dr. Dirk Bisping.
“Warum dürften beispielsweise Vermittler bis zu 25 Prozent und mehr Provision für die Vermittlung eines IT-Spezialisten einstreichen? Dies sei nicht nachvollziehbar, dennoch in seltenen Fällen Realität.” Viele IT-Freiberufler beklagen nach Angaben des Verbands außerdem, dass bei der Projektvermittlung Intransparenz zum Tagesgeschäft gehöre. Neue positive Standards setzen einige junge Vermittlerfirmen, die eine Marge von 10 oder 15 Prozent nehmen und transparent kommunizieren. Im Regelfall haben IT-Berater allerdings meist keine Chance zu erkennen, mit welchen Prozentsätzen der Vermittler arbeitet.
Um das Problem zu lösen, schlägt Bisping vor, bei der Projektvermittlung von Freiberuflern neue Wege zu gehen: “Es ist denkbar, dass sich die Bundesagentur in die Vermittlung von IT-Freiberuflern einschaltet.” Der Gesetzgeber sei gefordert, zu handeln und das Thema ‘Vermittlung von Freiberuflern’ nicht einfach auszusitzen, fordert Bisping. “Die Politik hat es leider versäumt, sich mit den Belangen der Freiberufler zu beschäftigen, was angesichts der hohen Wachstumsraten von Freiberuflern in Deutschland überrascht.”
Bisping: “Gesetzesfreie Zonen” für IT-Freiberufler in Deutschland.
Foto: BVSI
Ähnlich problematisch sei die Zwangsmitgliedschaft von IT-Beraten bei der IHK. Eine IHK-Mitgliedschaft mag Handwerkern nutzen, für die IT-Berater ist sie nicht mit Gegenleistungen verbunden. Der BVSI fordert deshalb den Stopp der Zwangsmitgliedschaft für IT-Berater in der IHK.
Zudem fehle weiterhin ein unabhängiges Gremium, das IT-Freiberufler zertifiziere und deren Leistungsfähigkeit nachweise. “Der Begriff IT-Berater ist nicht geschützt, jeder kann sich so nennen”, schreibt der BVSI. “Mit möglicherweise gefährlichen Folgen: Denn IT-Berater können mit fehlerhafter Arbeit große finanzielle Schäden anrichten.”
Auch hier hat der Verband einen konkreten Vorschlag, wie sich die Situation seiner Meinung nach verbessern ließe: “Die Einführung eines unabhängigen Gremiums, das Qualifikationskriterien für IT-Freiberufler festlegt und so klare berufliche Standards schafft. Dies ist in anderen Arbeitsfeldern, zum Beispiel bei den Architekten, den Ärzten und Ingenieuren schon lange üblich. Mit einer Informatiker-Kammer bekämen die ungeregelten Verhältnisse in der jungen Informatik-Branche einen soliden, gesetzlichen Rahmen.”