Pro Tag werden heute durchschnittlich 140 Millionen Tweets verfasst, insgesamt zwitschern über 200 Millionen Menschen. Pro Tag kommen derzeit 460.000 neue Nutzer hinzu. Gegründet von drei jungen Männern beschäftigt das Unternehmen inzwischen 400 Mitarbeiter.
Anders ausgedrückt heißt dieser Zahlen-Salat: Seit der Gründung hat sich Twitter von einem Nischenphänomen für Internet-Freaks zum gefeierten Star der Web-2.0-Szene entwickelt. In dieser Woche jährt sich der Geburtstag der Zwitscher-Plattform zum fünften Mal.
Der erste Tweet stammt vom 21. März 2006: “just setting up my twttr” schreibt Plattform-Gründer Jack Dorsey. Der offizielle Launch folgte dann ein paar Monate später im Juli 2006. Ursprünglich ein Forschungsprojekt für die Podcasting-Firma Odeo hatte Dorsey die Idee zu der Plattform gemeinsam mit seinen Kollegen Biz Stone und Evan Williams weiterentwickelt. Die drei hatten früh den Nerv der Zeit erkannt und mit der Mischung aus simpler Kommunikation und grenzenloser Vernetzung gesetzt. Es folgt ein rasanter Aufstieg.
Das 140-Zeichen-Limit für eine Nachricht, das bis heute gilt, ergab sich aus der Länge einer SMS. Denn die Botschaften sollten sich möglichst einfach nicht nur im Web sondern auch per Handy verbreiten lassen.
Doch trotz der beständig wachsenden Nutzerzahlen hat Twitter nahezu von Anfang an ein Image-Problem. Der Dienst gilt vielen lange als Hort der Belanglosigkeiten. Böse Zungen sprachen von der “Klowand des Internets”. Doch der Dienst zog – trotz vieler “Kartei-Leichen” weiter die Nutzer stark an. Selbst die anfänglichen technischen Schwierigkeiten bei Großereignissen – dann tauchte immer der berühmte “Fail Whale” als Zeichen einer Fehlfunktion auf – konnte die Nutzer nicht mehr vertreiben.
Ungefähr seit 2009 transportierten die Tweets dann immer häufiger auch wichtige Nachrichten. Als im Januar 2009 ein Airbus auf dem Hudson notwassern musste, ging der Schnappschuss eines zufälligen Augenzeugens per Twitter um die Welt.
Die Plattform gilt inzwischen als wichtiges Tool für den schnellen Informationsaustausch. Das gilt sowohl für Ereignisse wie die politischen Unruhen im Iran, Ägypten und Libyen sowie für Naturkatastrophen wie zuletzt das Erdbeben in Japan.
Analysten bewerten Twitter aktuell mit rund 7,7 Milliarden Dollar. Demgegenüber steht ein vergleichsweise winziges operatives Geschäft. Kooperationen mit den Suchmaschinen Google und Bing sollen genug Geld einbringen, um die laufenden Kosten zu decken – aber zu wenig, um die gewaltigen Erwartungen der Investoren auch nur ansatzweise zu befriedigen. Zudem steckt das Geschäft mit der Werbung immer noch in den Kinderschuhen. Bezeichnend genug, dass es Twitter-CEO Dick Costolo im Februar in die Schlagzeilen schaffte, allein durch die Aussage “Wir verdienen Geld”.
Bleibt die Frage worin die Faszination des kollektiven Micro-Bloggings liegt. Psychologe Alan Redman sagt, dass es darauf keine einzig wahre Antwort gebe. “Viele Menschen twittern, weil sie zu einer größeren Gemeinschaft gehören wollen, die sie in ihrem Leben so nicht haben”, sagt Redman. “Twitter bietet uns die Möglichkeit, in eine Online-Gruppe aufgenommen zu werden und dem Leben der Leute dort zu folgen. Es ist ein bisschen wie eine virtuelle Stammkneipe.”
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