Dell ist dabei, sich von einem reinen Hardware-Anbieter zu einem Lösungsprovider zu mausern. Mit einer weltweiten Initiative sollen unter anderem zehn neue modulare Rechenzentren sowie insgesamt 22 Solution Center entstehen, in denen Dell Schulungs- und Beratungsdienste sowie Lösungssimulationen für Unternehmen anbieten will.
Insgesamt wird Dell eine Milliarde Dollar (700 Millionen Euro) in den Ausbau von Private- und Public-Cloud-Diensten investieren. Auf diese Weise werden Infrastructure-, Platform- und Virtual-Desktop-as-a-Service sowie IT-Outsourcing-Dienstleistungen ausgebaut.
Die neuen Rechenzentren ergänzen bestehende Standorte, die Dell unter anderem bei Firmenübernahmen eingekauft hat. Dazu zählen zum Beispiel die Akquisition des IT-Dienstleisters Perot Systems vor zwei Jahren sowie der Kauf von InSite One, das sich auf die Speicherung medizinischer Daten in der Cloud spezialisiert hat. Mit der Übernahme von Boomi hat Dell einen weiteren Fuß in der Cloud. Mit den Boomi-Services lassen sich On-Prem-Anwendungen mit Diensten aus der Public Cloud integrieren.
Dell, das nach wie vor mit Hardware und Storage sehr gut verdient, baut sich ein neues und vor allem ein zukunftssicheres Standbein auf. “In den nächsten 24 Monaten wird Dell hocheffiziente Rechenzentren rund um den Globus einrichten, um Unternehmen den Zugang zu privaten und öffentlichen Clouds sowie zu leistungsstarken IT-Outsourcing-Möglichkeiten zu bieten. Durch die Kombination von Dell-Technologien und Services mit aktuellen Technologien von Partnern können Kunden Modelle wie Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) und Virtual-Desktop-as-a-Service nutzen”, heißt es in einer Mitteilung von Dell.
Dell steht, wie andere Anbieter auch, vor neuen Herausforderungen. Bislang hat man Dell aber in dieser neuen Rolle als Lösungsanbieter nicht besonders deutlich wahrgenommen. Das soll sich nun mit dem Milliardeninvestment ändern.
“Einen massiven Schritt für Dell”, sieht IDC-Analyst Rüdiger Spies in dem neuen Investment. “Dell setzt nun seine im letzten Jahr angekündigte Cloud-Strategie um. Auch Dell hat erkannt, dass das Unternehmen – trotz aller Effizienz – mit dem reinen Hardware-Geschäft auf Dauer nur geringere und geringe Gewinne wird realisieren können”, erklärt Spies. Gewinne aber sind heute eher mit Services zu machen. Für den IDC-Analysten kommt die neue Ausrichtung jedoch zur rechten Zeit: “Dell nutzt seine Stärken, um im Cloud-Zeitalter ein wichtiger Player am Markt zu bleiben.”
“Vor fünf bis sieben Jahren hat der Anwender Specs wie Prozessorgeschwindigkeit oder die Zahl der Festplatten betrachtet”, erklärt Barbara Wittmann, Geschäftsführerin von Dell Deutschland gegenüber silicon.de. “Darüber kann man sich heut nicht mehr differenzieren.” Heute seien andere Faktoren entscheidend: “Wie einfach ist mein Systemmanagement? Kann ich andere Produkte integrieren? Bekomme ich offene Standards, damit ich alles mühelos verwalten kann?”
Einst hätten Anwender in verschiedene Bereiche wie Netzwerk oder Storage investiert. “Heute geht der Trend dahin, dass man eben versucht, diese einzelnen Komponenten optimal aufeinander abzustimmen”, weiß Wittmann. Dank neuer Bandbreiten lassen sich Cloud-Dienste heute effizient im Unternehmen einsetzen. Was für einen reinen Hardware-Hersteller aber nicht unbedingt eine gute Nachricht ist, wie Wittmann erklärt: “Die Hardware ist dann letztendlich nur das Mittel zum Zweck und ist nicht mehr der bestimmende Faktor. Die Entscheidungen, diese Veränderungen zu treiben, werden heute an ganz anderer Stelle getroffen.”
Inzwischen habe sich Dell an diese neuen Herausforderungen angepasst, erklärt Wittmann. “Aber werden wir in Deutschland heute auch als Lösungsanbieter wahrgenommen? Nein! Auch wenn das ein schwieriger Begriff ist, wollen wir klar machen, dass wir die Bedürfnisse der Kunden adressieren. Ein Kunde braucht ja nicht unbedingt einen Server, sondern er will damit etwas machen.”
Je mehr man sich in Richtung Lösung entwickelt, desto wichtiger wird auch das Branchen-Know-how. Schon heute arbeitet Dell – zum Beispiel im Mittelstandsegment – eng mit kleineren Hostern zusammen. Im Zuge der neu angekündigten Investitionsinitiative meldet Dell daher auch eine Partnerschaft mit Microsoft bei Management- und Virtualisierungslösungen an. Ziel dieser auf drei Jahre angelegten Kooperation ist eine auf Microsofts Hyper-V basierende verbesserte Integration physischer und virtueller Komponenten über die Dell-Lösungen ‚Virtual Integrated System‘ und Advanced Infrastructure Manager.
Neu ist außerdem Dell vStart, das über vorgefertigte Lösungen und eine zentrale Management-Umgebung einen schnellen und einfachen Aufbau virtueller Infrastrukturen erleichtern soll. Diese Infrastruktur wird als Rack fertig konfiguriert und verkabelt geliefert. Support für weitere Hypervisoren ist geplant. Mit einer End-to-End-Lösung für E-Mail- und Dateiarchivierung optimiert Dell darüber hinaus die Speicherauslastung und sorgt unter anderem mit Referenzarchitekturen für eine gesetzeskonforme Archivierung.
“Der technologische Fortschritt, geänderte Beschaffungsmethoden und der Schritt zu neuen IT-Modellen wie dem Cloud Computing verändern das Geschäftsleben fundamental”, erklärt Steve Schuckenbrock, President von Dell Services. “Aus diesem Wandel können Unternehmen Vorteile erzielen, etwa mit einer flexibleren Organisations- oder IT-Struktur oder mit schnellerem Time-to-Market.”
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