“Man muss mit seinen Prognosen sehr vorsichtig sein”, erklärte RIM-CEO Jim Balsillie bei der Vorstellung des mit Spannung erwarteten iPad-Konkurrenten PlayBook. Damit kontert Balsillie die Abgesänge auf BlackBerry. Der Mobil-Markt habe so seine Tücken. “Unsere Plattform und unsere Architektur schreiten voran und wir haben nicht nur gute Verbindungen zu den Carriern, sondern werden auch noch einige weitere gute Produkte auf den Markt bringen.”
Tatsächlich glaubt niemand – dank einer großen installierten Basis im Business-Umfeld – an einen schnellen Marktaustritt von RIM. Dennoch musste der Anbieter in den vergangenen Monaten vor allem in den USA kräftig Marktanteile an Android und Apples iOS abgeben. Was RIM braucht, um bei den Konsumenten – und teilweise auch im Business-Umfeld – einen Stich zu machen, ist ein überzeugendes Gerät.
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Wenn Balsillie aber bei der Vorstellung des Hoffnungsträgers PlayBook auf das künftige Line-up verweist, dann zeigt das, dass er selbst nicht wirklich an die Blockbuster-Qualitäten von PlayBook glaubt. Und es gibt viele Stimmen, die daran ihren Zweifel haben.
“Ein Rennauto, an dem ein Reifen fehlt”, nannte zum Beispiel die Forrester-Analystin Sarah Rotman das PlayBook. Eine überzeugende Plattform, die aber auf der Software-Seite noch einige Wünsche offen lässt.
Der gewichtigste Mangel scheint zu sein, dass RIM das PlayBook offenbar als Hardware-Verlängerung eines BlackBerry-Smartphones sieht. Es fehlt schlicht die wichtigste BlackBerry-Funktion: Das Push-Mail. Wer das nützen will, muss es entweder über ein BlackBerry-Smartphone tun, oder er surft (über einen hervorragenden Browser) per Wi-Fi einen Web-Mail-Client an. Vor allem Sicherheitsüberlegungen führt RIM für diese Entscheidung an, doch es könnte auch sein, dass der Hersteller einem Geräte-Kannibalismus zuvorkommen möchte.
Auch bei den Apps hinkt das PlayBook hinterher. Für Apple und Android existieren mehrere Hunderttausend Apps. In der BlackBerry-App-World hingegen sind derzeit nur 27.000 Apps gelistet. Für das PlayBook gibt es zum Marktstart lediglich 3000 Apps. Für Apples iPad existieren momentan 65.000 exklusive Apps.
Doch auch hier gibt sich Balsillie siegessicher. Die Zahl sei nicht entscheidend, sondern vielmehr der Nutzwert der Anwendungen. “Die meisten Menschen nutzen nur eine sehr geringe Zahl von Anwendungen auf ihren Geräten”, bekräftigt Balsillie. Auch hier ist man unter Experten durchaus geteilter Meinung.
Doch Balsillie nennt das PlayBook selbstsicher “zukunftssicher”. Außerdem blickt er offenbar mit großer Genugtuung auf die kommenden Wochen: “Es wird ein nachrichtenträchtiger Sommer für uns und auch die BlackBerry World wird für viele Neuigkeiten sorgen.”
Dazu könnte das neue BlackBerry OS, Version 6.1 zählen, das neben einer verbesserten Nutzeroberfläche auch einen besseren Browser und verstärkten Support für HTML5 haben wird. Auch Suche und Multitasking und ein verbessertes virtuelles Keyboard werden hier als Optimierungen kolportiert. Daneben wird es auch neue Hardware wie eine Touch-Screen-Version des BlackBerry Bold, Codename Dakota, oder das neue Storm, Codename Monaco Touch, geben.
Doch für BlackBerry geht es längst um mehr als nur ein neues Gerät. Immer mehr schwinden die Anteile an dem doch so wichtigen US-Markt. Doch die USA sind nicht alles: “Wir sind in über 180 Ländern sehr schnell gewachsen. Wir haben uns auf die restlichen 93 Prozent des Marktes konzentriert”, kontert Balsillie. “Wir brauchen gerade für die USA tolle Produkte, aber wir agieren hier in einem globalen Business.”
Ross Rubin, Analyst bei dem Marktforschungsunternehmen NPD, hält das grundsätzlich für richtig: “RIM konzentriert sich auf den Wert seiner Network Operation Centers. Dabei sind gerade Schwellenländer wichtig für RIMs Geschäft, denn diese Netzwerkarchitektur erlaubt es BlackBerry noch effizienter zu sein. Und so konnte der Hersteller 2010 knapp 40 Prozent mehr Endgeräte als im Vorjahr verkaufen. Vor allem in Großbritannien, den Niederlanden und in Indonesien konnte RIM zulegen.
Und doch gibt es Anzeichen dafür, dass für RIM eben dieser internationale Markt wegbricht. Im vierten Quartal 2010 sank laut Gartner der weltweite BlackBerry-Marktanteil von 19,5 Prozent 2009 auf 13,7 Prozent. Von Roger Enter, Analyst bei Recon Analytics, heißt es dazu: “Die große Gefahr ist, dass das, was RIM in den USA widerfahren ist, auch auf globaler Ebene passieren könnte.” Die Beispiele von Windows, Nokia oder auch Palm zeigen, wie schnell eine Markführerschaft im mobilen Bereich verspielt ist.
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