Toyota feiert heute mit dem Hybrid-Modell “Prius” Erfolge, doch bereits vor über 100 Jahren, rollte der erste Hybrid-Porsche über die Straßen. Im Jahre 1900, also rund 110 Jahre vor dem ersten “Panamera S Hybrid”, baute Porsche zusammen mit der Wiener Hofwagenfabrik Ludwig Lohner den “Semper Vivus“.
Für den damaligen Stand der Technik war der erste Hybrid-Porsche wirklich eine erstaunlich Entwicklung. Die beiden Naben-Motoren leisteten 2,7 PS und beschleunigten den Semper Vivus auf bis zu 35 km/h. Sogar ein damals renommiertes Bergrennen konnte Ferdinand Porsche, mit dem knapp 1800 Kilogramm schweren Viersitzer gewinnen.
Der Semper Vivus hatte dank zweier Benzin-betriebener Aggregate, die während der Fahrt die Akkus luden, eine Reichweite von rund 200 Kilometern, da kann sich heute noch manches Elektroauto eine Scheibe davon abschneiden.
1901 wurde der Semper Vivus auf dem Automobilsalon in Paris vorgestellt. 1902 ging das Modell als “Mixte” in Serie. Insgesamt verkaufte Porsche 65 Stück, von denen heute neben einigen verblichenen Konstruktionszeichnungen und Schwarzweißaufnahmen eigentlich nur ein Nabenmotor übrig geblieben war.
Denn der Mixte war schwer zu lenken und auf der Straße zu halten. Schuld daran waren die Räder, die wegen des Nabenmotors zusammen über eine halbe Tonne wogen. Auch musste mindestens ein Beifahrer dabei sein, der sich um die beiden Benzin-Aggregate kümmerte. Außerdem war das Fahrzeug damals doppelt so teuer wie ein Benzin-Fahrzeug.
Wie den Elektroautos in Rayond Quenaus Roman “Der Flug des Ikarus”, ereilte auch den Semper Vivus, den ‘immer Lebendig’, ein baldiger Tod. Bis 1905 wurde er verkauft. Eine gute Idee verschwand nahezu spurlos.
Doch wollte Porsche die eigene Kompetenz bei Hybrid-Antrieben unter Beweis stellen und begann eine Replik dieses Fahrzeugs herzustellen. Beauftragt wurde der Restaurator Benjamin Drescher, der in einem Familienbetrieb Fahrzeuge restauriert. Den Auftrag gab 2007 das Porsche Museum in Stuttgart.
Sein Problem war allerdings, dass es kaum noch Aufzeichnungen über dieses Fahrzeug gab. Es gab noch Einzelteile in verschiedenen über die Welt verstreuten Museen. So konnte Drescher zwar einen originalen Nabenmotor in Augenschein nehmen, aber es war nicht möglich, den einfach nachzubauen. Drescher musste lediglich mit wenigen verbliebenen Konstruktionsskizzen auf Millimeterpapier und mit Hilfe völlig überalterter Formeln sozusagen das gesamte alte Fahrzeug noch einmal neu erfinden. So mussten zum Beispiel die Vollgummireifen selbst ‘geschnitzt’ und die Elektrospulen des Motors von Hand gewickelt werden.
Glück hatte Drescher jedoch bei den Benzin-Aggregaten. Eines konnte er in Straßburg, das andere in England per Zufall auftreiben. Die Kosten für diesen Neubau: rund 500.000 Euro. Zum ersten Mal wurde der Nachbau nach drei Jahren harter Arbeit auf dem Genfer Salon vorgestellt. Jetzt ist der erste Hybrid der Welt in New York am Pier 51 an Land gegangen.
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