Linux-Sensation: 10.000 Ubuntu-Desktops bei LVM Versicherung

Von der Roggenwährung zum Linux-Desktop: 10.000 lokale und mobile Clients werden bei der Versicherung LVM künftig mit Ubuntu laufen. Als wichtigsten Grund für die Umstellung nennt die Versicherung die “zentrale Administrierbarkeit” des Betriebssystems.

Werner Schmidt, CIO der LVM Versicherung, wollte eine zukunftssichere Client-Plattform, da sei "Ubuntu nahe liegend" gewesen. Quelle: LVM
Werner Schmidt, CIO der LVM Versicherung, wollte eine zukunftssichere Client-Plattform, da sei “Ubuntu naheliegend” gewesen. Quelle: LVM

Die LVM Versicherung nutzte laut eigenen Angaben bereits seit mehreren Jahren Linux auf Servern und Clients. Dabei kam neben älteren Windows-Versionen und anderen Linux-Distributionen teilweise auch Ubuntu zum Einsatz. Nun aber wird die gesamte PC-Infrastruktur auf Ubuntu 10.04 konsolidiert.

Auf den Clients läuft neben OpenOffice, Firefox, Lotus Notes und Adobes Reader vor allem die java-basierte Eigenentwicklung LAS, das die meist selbständigen Verkäufer und Angestellten für die Abwicklung der Versicherungsverträge verwenden. Mitarbeiter im Innen- und Außendienst greifen über Ethernet, OpenVPN oder mobil jeder Zeit auf diese Anwendung zu.

Um die bestehende Desktop-Lösung zu ersetzen, wurden verschiedene Linux-Systeme anhand des LVM-Anforderungskatalogs bewertet. Nach einer intensiven Analysephase entschied sich das Unternehmen für Ubuntu 10.04 LTS als neue Plattform für die Client-Systeme.

“Wir brauchten einen Linux-basierten zukunftssicheren Desktop, der auch die Hardware-Abdeckung bereitstellen kann, die wir brauchen”, so Werner Schmidt, CIO bei LVM Versicherungen. Ubuntu sei da eine naheligende Option gewesen. Offenbar konnte Canonical Schmidt davon überzeugen, dass es als Partner in der Lage ist, ein Desktop-Projekt dieser Größe umzusetzen. “Ubuntu haben wir schon seit einiger Zeit bei uns bei einigen Use-Cases eingesetzt – und wir waren ziemlich beeindruckt von dem, was wir gesehen haben.” Und zusammen mit Canonical konnte die LVM dann auch schnell die gesamte Umstellung umsetzen: “Alle Nutzerdaten und nahezu alle Anwendungen blieben bei der Umstellung erhalten”, so LVM schriftlich gegenüber silicon.de.

“Viele Unternehmen kommen zu der Erkenntnis, dass es eine Alternative zu den endlosen Zyklen von Lizenzkosten gibt, die sich auf mehrere Millionen Dollar summieren können. Wir glauben, dass sich das Investment in Ubuntu und die Partnerschaft mit Canonical für LVM mehrfach auszahlen wird”, so Steve George, Vice President für Business Development bei Canonical. Tatsächlich kann diese Entscheidung als Beleg für die Reife von Ubuntu gesehen werden. Ende April wird es zudem mit Ubuntu 11.04 eine neue Version der verbreiteten Linux-Distribution geben.

Mit 3000 Mitarbeitern in der Zentrale in Münster und weiteren 7000 Anwendern in den deutschlandweit 2200 LVM-Agenturen betreut LVM als einer der 20 größten Versicherern in Deutschland rund 3,1 Millionen Kunden. Die LVM setzt dabei auf eine Mischung aus Eigenentwicklung und adaptierten Open Source Lösungen, beim Management der Migration, aber auch bei der Verwaltung des Software-Warenkorbs dieser Systeme.

Zunächst untersuchte das Team um Projektleiter Stephan Heuer verschiedene Distributionen, bevor die Wahl auf Ubuntu fiel. Nachdem für verschiedene Probleme Lösungen erarbeitet wurden, startete die Migration bei den 7000 Arbeitsplätzen im Außendienst. Anschließend folgten die 3000 Arbeitsplätze in der Zentrale. Während dieser Umstellung griff die Versicherung auf die Hilfe eines Premium Service Engineers (PSE) von Canonical zurück, der vor allem Erfahrungen aus anderen großen Installationen mitbrachte.

Die LVM Versicherung kann bereits auf eine 115-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Gestartet ist die Versicherung unter dem Namen “Haftpflichtversicherungsverein für Landwirte der Provinz Westfalen”. In den Zwanzigern konnten die Bauern ihre Versicherungsbeiträge in Roggen erbringen und mussten dafür nicht auf die von galoppierender Inflation geplagte Reichsmark zurückgreifen.