Die Erwartungen sind hoch: Nach den jüngsten Pannenserien der Deutschen Bahn ist das Vertrauen von Millionen Pendlern und Reisenden in das Transportmittel Zug erschüttert. Auch deswegen muss der neue ICx langwierige Testphasen durchlaufen, bevor er mit Passagieren an Bord auf die Schiene darf. Bevor die Fertigung des neuen Fernverkehrs-zugs in Serie geht, durchlaufen zwei Züge der Baureihe einen 14-monatigen Probebetrieb, zwei Monate davon ohne Fahrgäste. Die ersten ICx sollen 2016 zum Einsatz kommen.
Schon jetzt verspricht die Deutsche Bahn, dass die Züge gegen extreme Witterung wie Eis, Hitze und Platzregen gewappnet sein werden. Entsprechend hoch ist der Druck auf Hersteller Siemens. Die Vertragsverhandlungen hatten sich auch deshalb so lange hingezogen – insgesamt – weil sich die Bahn umfangreich gegen die Lieferung von fehlerhaften Zügen absichern wollte. Herausgekommen sind ein 8000 Seiten umfassendes Vertragswerk und einige Sonderkonditionen.
So berichtet unter anderem Reuters, dass Siemens keine Anzahlung für die Entwicklung bekommt. Erst wenn die ICx zur Abnahme bereit stehen werden 60 Prozent des Kaufpreises fällig. Siemens muss also die Entwicklung vorfinanzieren. Kein Pappenstil bei einem 6-Milliarden-Auftrag.
Für die Achsen garantiert Siemens nach einem Bericht der Bild am Sonntag eine Laufleistung von vier Millionen Kilometer. Bei Riss oder Bruch müsse Siemens beweisen, dass die Bahn verantwortlich ist. Um solche Mängel festzustellen, soll es angeblich ausreichen, alle 240.000 Kilometer eine Ultraschall-Untersuchung durchzuführen. Derzeit werde zehn Mal so oft geprüft.
Siemens-Chef Peter Löscher äußerte sich euphorisch über den Vertragsabschluss: “Die Energieeffizienz und Modularität dieser Fahrzeuge bieten eine nie dagewesene Wirtschaftlichkeit im Betrieb, die flexible Raumgestaltung einen neuen Komfort für die Fahrgäste. Damit setzt der ICx neue Standards für den Verkehr zwischen Ballungsräumen und Städten.”
Verkehrsminister Peter Ramsauer sprach von einem guten Tag für die deutsche Wirtschaft: “Vom Rohbau bis zur Endmontage werden die Züge in Deutschland gefertigt. Der Auftrag sichert tausende von Arbeitsplätzen, auch in der mittelständischen Zulieferindustrie.”
Der ICx wird in zwei Varianten gebaut. Variante eins ist ein 7-teiliger Triebzug mit drei angetriebenen Powercars. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 230 Stundenkilometern und verfügt über 499 Sitzplätze. Dieser Zug soll vor allem im heutigen IC-Netz zum Einsatz kommen. Da dort der Anteil von Streckenabschnitten, die mit über 200 Stundenkilometern befahren werden können, eher gering ist, reicht diese Höchstgeschwindigkeit aus.
Variante zwei ist ein 10-teiliger Triebzug mit bis zu fünf Powercars und 724 Sitzplätzen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 249 Stundenkilometern. Damit können diese ICx-Züge die ICE 1- und ICE 2-Flotte ersetzen, die heute meist mit einer Geschwindigkeit von 250 Stundekilometern verkehren.
Dank der deutlich verbesserten aerodynamischen Form reduziere sich der Fahrwiderstand gegenüber den bisher eingesetzten ICE-Zügen deutlich. Durch eine leichtere Bauweise sei es gelungen, das Gewicht bei einem 200 Meter langen Zug um rund 20 Tonnen zu reduzieren. Der Energieverbrauch pro Fahrgast sinke damit um bis zu 30 Prozent gegenüber vergleichbaren Bestandszügen. Mit dem ICx legen wir den Grundstein für den Fernverkehr der Zukunft.”
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