Apples iCloud nabelt iOS 5 vom PC ab


Steve Jobs stellt auf dem WWDC den Storage- und Synchronisierungsdienst iCloud vor.

Unter frenetischem Applaus eröffnete ein munterer Steve Jobs die ausverkaufte Worldwide Developer Conference in San Francisco und stellte dabei die drei wichtigsten Ankündigungen dieser Konferenz vor: Lion, iCloud und iOS 5.

iOS 5 löst sich vom PC

iOS 5 soll laut Apple im Herbst mehr als 200 neue Funktionen mit sich bringen und wird sich auch ohne Verbindung zu einem Mac OS-Gerät installieren lassen. Entwickler können bereits jetzt auf eine erste Preview zurückgreifen.

Eine der wichtigsten Neuerung ist das Notification Center, das Benachrichtigungen über E-Mails, SMS oder Meldungen anderer Anwendungen zusammenfasst. Mit iMessage bekommen iPhone und iPad-Nutzer einen Instant-Messaging-Client, über den Texte, Bilder und Videos an andere iOS-Nutzer verschickt werden können. Die Eingangsbenachrichtigung und die Empfangsbestätigung erscheint dann im Notification Center auf allen iOS-Geräten des Empfängers.

Apple verzahnt außerdem Twitter enger mit iOS. So lassen sich Fotos direkt aus der Kamera-App oder aus Safari heraus auf Twitter veröffentlichen. In Mail bietet die iOS-5-Version jetzt mehr Formatierungsmöglichkeiten und ein eingebautes Wörterbuch. Adressen lassen sich per Drag and Drop zwischen den Feldern “An”, “Kopie” und “Blindkopie” verschieben. Die neue Version sucht nun nicht mehr nur in den Betreffzeilen, sondern im gesamten Nachrichtentext. Die Tastatur des iPad lässt sich zudem ‘zweiteilen’ damit man mit dem Daumen besser tippen kann.

iOS 5 wird von iPhone 3G S, iPhone 4, iPad und iPad 2 sowie iPod Touch der dritten und vierten Generation unterstützt. Das Upgrade wird sich auch Over-the-Air installieren lassen – eine Kabelverbindung zu einem Mac oder Windows-PC mit iTunes ist damit nicht mehr erforderlich. Das Feature “PC Free” erlaubt zudem das Aktivieren und Einrichten von iOS-Geräten ohne Verbindung zu einem Rechner.

Aus für MobileMe

Vor etwa 10 Jahren habe sich, so Jobs in seiner Präsentation, der PC als “Radnabe” des digitalen Lebens etabliert. Heute besitze man verschiedene Geräte, die alle selbst Musik, Bilder und Videos haben. Wer sich heute mit seinem iPhone ein Lied kauft, muss es mit anderen Geräten synchronisieren, und das “treibt einen in den Wahnsinn”. Den Entwicklern spricht Jobs offenbar aus der Seele, denn er erntet dafür rauschenden Beifall.

Daher hat Apple jetzt den Gratis-Dienst iCloud angekündigt. Die 5 GByte Online-Speicher lösen den kostenpflichtigen Synchronisierungsdienst MobileMe ab und sollen zusammen mit iOS 5 im Herbst verfügbar sein.

Doch iCloud ist weit mehr als ein kostenloser Onlinespeicher. Denn mit dabei sind auch eine E-Mail-Adresse mit werbefreier Push-Funktion und eine Synchronisierung von Kontakten, Mail sowie Kalender. Im App Store und iBookstore gekaufte Artikel synchronisiert iCloud mit bis zu zehn Geräten. Die Funktion “iCloud Backup” erstellt zudem eine automatische Sicherung von iOS-Geräten. Dabei werden Fotos, Einstellungen, Anwendungsdaten Musik, Büchern sowie Apps gesichert. Bei einem Modellwechsel kann man über diese Funktion schnell die gewohnte Arbeitsumgebung wieder herstellen. Auf der WWCD hat Apple auch Schnittstellen zu iCloud vorgestellt, über die Entwickler Anwendungen direkt mit iCloud verbinden können.

“Photo Stream” synchronisiert auch Bilder: Die Funktion verteilt bis zu 1000 Fotos auf alle mit dem Account verbundenen Devices. Bei Macs und PCs gibt es hingegen keine Limitierung. Ähnlich gestrickt ist auch “iTunes in the Cloud”. Dieser Synchronisierungsdienst verteilt allerdings nur Musik, die aus dem iTunes-Store stammt auf mit dem Account verbundene Geräte. Für eine jährliche Gebühr von rund 25 Dollar können auch bis zu 25.000 Titel die nicht aus dem iTunes Store kommen synchronisiert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Stücke bei iTunes im Programm sein müssen. iTunes in the Cloud ist in den USA ab sofort verfügbar. Auf den aktuellen Versionen iTunes 10.3 und iOS 4.3.3. funktioniert derzeit allerdings nur die automatische Synchronisierung von Apps und Büchern.

Ganz auf physische Datenträger will Apple beim Vertrieb der nächsten Version von Mac OS X 10.7, Codename “Lion” verzichten. Das Betriebssystem wird ab Juli ausschließlich im Mac App Store als Update für Snow Leopard für 23,99 Euro angeboten. Für die Serverversion, die ebenfalls nur über den Mac App Store vertrieben wird, sind weitere 39,99 Euro fällig.

Über 250 neue Funktionen biete laut Marketingchef Phill Schiller Mac OS X 10.7. Apple passt das Betriebssystem zudem an mobile Nutzung an. Das neue Feature Full-Screen-Apps zeigt Programme auf dem gesamten Bildschirm und blendet Scroll-Leisten per Default aus, um das Display noch besser auszunutzen. Die Features “Resume”, “Versions” und “Autosave” etwa sichern Daten automatisch und Programme starten an dem Punkt wieder, an dem man sie verlassen hat.

Mit “Air Drop” lassen sich Dateien einfach auf einen Kontakt in einem Netzwerk verschieben. Mail hat Apple in zwei bis drei Spalten aufbereitet und wie einen Webbrowser gestaltet. Über die Funktion “Conversations” lassen sich Mails zu einem bestimmten Thema gruppieren.

Noch nicht offiziell bestätigt wurde indes die verbesserte Sprachunterstützung. Seit kurzem lassen sich in der aktuellen Developer Preview aber auch deutsche Stimmen installieren. Neben Deutsch unterstützt Mac OS X 10.7 Lion noch weitere 37 Nationalitäten sowie einige Dialekte. Für die meisten Sprachen gibt es eine männliche und eine weibliche Stimme. Englisch steht darüber hinaus auch in den Dialekten: Schottland, Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Südafrika, Indien und Australien zur Verfügung. Deutsch wird hingegen nicht in österreichischer oder Schweizer Variante angeboten.

Die in Mac OS X 10.7 Lion integrierte Sprachausgabe unterstützt das Vorlesen von Texten und dem Abspeichern in iTunes. Zudem kann man sich bestimmte System-Events wie die Uhrzeit und Warnungen von den deutschen Stimmen ‘Yannick’, ‘Anna’ oder ‘Steffi’ vorlesen lassen.

Silicon-Redaktion

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