Facebook: Aufruf zum Hüttenkäse-Boykott
Die Facebook-Kampagne “Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg” hat eine Nachfolgerin gefunden. Dieses Mal geht es um Hüttenkäse. Bisheriger Höhepunkt in der Nicht-Virtuellen Welt: Israels Premier Benjamin Netanjahu wurde mit Käse konfrontiert.
Hüttenkäse ist in Israel ein Grundnahrungsmittel, berichten die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters. Im vergangenen Jahr habe die Regierung jedoch die Aufsicht über die Käse-Produzenten gelockert. Die Folge: Seitdem ist der Preis um 75 Prozent gestiegen – auf 1,65 Euro für die 250-Gramm-Packung. Die Hersteller begründeten dies mit gestiegenen Milchpreisen und Transportkosten.
Sehr zum Ärger der Verbraucher. Doch die ließen sich das nicht gefallen. Der 25-jährige Kantor Itzik Alrov gründete eine Facebook-Protestgruppe, die nach wenigen Tagen bereits 60.000 Facebook-Mitgliedern “gefiel”. Facebook-Mitglieder riefen dazu auf, Hüttenkäse ab dem 1. Juli für einen Monat zu boykottieren.
Zeitungen, Radio-Stationen und TV-Sender griffen das Thema auf, auch das Parlament debattierte. Premier Netanjahu saß auf der Regierungsbank, als ihm die Abgeordnete Ronit Tirosh einen Becher Hüttenkäse vor die Nase stellte – mit den Worten, es handele sich um ein “teures Geschenk“. Die Regierung kündigte mittlerweile an, eventuell Milchimporte zu erlauben, um für mehr Wettbewerb und geringere Preise zu sorgen.
“Wir werden die Hüttenkäse-Schlacht am Ende gewinnen”, sagte Alrov der Zeitung Yediot Aharonot. “Wir versuchen, eine andere ökonomische Kultur zu erreichen – in der die Menschen mit den Füßen abstimmen.”