“Das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit des Internets und in den Schutz ihrer Privatsphäre muss wiederhergestellt werden”, sagte Kempf nach seiner Wahl. “Dafür müssen die technischen Bedingungen geschaffen, das regulatorische Umfeld angepasst und Aufklärungsarbeit bei den Anwendern geleistet werden. Und: Wir müssen konsequent gegen schwarze Schafe vorgehen.”
Mit Kempf hat der Bitkom vor allem Kontinuität an die Spitze gewählt. Kempf ist ein Mann der ersten Stunde – er gehört dem Präsidium seit der Bitkom-Gründung im Jahr 1999 an und war bislang Schatzmeister des Verbands. Er habe sich eine ganze Reihe von Zielen vorgenommen, die aber in Wirklichkeit das fortführten, was der Bitkom jetzt schon gemacht habe, sagte Kempf im Interview mit dem IT-Gipfelblog des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts.
Dennoch dürfte Kempf – der auch Vorsitzender des Vereins Deutschland sicher im Netz ist – Akzente anders setzen als sein Vorgänger Scheer. Datenschutz und Datensicherheit sei ein Lieblingsthema von ihm, sagte Kempf. “Das werde ich sicher fortführen.” Wichtig seien ihm auch die Themen Fachkräftemangel, Frauen in der IT, Smart Grids sowie Sicherheit in Smart Grids. Zudem sei zu vermuten, dass die Branche in den kommenden zwei Jahren auch für ihn überraschende Themen bereithalten werde.
Von der Politik werde die ITK-Branche bereits sehr gut wahrgenommen – ein Beispiel dafür sei der IT-Gipfel, sagte Kempf. Der Mittelstand sei oft nicht in der Lage, seine eigenen Bedürfnisse lautstark zu artikulieren. Diese Aufgabe wolle der Bitkom übernehmen und hoffe auf Beistand – insbesondere des Wirtschaftsministeriums.
Hier wolle man in der kommenden Zeit “einiges bewegen” – gerade in Sachen Datenschutz und Datensicherheit. So sorgten aktuelle IT-Entwicklungen wie soziale Netzwerke und Internethandel im Web 2.0 für “Baustellen”. Zu Datenschutz und Datensicherheit müsse jeder Teilnehmer am Internetverkehr sein Scherflein beitragen – sowohl der Anbieter als auch der Nutzer. Zudem brauche man “in Bälde” ein revidiertes Datenschutzrecht, das den aktuellen technischen Möglichkeiten Tribut zolle.
Prof. Dieter Kempf privat:
Quellen: Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt
Auch gegenüber der Süddeutschen Zeitung ging Kempf auf das Thema Datenschutz ein. Deutschland könne Standards bei Datensicherheit und Datenschutz setzen. “Hier ist Deutschland weltweit führend, und diese Vorreiterrolle hat natürlich auch Auswirkungen auf die Big Player.” Ein Beispiel dafür sei der Datenschutzkodex für Bilderdienste.
Für den Datenschutz trügen jedoch auch die Verbraucher Verantwortung. Es gebe soziale Netzwerke, die den Datenschutz intensiver berücksichtigen, als das Facebook tue – und das seien Unternehmen mit deutschen Wurzeln. Dennoch erhalte keine Webseite im Moment so viel Zulauf wie Facebook.
Kempf betonte zugleich, dass Deutschland in China, Indien und den USA zulegen müsse. “Wenn ich sehe, wie schnell es jungen Firmen in den Vereinigten Staaten gelingt, mit tollen Ideen Geld einzusammeln – Hut ab.” Das sei ein Grund dafür, warum es viele US-Firmen schnell zu Weltgeltung gebracht hätten. “Bald werden wir ähnliches in Indien oder China erleben.” Diese Staaten hätten viele gute Informatiker. “Wenn die Finanzierung von Firmen dort verbessert wird, werden wir ein zweites oder drittes Silicon Valley in Asien sehen.” Deutschland tue sich hier schwer. “Es gibt zu wenig Gründungskapital und zu wenig Wachstumsfinanzierung.”
Bei den Wahlen zum Bitkom-Präsidium wurden die Vizepräsidenten René Obermann (Deutsche Telekom) und Heinz-Paul Bonn (GUS Group) in ihren Ämtern bestätigt. Als dritter Vizepräsident wurde Volker Smid (Hewlett-Packard) neu gewählt. Er folgt auf Achim Berg, der in der US-Firmenzentrale inzwischen die weltweite Mobilstrategie von Microsoft verantwortet und nicht erneut antrat. Als neuer Schatzmeister gehört Michael Kleinemeier (SAP) künftig ebenfalls dem engsten Führungskreis an.
Neu ins Präsidium aufgenommen wurden zudem Hermann Eul (Intel), Ralph Haupter (Microsoft), Martina Koederitz (IBM), Herbert Merz (Nokia Siemens Networks), Frank Riemensperger (Accenture) und Oliver Tuszik (Computacenter). Mit Rolf Buch (Bertelsmann, Arvato), Ulrich Dietz (GFT Technologies), Friedrich Joussen (Vodafone), René Schuster (Telefónica O2) und Karl-Heinz Streibich (Software AG) wurden fünf weitere Führungskräfte der ITK-Branche in ihren Mandaten bestätigt.
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