Das MeeGO-Smartphone Nokia N9
Totgesagte leben länger – das gilt seit Anfang dieser Woche auch für Nokias Smartphone N9, das der finnische Hersteller im Februar eigentlich aus dem Programm gestrichen hatte. Doch jetzt ist alles anders und Nokia will mit dem N9 sein erstes Smartphone mit dem Betriebssystem MeeGo auf den Markt bringen.
Die überraschende Ankündigung von Nokia-CEO Stephen Elop wirft eine Reihe von Fragen auf. Schließlich hat sich Nokia im Rahmen der Partnerschaft mit Microsoft dem mobilen Betriebssystem Windows Phone 7 verschrieben und angekündigt das Microsoft-System künftig für seine Topmodelle zu verwenden. Ursprünglich hätte MeeGo diese privilegierte Stellung einnehmen sollen und wäre dazu auch in der Lage gewesen. Das beweist das N9, das Elop nun der Öffentlichkeit präsentierte.
Über die Gründe für den etwas wirren N9-Kurs kann nur spekuliert werden. The Register vermutet vertragliche Bindungen, also dass Nokia aus dem einst groß angekündigten Bündnis mit Intel noch Verpflichtungen erfüllen muss.
Erste Tester auf alle Fälle, die das N9 bereits in der Hand hatten, äußerten sich durchweg positiv. “Auf den ersten Blick sticht das farbenfrohe, außergewöhnliche Design ins Auge, und auch das Datenblatt überzeugt: AMOLED-Display, Gigahertz-Chip, 8-Megapixel-Kamera, bis zu 64 GByte Speicher und vollwertige Turn-by-Turn-Navigation”, schreibt auch Daniel Schräder von unserer Schwesterpublikation CNET.de.
Das N9 ist Nokias erstes MeeGo-Smartphone. Quelle: Nokia.
Nokia sei es gelungen in mehrerlei Hinsicht Zeichen zu setzen, beispielsweise auch beim Kunststoff-Gehäuse aus Polycarbonat. Modern und stabil verspricht das Material einen uneingeschränkten Empfang der Antennen im Inneren des Geräts. Die Vorderseite wird vollständig von einem Touchscreen eingenommen, selbst einen Home-Button sucht man vergeblich. Es gibt drei Basis-Bildschirme, zwischen denen der Anwender mit einer Wischbewegung auf dem Touchscreen wechseln kann: Benachrichtigungsfenster, Startbildschirm und ein Fenster mit geöffneten Anwendungen.
Die Qualität des AMOLED-Displays sei hervorragend, sagen die Tester. Im Vergleich zu aktuellen Modellen mit AMOLED-Display habe Nokia hier noch einmal nachgelegt. Im Inneren sorgt unter anderem ein 1 GHz schneller Cortex-A8-Prozessor von Texas Instruments für die angemessene Geschwindigkeit. Das N9 wird in zwei Ausstattungsvarianten mit 16 respektive 64 GByte Nutzerspeicher zu haben sein.
“Attraktive, außergewöhnliche Optik trifft auf gute Hardware und leistungsfähige, aber einfach zu bedienende Software: Das Nokia N9 könnte ein vielversprechender Anfang einer neuen Ära für Nokia sein”, so das Fazit von Schräder.
Das daraus nichts wird, steht aber schon so gut wie fest. Das N9 wird ein Einzelgänger bleiben. Denn Nokias MeeGo-Strategie besteht nach eigenen Angaben darin, ein einziges Gerät mit diesem Betriebssystem anzubieten und die Arbeit an der einstigen Plattform der Zukunft fortzusetzen. “Mit dem N9 wollten wir eine bessere Art konzipieren, um ein Telefon zu nutzen”, sagt Senior Vice President Marko Ahtisaari.