Viele hochkarätige Manager und Experten haben Microsoft in den vergangenen Jahren den Rücken gekehrt. Ray Ozzie, Jeff Raikes, Robbie Bach, Stephen Elop und Bob Muglia waren die bekanntesten Fälle, doch auch Bruce Jaffe, Enrique Rodriguez, Otto Berkes und Carolyn Everson haben Schlagzeilen gemacht, vor allem weil viele von ihnen bei der Konkurrenz mit offenen Armen aufgenommen wurden und dort inzwischen sehr erfolgreich sind. Hank Vigil nun will sich künftig der Start-up-Szene widmen, schreibt Steve Ballmer AllThingsDigital zufolge in einer E-Mail an seine Mitarbeiter.
Obwohl die Motive der Abgänger unterschiedlich sind, scheint sich bei Microsofts oberstem Chef, Steve Ballmer, inzwischen die Erkenntnis breit zu machen, dass er zwar stets alles besser machen kann, als jeder seiner Mitarbeiter, dass er aber nicht die Zeit hat, um alle Personal-Abgänge persönlich zu ersetzen – schon gar nicht, wenn es sich dabei um weiter entfernte Experten handelt.
Und wie so oft in der Microsoft-Geschichte soll jetzt Geld die mangelnde Motivation und Qualität ersetzen. So wird im September ein neues Gehaltssystem in Kraft treten, bei dem vor allem junge Akademiker und das Mittelmanagement wesentlich besser verdienen werden als bisher. Steve Ballmer lobte das neue System bereits als “das größte Investment in die Mitarbeiter-Entlohnung”, die das Unternehmen jemals getätigt habe.
Der Schwerpunkt des neuen Microsoft-Systems ist eine Verschiebung von der Entlohnung mit Aktien zu direkten Bonuszahlungen. Zu diesem Schritt hat sicherlich auch die miserable Kursentwicklung der Microsoft-Aktie beigetragen: Wer vor zehn Jahren 10.000 Dollar in Microsoft investierte, muss sich heute mit 6900 Dollar zufrieden geben.
“Microsoft muss etwas ändern, denn Google und Facebook schnappen ihnen die besten Leute vor der Nase weg – und die, die Microsoft bereits hat, laufen mit wehenden Fahnen zur Konkurrenz über”, sagt Brendan Barnicle, Analyst bei Pacific Crest Securities, über die Hintergründe des neuen Entlohnungssystems. Selbst junge Start-ups sind seiner Ansicht nach inzwischen beliebter als ein Job bei Microsoft. Verschärft hat sich dieses Problem noch dadurch, dass es inzwischen im Silicon Valley wieder einen Mangel an Hochschulabgängern gibt, der mit dem Dotcom-Boom vor zehn Jahren vergleichbar ist.
Und Microsoft ist im Silicon Valley schon lange nicht mehr die erste Adresse, wenn es um die Attraktivität für hochqualifizierte Mitarbeiter geht. Hier sind vor allem Apple, Google und Facebook wesentlich beliebter. Vor allen Dingen im Vergleich zu den letzteren beiden schneidet der Softwareriese aus Redmond schlecht ab. “Facebook und Google haben eine extrem flache Hierarchie mit direktem Zugang zu den Topmanagern. Microsoft hat dagegen sechs bis zwölf Hierarchieebenen im Mittelmanagement – das ist ein Alptraum für junge ehrgeizige Spezialisten”, sagt Professor Karl Moore von der kanadischen McGill University.
Seiner Ansicht nach leidet Microsoft unter einer besonders ausgeprägten Form des “Not-Invented-Here-Syndroms”. Hierzu verweist er darauf, dass sich Ballmer damit rühmt, in seiner Familie die Nutzung von Google und iPhone verboten zu haben. “Kann sich jemand vorstellen, dass man bei Microsoft sein iPad benutzen darf – wohl kaum”, lautet seine Kritik an Microsofts Geräte-Politik, die gerade für jüngere Mitarbeiter immer wichtiger wird.
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