Im Frühjahr hatte Schmidt eine “vollkommen unabhängig vom Unternehmen operierende Forschungseinrichtung in Berlin” angekündigt. Damit reagiert der Suchmaschinenkonzern auch auf den Siegeszug der sozialen Netzwerke, die mit Facebook einen starken Rivalen in der Netzwelt hervorgebracht haben.
Bekanntlich räumte Schmidt kurze Zeit später seinen Chefsessel und ist jetzt bei Google als Chairman of the Board tätig. Bemerkenswert daran war, dass er nach seinem Rückzug den Medien auf ungewöhnlich offene Art und Weise sein Scheitern eingestand. Er habe es ganz persönlich versäumt, das Unternehmen fit für die Herausforderungen im sozialen Netzwerkzeitalter zu machen.
Andererseits dürfte der Schulterschluss der führenden Internetspieler längst keine Phantasie mehr darstellen. Auf CNET deutete Schmidt bereits die Verschmelzung der sozialen Netzwerkplattformen wie Facebook, Twitter und Google an. Spätestens seit dem jüngsten Hype um das selbst gestrickte Social Network Google+ ist es für Marktanalysten ohnehin ein offenes Geheimnis: Der Suchmaschinenmonopolist beansprucht im Social-Media-Zeitalter seinen Platz in der ersten Reihe.
Und genau in dieses globale Szenario einer mit harten Bandagen umkämpften sozialen Netzfront passt das frisch gegründete Institut für Internet und Gesellschaft i.G. in Berlin. Bis zum offiziellen Gründungsakt im Oktober erfolgt nun das Feintuning der Inhalte und Personen.
Die Berliner Universitäten stünden in einer großen geisteswissenschaftlichen Tradition, nämlich sich der schwierigen Aufgabe zu stellen, das Internet und deren gravierende Auswirkungen auf die Gesellschaft zu untersuchen, hieß es von Prof. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin.
Das Institut operiere ansonsten völlig unabhängig von Google, betonte Olbertz bei der offiziellen Präsentation des Forschungsvorhabens. “Aus eigenen Mitteln können wir diese Forschung nicht vorantreiben”, sekundierte Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.
Das Unternehmen Google gebe im Übrigen keinerlei Forschungsthemen, Ziele oder Ergebnisse vor, reagierte Allmendinger auf kritische Einwände seitens der zahlreichen Medienvertreter. Für einiges Aufsehen in der Öffentlichkeit hatte erst jüngst die Debatte um die Ausrichtung von universitären Stiftungen gesorgt, die von Vorgängen um die Deutsche Bank neu belebt worden war. Manche sprachen mit Blick auf die Kooperation zwischen Humboldt-Universität und Deutscher Bank sogar von gekaufter Wissenschaft, da sich das Finanzinstitut durch einen geheimen Vertrag einen großen inhaltlichen Einfluss gesichert habe.
Um allen Zweiflern und Kritikern vorzubeugen, sei die von Google ausschließlich finanziell unterstützte Einrichtung deshalb als gemeinnützige GmbH organisiert. Sie agiere vollkommen transparent. Das Institut sei auf zwei getrennten Fundamenten aufgestellt, um die maximale Unabhängigkeit zu gewährleisten. Eine Fördergesellschaft gewährleiste zum einen die Finanzierung des Instituts. Eine weitere, davon unabhängig operierende Forschungsgesellschaft, bestimme die Inhalte und Ziele. Zudem werde ein wissenschaftlicher Beirat die Forschungsarbeit fortlaufend kritisch begleiten.
“Aus Eigenmitteln können wir die rechtlichen, ethischen, wirtschaftlichen und politischen Belange des Internets nicht ausreichend erforschen”, begründete Prof. Martin Rennert, Präsident der Universität der Künste Berlin, die organisatorische Ausrichtung der Einrichtung. Weitere Kooperationspartner jenseits von Google sind nun ausdrücklich erwünscht und angestrebt.
Die Wahl auf Berlin sei aufgrund der großen geistesgeschichtlichen Bedeutung in Europa gefallen, wobei auch die Anpassung seines Unternehmens an lokale Netzkulturen eine Rolle gespielt habe, ließ Dr. Max Senges durchblicken, bei Google einer der Mitgründer in der Denkfabrik Collaboratory.
“Wir hoffen, dass wir durch den kritisch-konstruktiven Dialog auch bessere Produkte herstellen können”, so der Unternehmensvertreter weiter. Das Vorhaben sei jedoch nicht aktiver Bestandteil einer konzernweiten internationalen Forschungsstrategie, sondern es werde direkt von der deutschen Google-Repräsentanz aus als “Start-up-Finanzierung” gelenkt.
Perspektivisch soll das Institut sich alsbald als fester Bestandteil in der deutschen Forschungslandschaft etablieren. Es verfolgt drei thematische Schwerpunkte: Internetbasierte Innovation und Internet Policy sowie medien- und verfassungsrechtliche Fragestellungen.
Prof. Thomas Schildhauer vom Institute of Electronic Business an der Universität der Künste Berlin veranschaulichte die trockene wissenschaftliche Materie. Wichtige Leitthemen seien etwa neue Trends aus der Netzgemeinschaft wie Crowdfunding und Crowdvoting. Daneben werde die Erforschung der zunehmenden digitalen Spaltung in der Gesellschaft eine große Rolle spielen.
Das Wissenschaftszentrum Berlin möchte sich ebenso spannenden wie kontrovers diskutierten Fragestellungen widmen, wie dem Datenschutz beim Cloud Computing oder der strukturellen Weiterentwicklung beim Internet der Dinge. Konkret geplant sei des Weiteren eine begleitende Internetseite “Regulierungswatch”, um die Steuerungs- und Regulierungstendenzen bei der Global Governance im Netz eingehend unter die Lupe zu nehmen.
“Man könnte die Schwarmintelligenz der Massen schließlich auch dazu nutzen, bei Regulierungsfragen im Netz konzeptionell besser voran zu schreiten”, beschrieb Wolfgang Schulz vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung eines der avisierten Aufgabenfelder der Neugründung.
Und schließlich seien auch mit Blick auf Google umstrittene Themen bzw. “heiße Eisen” nicht auszusparen. Profitieren sollen davon nicht zuletzt die Nachwuchswissenschaftler durch Stipendien oder Post-doc-Programme. Zugelassen sind jedoch auch frühere Mitarbeiter von Google. Die Ergebnisse sollen gemäß den Prinzipien von Open Access für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein.
Inhaltliche Leitlinien und Philosophie des Instituts:
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