Aus der deutschen Java-Community wurde die Idee an die iJUG herangetragen, aus dem Apache Harmony-Projekt und einem Fork des OpenJDK eine eigenständige Plattform zu entwickeln, die weitestgehend unabhängig von Oracle und dem “Original-Java” ist. “Nach Abwägung aller Für und Wider tendiert die iJUG unter gewissen Voraussetzungen gegen eine Abspaltung von Oracle”, teilt der Verein, in dem seit der Sun-Übernahme durch Oracle sieben Java-Anwendergruppen zusammengeschlossen sind, jetzt mit.
Nach der Sun-Übernahme sei viel Bewegung in das Java-Ökosystem gekommen. Oracle werde nicht nur ungeliebte Strategien von Sun fortsetzen, so heißt es von iJUG, sondern Java noch stärker dominieren und eine konsequentere kommerzielle Ausrichtung geben. Positiv sei jedoch, dass die technische Weiterentwicklung wieder Fahrt aufgenommen habe und es für die wichtigsten Bereiche jetzt eine klare Roadmap gebe.
Der diskutierte Vorschlag eines eigenständigen Javas, so warnt der Verein, “hätte in jedem Fall ein Aufspaltung des “Java-Ökosystems” zur Folge”. Ein Teil würde sich dem Aufbau einer neuen Plattform widmen, ähnlich der Java-Plattform, aber prinzipiell unabhängig und stärker Open-Source-getrieben. Der andere Teil bliebe bei der ursprünglichen Plattform, die demgegenüber stärker kommerziell getrieben wäre, insbesondere von den großen Konzernen wie Oracle und IBM. Beide Teile würden nicht mehr die volle Unterstützung des heutigen großen Ökosystems erfahren. “Und mit Sicherheit wäre es ein großer Umbruch, der viele Mitglieder auch dazu bewegen könnte, sich komplett neu zu orientieren. Das Risiko besteht, dass am Ende alle verlieren”, so die iJUG-Mitteilung weiter.
Inzwischen habe Oracle gezeigt, dass die Roadmap ernst genommen werden und die angekündigten Innovationen kämen zügig voran. Bei allem Streit um einzelne Teile und Projekte sollte die offensichtlich immer noch vorhandene große Energie im Java-Ökosystem möglichst gebündelt und damit zum Vorteil aller genutzt werden. Das gelte für alle Beteiligten. Die Spaltung einzelner Projekte wie Hudson lasse sich verschmerzen. Aber auch Oracle könne kein Interesse daran haben, dass das Java-Ökosystem sich insgesamt aufspaltet.
Ein Argument, das pro Java Fork vorgebracht werde, sei die Möglichkeit der “Reduzierung von Altlasten”. “Mit anderen Worten, ein Fork soll dafür genutzt werden, Teile von Java zu entfernen, die nur aus Kompatibilitätsgründen noch im Sprachumfang enthalten sind, aber die weitere Entwicklung eher behindern”, heißt es in der iJUG-Mitteilung. Eine Bereinigung des Sprachumfangs sei im Rahmen eines Forks natürlich viel einfacher. “Aber auch so sollte Java von alten Zöpfen befreit werden”, fordert die Java-Anwendervereinigung.
“Die reine Drohung kann Oracle vielleicht dazu bringen, stärker auf die Open-Source-Community zuzugehen, einem unverzichtbaren Teil des Ökosystems. Aber ihre Umsetzung sollte die “ultima ratio” sein, da sie für alle Beteiligten negative Konsequenzen hätte. Die im Interessenverbund der Java User Groups e.V. organisierten Gruppen wünschen sich daher grundsätzlich eine gemeinsame Zukunft mit Oracle.” Für die iJUG sei aber auch klar, dass die Rahmenbedingungen für alle Beteiligten stimmen müssen – “auch und besonders für das OpenJDK. Hier muss Oracle sich zur Community bekennen.” So müsse Oracle beim Thema OpenJDK “Governance” und “Oracle Contributor Agreement” (OCA) zeigen, dass es die Einbindung der Community ernst genommen werde. Daher dürfe auch das “Governing Board” des OpenJDK kein Abnick-Gremium werden.
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