Doch leider hilft das den Streithähnen im Kongress nur wenig, denn auch Apple könnte die Schuldenprobleme der USA nicht lösen. Bestenfalls könnte Steve Jobs nur den Zeitraum verdoppeln, der den USA noch verbleibt, um ihre Schuldenkrise in den Griff zu bekommen, denn der Bargeldbestand des Schatzministeriums dient zur Bezahlung der laufenden Ausgaben. Apples 75,9 würden das Problem also nicht dauerhaft lösen.
Außerdem handelt es sich bei diesen Zahlen nur um die Bargeldbestände, beziehungsweise gleichzusetzende Wertpapiere. Bei einem Vergleich der tatsächlichen Vermögenswerte würde Apple sehr schlecht dastehen, denn mit seinem Wert von 365 Milliarden Dollar ist es zwar nach Exxon Mobil das zweit-wertvollste Unternehmen der Welt, aber nur ein Bruchteil so wertvoll, wie das Anlagevermögen der US-Regierung, das zum Jahresende 2010 mit rund 200 Billionen Dollar veranschlagt wurde.
Es wäre aber nicht das erste Mal, dass eine US-Regierung eine Firma um Hilfe bittet, denn der psychologische Effekt einer solchen Hilfe hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen. Auch 1893 standen die USA am Rande des Staatsbankrotts. Der damalige Präsident Cleveland traf sich in New York mit dem Großbanker J.P. Morgan um über mögliche Hilfe seiner Bank zu diskutieren. Morgan war danach bereit, gemessen an heutigen Wertmaßstäben, Gold im Wert von 1,5 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Wichtiger als das war jedoch, dass Morgan damit Mit-Unterzeichner der US-Schulden wurde, und das stabilisierte den Dollar die US-Schatzbriefe in wenigen Tagen.
Auch heute ist die Situation bemerkenswert, dass ein einzelnes Unternehmen mehr Geld in der Kriegskasse hat, als die Regierung. Dass es sich dabei um ein IT-Unternehmen handelt, liegt am allgemeinen Cash-Management der Branche. Die großen Hightech-Firmen behalten viel von ihren Gewinnen im Unternehmen und schütten nur einen geringen Teil als Dividende an die Aktionäre aus. Microsoft verfügt beispielsweise über 53 Milliarden, Cisco über 43 Milliarden und Google über 35 Milliarden Dollar Barvermögen. Die Firmen nutzen das Geld für Akquisitionen, Marketingkampagnen oder ad-hoc Forschung und Entwicklungs-Projekte.
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Dumme Fragen
"Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten", glaubt das Volk, und fragt immer wieder die hohe Politik, mit welcher Finanz- oder Wirtschaftspolitik die "Finanzkrise" zu beenden sei. Die dummen Antworten der Politiker werden immer erst im Nachhinein als solche erkannt, was das Volk nicht davon abhält, weiterhin dumme Fragen zu stellen. So fragen jene, die sich haben einreden lassen, die "Finanzkrise" sei schon beendet, mit welcher Finanz- oder Wirtschaftspolitik die "Schuldenkrise" zu beenden sei.
Das erkenntnistheoretische Problem besteht darin, dass eine intelligente Frage nur stellen kann, wer den Großteil der Antwort schon kennt. Die erste intelligente Frage lautet: Warum glauben Politiker, es könnte überhaupt eine wie auch immer geartete Finanz- oder Wirtschaftspolitik geben, um die "Finanzkrise" (korrekt: beginnende globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes) zu beenden? Die Antwort formulierte der Freiwirtschaftler Otto Valentin in einem Satz:
"Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits."
(aus "Warum alle bisherige Politik versagen musste", 1949)
Daran hat sich bis heute nichts geändert, bis auf die Tatsache, dass der Krieg ? zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten ? nur solange der Vater aller Dinge sein konnte, wie es noch keine Nuklearwaffen gab! Es bleibt also nichts anderes übrig, als die "Mutter aller Zivilisationsprobleme", die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, endlich durch eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform abzustellen. Weil aber "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" (Silvio Gesell, 1916) wiederum das, was wir heute ? am Ende des zivilisatorischen Mittelalters ? als "hohe Politik" bezeichnen, überflüssig macht, kann ein Politiker die freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus (echte Soziale Marktwirtschaft) gar nicht erst andenken.
Die zweite intelligente Frage lautet: Welcher kollektive Wahnsinn ließ die halbwegs zivilisierte Menschheit Massenarmut, Umweltzerstörung und Krieg in Kauf nehmen und heute vor der größten anzunehmenden Katastrophe der Weltkulturgeschichte stehen, statt in allgemeinem Wohlstand auf kaum noch vorstellbarem technologischem Niveau in einer sauberen Umwelt und selbstverständlichem Weltfrieden zu leben? Die Antwort auf diese Frage führt über das größte Mysterium der modernen Kunst zum größten Geheimnis der Menschheit:
"Man bedenke, es handelt sich nur um einen Roman. Die Wahrheit wird ? wie stets ? weit erstaunlicher sein."
Arthur C. Clarke, Vorwort zu "2001"
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