CIO Jury: Die Krux mit den eigenen Geräten

Der Trend lässt sich nach Meinung vieler Mobility-Experten nicht mehr aufhalten: Immer mehr Mitarbeiter nutzen ihre privaten Smartphones und Tablets auch für berufliche Zwecke. IT-Abteilungen stellt das vor große Herausforderungen – entsprechend emotional wird das Thema von unserer silicon.de CIO Jury diskutiert.

Konkret wollten wir diesmal wissen: “Unterstützen Sie den “Bring your own device”-Ansatz (BYOD) in Ihrem Unternehmen? Und so viel sei schon einmal verraten: Die Skepsis überwiegt bei unseren Jury-Mitgliedern eindeutig.

“Ich verstehe den Vorteil von BYOD nicht”, schreibt etwa Doehler-CIO Werner Scherer. “Wollen die Unternehmen Asset-Kosten für PCs sparen oder was soll das? Als Administrator bin ich total eingeschränkt und stehe immer mit einem Fuß vor dem Kadi. Als Security-Verantwortlicher werden schlussendlich alle meine Haare grau. Als Manager muss ich damit rechnen, dass sich die Mitarbeiter zu einem erheblichen Teil der Arbeitszeit mit privaten Dingen beschäftigen. Als Techie kann ich mich mit allen Detailproblemen, die irgendwelche Geräte mit sich bringen herumärgern, um die dienstliche Verfügbarkeit sicherzustellen.”

Auch Pharmaserv-CIO Wolfgang Kohl ist zurückhaltend. Der Ansatz werde bislang nur in Ausnahmefällen unterstützt. Zu hoch seien die Herausforderungen im Bezug auf Sicherheit und Interoperabilität. Er gehe jedoch davon aus, dass “wir uns dieser Herausforderung langfristig stellen werden, um dem Wandel in der Arbeitswelt gerecht zu werden”. Ähnliche Sorgen plagen auch Martin Michael, CIO der AGA Service Deutschland GmbH, der ehemaligen Mondial Assistance Deutschland. Er verweist auf den Datenschutz und darauf, “dass die Integration zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt und damit die Produktivität gesenkt wird.”

Bei der VMS AG versucht man es mit einem Mittelweg, den CEO Ralph Treitz so beschreibt: “VMS bestimmt was beschafft werden kann. Allerdings öffnen wir uns begründeten Wünschen der Mitarbeiter (kleiner Laptop, großer Laptop, Windows, Linux, Mac usw.). Dennoch: Das Unternehmen hat das letzte Wort, ist Eigentümer und hat letztlich das Recht und die faktische Hoheit über das Gerät.” Eine Lösung mit der offenbar innerhalb des Unternehmens alle zufrieden sind.

“Den Geeks und Freaks kommt das entgegen, weil sich Präferenzen und Individualität in einem gewissen Rahmen ermöglichen lassen. Und wir achten auf Qualität, was die Akzeptanz erhöht. Das Unternehmen kann aber seine Verantwortung für Arbeitsfähigkeit, Sicherheit, Datenschutz und Compliance ohne Einschränkungen tragen.”

Weleda-CIO Christoph Grewe ist der experimentierfreudigste unter den Mitgliedern der silicon.de CIO Jury. “Grundsätzlich sind wir aufgeschlossen”, schreibt er und nennt mehrere Gründe, die für “Bring your own device” sprechen:

  • Im Grundsatz gilt, wenn es mein Eigentum ist, gehe ich damit noch mal sorgsamer um, als wenn es mir nicht gehört.
  • Kein User will mit mehr als zwei Geräten rumlaufen.
  • Wir wollen Erreichbarkeit auch in der Freizeit sicherstellen.
  • Geschäfts- und Privatsphäre lassen sich kaum noch trennen. Es werden einfach geschäftliche Mails geforwarded oder privat erstellt und an die Firmenadresse geschickt.

CIO Grewe macht nach eigenen Angaben derzeit den “Piloten am eigenen Leib” und arbeitet unterwegs mit seinem Apple-Gerät unter Citrix.

Für Jury-Mitglied Bernd Hilgenberg ist das keine Option. Auch er gehört zur Mehrheit derer, die dem Trend äußerst skeptisch gegenüberstehen. “Die Erfahrung zeigt, dass Freiheiten dieser Art gerne in ‘Ikea-Marnier’ ausgebaut werden (“Endecke die Möglichkeiten”).” Er spricht von einer “Absurdität des Ganzes” und “hoffe fest, dass dies eine Modeerscheinung von kurzer Dauer ist.”