Grund dafür war ein Kursverlauf, der exakt dem entsprach, wie man es vor über zehn Jahren von den vielen IPOs her kannte. LinkedIns Ausgabekurs betrug 45 Dollar. Doch die ersten Notierungen lagen bereits bei über 80 Dollar und mittags erreichte die Aktie mit 122,70 Dollar ihren Höchststand. Der Schlusskurs von 94,25 Dollar war dann immer noch mehr als doppelt so hoch wie der Ausgabe-Preis. Damit betrug der Unternehmenswert von LinkedIn am Abend rund neun Milliarden Dollar – das ist etwa so viel wie der Wert der Lufthansa.
Doch die Euphorie währte nicht lang. Trotz eines Geschäftsergebnisses, das über den Erwartungen der Wall Street lag, purzelte der Kurs. Inzwischen liegt er 13 Prozent unter dem Ausgabekurs. Selbst einige der am IPO beteiligten Investmentbanken haben sich inzwischen kritisch zu LinkedIn geäußert – ein Vorgang, den es an der Wall Street nur alle zehn Jahre gibt.
Diese Skepsis bei den Investoren sehen viele Experten als Beweis, dass es keine neuen Bubble gibt. “Man kann die neuen Social-Media-Firmen wie Groupon, Zynga und Twitter nicht mit den Firmen von vor zehn Jahren vergleichen – die haben heute alle ein solides Geschäftsmodell und machen ordentliche Umsätze bevor sie an die Börse gehen”, sagt Curtis Mo, Wertpapier-Experte bei DLA Piper in Palo Alto.
Trotzdem mehren sich die Anzeichen an eine Neuauflage des Hype von vor zehn Jahren. So berichtet die amerikanische National Venture Capital Association (NVCA), dass im jüngsten Quartal 2,3 Milliarden Dollar in 275 Internet-Unternehmen investiert wurden. Das ist der höchste Wert seit 2001.
Nur wer tiefer in diese Zahlen einsteigt, entdeckt zu damals ein paar wichtige Unterschiede. So reinvestieren die Ventures derzeit sehr viel eigenes Geld in die neuen Internet-Startups. “Institutionelle Investoren halten sich noch sehr zurück”, sagt Mark Heesen, Sprecher der NVCA.
Damit ist die Situation heute grundlegend anders als Ende der 90er-Jahre, als vor allem die Banken – angetrieben von vielen Privatanlegern – immense Summen in die Venture-Kapitalgesellschaften pumpten. Damals gaben die Venture-Firmen sogar den Banken die Schuld an der Blase. “Wir wussten gar nicht mehr wohin mit dem Geld; wir mussten in praktisch jede idiotische Idee investieren”, hieß es nach dem Bubble-Burst.
Doch allen rationalen Argumenten zum Trotz gibt es derzeit einen Überflieger, der die Spekulationen für eine neue Blase anheizt: Facebook, also einem bislang noch gar nicht an der Börse gehandelten Unternehmen. Hier gehen die Schätzungen von einem Unternehmens-Wert von 75 Milliarden bis über 100 Milliarden Dollar aus. Das ist rund die Hälfte des Google-Wertes. Doch Google hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 29 Milliarden Dollar erzielt und dabei einen Gewinn von acht Milliarden Dollar erwirtschaftet. Sollte also Facebook bei seinem für Februar erwarteten IPO tatsächlich den 100-Milliarden-Dollar-Wert überschreiten, so dürfte das ein deutliches Signal für eine neue Internet-Blase sein.
Viele Analysten und Kommentatoren sehen deshalb bereits eine Spaltung des Marktes. “Es gibt keine Internet-Blase, es gibt auch keine Social-Media-Blase – allenfalls gibt es eine Facebook-Blase, doch deren Platzen würde nur einen gingen Schaden verursachen”, schreibt Michael Santoli im Business-Magazin Barron’s.
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