Videospiele senken Kriminalitätsrate
Eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kommt zu einem auf den ersten Blick erstaunlichen Ergebnis: Videospiele tragen dazu bei, die Kriminalitätsrate zu senken. Die Begründung der Forscher klingt durchaus einleuchtend.
“Videospiele senken die Kriminalitätsrate, weil sie potenzielle Straftäter unter den Spielern an Konsole und Bildschirm fesseln”, heißt es in einer Mitteilung des ZEW. “Dadurch bleibt weniger Zeit, um Straftaten zu begehen.” Das ZEW in Mannheim hat die Studie gemeinsam mit der Baylor University und der University of Texas at Arlington durchgeführt. Untersucht wurde der Einfluss von gewaltfreien und gewalthaltigen Videospielen auf die Anzahl der Verbrechen mit und ohne Gewalt in den Vereinigten Staaten.
Bei Videospielen mit Gewaltinhalten zeige sich eine paradoxe Situation: Einerseits würden sie potenzielle Gewalttäter an den Bildschirm binden und so von anderen Aktivitäten fernhalten, bei denen es zu Gewalt kommen könnte. Andererseits belegten zahlreiche psychologische Studien ein gesteigertes aggressives Verhalten durch den Konsum von Videospielen mit Gewaltinhalten.
Nicht unterschätzt werden dürfe hier vor allem die allmähliche Steigerung der Gewaltbereitschaft durch den langfristigen Konsum gewalthaltiger Videospiele. Diese Erkenntnisse würden jedoch hauptsächlich auf psychologischen Laborexperimenten beruhen, heißt es in der ZEW-Mitteilung.
Diese würden jedoch nicht die starke Nutzung solcher Spiele durch vergleichsweise gewaltbereite Personen berücksichtigen sowie die erhebliche zeitliche Bindung dieser Spieler. Dieser Effekt, der als “incapacitation effect” bezeichnet wird, hindert die Spieler daran, in der Zeit, die sie am Bildschirm verbringen, andere potenziell gewaltsame Tätigkeiten auszuüben. Die Untersuchung auf Grundlage von US-amerikanischen Daten zeige diese zwei gegensätzlichen Effekte sehr deutlich.
“Unsere Ergebnisse für die Vereinigten Staaten zeigen, dass die Wirkung der zeitlichen Einschränkung der Videospieler stärker ist als der Effekt, der ihr aggressives Verhalten fördert”, sagt Benjamin Engelstätter, Wissenschaftler am ZEW. “Eine mögliche Regulierung von Gewaltinhalten in Videospielen muss daher genau bedacht werden. Sie könnte zwar langfristig die Aggressivität der Spieler reduzieren. Auf kurze Sicht würde sie aber voraussichtlich zu einem Anstieg der Kriminalitätsrate führen, da eine ganze Reihe von Spielern dann weniger Zeit in die für sie nun möglicherweise uninteressanten Spiele investieren würden.”