Dass sich HP in Schwierigkeiten befindet, wurde im August 2010 mit dem Rücktritt von CEO Mark Hurd öffentlich sichtbar. Am 1. November 2010 übernahm der ehemalige SAP-Vorstandssprecher Leo Apotheker den HP-Chefposten. Seit dem hat Apotheker einiges veranlasst. So wurden der Vertrieb der Business-Intelligence-Plattform ‘Neoview’ eingestellt und das alteingesessene Management um Ann Livermore neu aufgestellt. Als neuer Hoffnungsträger galt das mit Palm übernommene Betriebssystem WebOS. Dieses solle ab 2012 nicht nur auf Smartphones und Tablets, sondern auch auf PCs, Drucker und Kameras kommen, kündigte Apotheker im März 2011 an. Hundert Millionen WebOS-Geräte sollten verkauft werden.
Fünf Monate später kommt das Aus für WebOS. Er habe Marktdaten und Trends analysiert und mit Beratern gesprochen, sagte Apotheker dem Wall Street Journal (WSJ). Um ihm Consumer-Geräte-Geschäft erfolgreich zu sein, hätte HP sehr viel investieren müssen. Er glaube, dass man in bessere Geschäfte investieren solle, insbesondere in das Geschäft mit den Unternehmenskunden. Dem diene auch die angestrebte Übernahme von Autonomy. Für die Übernahme von Palm hatte HP 1,2 Milliarden Dollar ausgegeben. Die Einstellung der WebOS-Smartphones und Tablets dürfte den Hersteller nach WSJ-Angaben etwa 1 Milliarde Dollar kosten.
HP will sich zudem vom PC-Geschäft trennen, das in der Personal Systems Group (PSG) organisiert ist. Hier soll der Vorstand in den kommenden 12 bis 18 Monaten Optionen wie eine Auslagerung evaluieren. Der Plan erinnert zum einen an den HP-Rivalen IBM, der sein PC-Geschäft im Jahr 2004 für 1,75 Milliarden an den chinesischen Hersteller Lenovo abgestoßen hatte. Zum anderen entbehrt der HP-Plan nicht einer gewissen Ironie. Hatte HP im Jahr 2002 doch Compaq übernommen, um der größte PC-Hersteller der Welt zu werden. Michael Dell konnte sich jetzt öffentlichen Spot nicht verkneifen. “Sie nennen es Trennung”, teilte er über Twitter mit. “Aber es fühlt sich wie eine Scheidung an.” HP könnte das Spin-off ja vielleicht Compaq nennen, schlug Dell vor.
HPs Personal Systems Group ist nach WSJ-Angaben zwar profitabel. Im Vergleich zum Juli 2010 sind die Umsätze jedoch zurückgegangen. Nach Angaben von Brian Marshall, Analyst bei Gleacher & Co., lag die Marge der Personal Systems Group im Jahr 2010 bei 5,4 Prozent, während die Marge des gesamten Unternehmens 11,7 Prozent betrug.
HP bleibt demnach einer der größten IT-Hersteller der Welt. Das PC-Geschäft brachte im letzten Quartal mit 9,59 Milliarden Dollar zwar den größten Umsatz. Die Tech-Services Division – die Unternehmen mit Computern versorgt – lag mit 9,1 Milliarden Dollar jedoch auf Platz zwei. HPs hochprofitables Druckergeschäft steuerte im letzten Quartal 6,09 Milliarden Dollar zum Umsatz und 892 Millionen Dollar zum Gewinn bei.
Wohin HPs Reise geht, zeigt der beabsichtigte Kauf des auf Enterprise Software spezialisierten Unternehmens Autonomy. Der Wert der Transaktion beträgt rund 10 Milliarden Dollar. “Veränderungen können schwierige Entscheidungen mit sich bringen, aber wir unternehmen diese Schritte, um uns besser für die Zukunft zu positionieren”, sagte Apotheker bei einer Telefonkonferenz mit Analysten. Es werde mehrere Quartale dauern, bis die Restrukturierung abgeschlossen sei.
Erste Reaktionen von Analysten fielen skeptisch bis kritisch aus. Mit so vielen Baustellen – der Einstellung von WebOS, der Abtrennung des PC-Geschäfts und dem Kauf von Autonomy – fordere HP die Investoren heraus, in die Fähigkeiten des Managements zu vertrauen, schrieb Keith Bachman, Analyst bei BMO Capital Markets. Bis jetzt habe das neue Führungsteam noch nicht gezeigt, dass es einer derartigen Fülle von dynamischer Herausforderungen gerecht werden könne.
Forrester-Analyst Brian Hill zweifelte an der Übernahme von Autonomy. Autonomy werde die HP-Lösungen zwar um neue Funktionen bereichern. Zwischen den Information-Risk-Management-Portfolios der beiden Unternehmen gebe es jedoch Überschneidungen, so dass HP entscheiden müsse, welche Produktlinien fortgeführt werden. Die Kunden sollten vorsichtig sein, bis es hier Klarheit gebe.
Gartner-Analyst Mark P. McDonald stellte einen Zusammenhang mit der Übernahme von Motorola Mobilty durch Google her. Während Google eine Hardware-Komponente zulege, stoße HP eine Hardware-Komponente ab, um mehr in Software zu investieren. Google folge dabei Apple und HP folge IBM.
Anders gesagt: Während Google auf Apple mit Angriff reagiert, räumt HP das Feld. Nach Angaben von DisplaySearch verkaufte Apple im vierten Quartal 2010 erstmals mehr mobile Computer als HP. Auch in der DisplaySearch-Statistik für das zweite Quartal 2011 liegt Apple vor HP. Apple setzte demnach insgesamt 13,6 Millionen Geräte ab – 136 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – und sicherte sich damit einen Marktanteil von 21,1 Prozent. HP kam zwischen April und Juni 2011 auf 9,7 Millionen Mobilrechner, was einem Anteil von 15 Prozent entspricht. Auf den Plätzen liegen Dell (11,6 Prozent), Acer (10,9 Prozent) und Lenovo (7,5 Prozent).
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