Mit der Durchdringung des Unternehmens mit Informationstechnologie ändert sich das Berufsbild des IT-Leiters. Aus dem Computeringenieur mit Schraubenzieher, Lötkolben und FC-Schalke-04-Kaffeetasse auf dem Schreibtisch wird ein High-Tech-Manager. Der verfolgt machtbewusst und strategisch seine Ziele im Unternehmen.
Hierzu verschaltet er sich mit den Entscheidern aus den verschiedenen Abteilungen und baut als “Connected CIO” nicht nur sein Netzwerk im und außerhalb des Unternehmens stetig aus. Mit seinen Erfolgen bei der Restrukturierung der Unternehmen klettert der CIO in den Hierarchien der Organisation in die oberen Bereiche. Dorthin, wo IT-Leiter in der Vergangenheit höchstens als eine Mischung aus exotischem Dienstleister und rätselhaftem Kostenfaktor vorgelassen wurden.
Heute sind die CIOs dort willkommene Gäste – denn ohne die Leistungen bekommt das Topmanagement kein einziges Produkt mehr aus dem Lager heraus zu den Kunden. Mit Hilfe der Informationstechnologie organisiert der CIO in der Automobilindustrie die gesamte Supply Chain. Die Mitarbeiter seiner IT-Abteilungen können in Echtzeit verfolgen, wie sich Tag für Tag die weltweite Karawane aus mehreren zehntausend Teilen und Komponenten in Richtung Förderbänder schiebt. Mit Hilfe von GPS, RFID und einigen Mausklicks kann der CIO an seine Kollegen im Vorstand melden, welche Teile welchen Checkpoint – beispielsweise einen Hafen oder ein Zwischenlager – erreicht oder passiert haben.
CIO verantwortet strategische Geschäftsprozesse
In Handelsunternehmen hat der CIO schon längst dafür gesorgt, dass die monatlich hunderttausenden Rechnungen nicht mehr von der hauseigenen Druckerei gedruckt und verschickt werden. Ein EDI-Server wandelt Rechnungen in Datensätze und kopiert sie in die Systeme der Kunden. Hier werden sie automatisch gebucht und das Geld fließt unmittelbar nach der Rechnungsstellung.
Und auch die Verantwortlichen aus der Telefonabteilung sind vor der Übernahme durch den CIO und seiner Abteilung nicht mehr sicher. Längst haben die IT-Verantwortlichen in den Konzernen VoIP-Systeme und Unified Communication als die bessere Kommunikationsform mit Kunden und Mitarbeitern definiert. Jetzt stehen sie bereit, um auch diesen Bereich in ihr kleines IT-Imperium mit aufzunehmen.
Aus allen Bereichen einer Organisation, aus allen Geschäftsprozessen und über viele Kontinente hinweg laufen die Netzwerke beim CIO zusammen. Das neue Rollenmodell des “Connected CIO” – beschrieben von Consulting-Unternehmen und Experten aus den Marketing-Abteilungen der IT-Konzerne – sieht den ehemaligen Leiter der IT-Abteilung mal als machtbewussten Strategen, mal als geschickten Taktiker. Mit dieser neuen Rolle geht ein wichtiger Aspekt des CIOs einher – dessen Einbindung in die Entscheidungsprozesse und in die Strategie des Topmanagements. Hiermit ermöglicht ihm sein Unternehmen einen steigenden Einfluss und eine immer größere, interne Machtfülle.
Der Heilige Gral – die Performance der Systeme
Natürlich diskutieren CIOs untereinander, ob ihre Stellung und ihre Verantwortung mit der Anteilhabe an Macht und Einfluss übereinstimmen. Aber wenn sie ihre Grenzen finden wollen, müssen sie zugeben, dass es neben der Informationstechnologie eine Fülle anderer Konzepte und Methoden bedarf, um Dinge zu produzieren und Produkte zu verkaufen.
Doch CIOs messen ihren Einfluss nicht nur mit der Durchdringung der Organisation und der persönlichen Karriere. Sie erhalten aus den Systemen Kennzahlen, die sie von allen Kollegen im Management abhebt: mit einer direkten Verbindung in die IT-Systeme und die Rechenzentren kontrolliert der “Connected CIO” die Performance eines Unternehmens.
So geht heute kein Weg mehr am CIO vorbei – über die verschiedenen Stationen der Wertschöpfung hinweg – von der Supply Chain über die Produktion, den Vertrieb und bis zur Rechnungsstellung und in die Buchhaltung. Und um seine Position zu unterstreichen, liefert ihm das System die Key-Performance-Indikatoren direkt auf das Tablet oder das Smartphone.
Klar ist, dass mit diesem Wissen über die informationstechnischen Abläufe im Unternehmen eine riesige Verantwortung für den Erfolg – oder den Misserfolg – eines Unternehmens einhergeht. Ein vielzitiertes Beispiel ist die ERP-Installation, die damit verbundene Buchhaltung und die Auswertung der Zahlen etwa für Investoren oder für Ratingagenturen. Ein kleiner Fehler in der Auswertung und das Unternehmen stürzt an den Aktienmärkten oder bei der Kreditwürdigkeit ab. Schon ein winziger Fehler kann sich durch die verschiedenen Windungen der Informationstechnologie zu einer verhängnisvollen Katastrophe hochschaukeln.
CIO revolutioniert mit Web-2.0-Technologien das Unternehmen
Deshalb reicht es nicht, wenn der CIO das Wissen hat, betriebswirtschaftliche Prozesse – von der klassischen Buchhaltung über die Supply Chain bis zum Call Center – in Informationstechnologie abzubilden und umzusetzen. Er sollte eine klare Vorstellung davon haben, wie Managementmodelle und Geschäftsprozesse in Informationstechnologie abgebildet werden. In der Vergangenheit hatte der CIO die Geschäftsprozesse mit Informationstechnologie nachgebaut. In Zukunft könnte er die Verantwortung und die Mittel bekommen, Prozesse nach Vorgabe der IT-Systeme aufzubauen.
Ein bereits viel diskutiertes Thema sind die Web-2.0-Technologien und die – bislang nur theoretische – Möglichkeit dem Unternehmen so etwas wie eine ‘kollektive Intelligenz’ zu geben. Ein IT-Netzwerk über das alle Mitarbeiter vom Wissen und vom Know-how der Kollegen profitieren können.
Und wieder ist es die Frage des CIOs an sich selber, wie er sich auf diese Weise mit seiner Abteilung, wie er sich mit dem Management seines Unternehmens verlinkt und “connected”, um seine Ziele zu erreichen.
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