Die Hitze und der Single-Point-of-Failure
Das wichtigste aus der Computerei diese Woche: Steve Jobs geht. Linux wird 20, hat mittlerweile die Welt verändert. – Und es ist heiß.
Doch. Das hat sehr wohl etwas mit IT zu tun. Wenn nämlich im Sommer die Temperaturen steigen und auch der letzte Provinz-Politiker sich in den Urlaub trollt, dann entdecken Redaktionen die Computerthemen.
Ansonsten haben sie ein eher distanziertes Verhältnis dazu, weil das ja so kompliziert ist und der Leser das nicht versteht. Den derart imaginierten Leser stellt man sich am besten als intellektuellen Mirror des Redakteurs vor.
Angesichts zu füllender Zeitungsspalten und einem saisonal bedingten Mangel an banalem Füllmaterial jedoch steigt dessen informationstechnischer Sachverstand urplötzlich an. Es besteht also ein mittelbarer Zusammenhang zwischen realer Außentemperatur und gefühlter allgemeiner IT-Kompetenz.
Und deshalb sitzen dieser Tage transpirierende Zeilenschreiber vor ihren Rechnern und tippen sich den Zeiten entgegen, in denen die IT wieder sein wird, was sie nach maßgeblicher Meinung zu sein hat: undurchschaubar.
Und dann tritt auch noch Steve Jobs zurück. Das Radio ruft an. Schließlich hängt an dem Mann persönlich ja das Schicksal der gesamten Apple-Welt. Schon seit Jahren rätselt die Branche, ob den jemals jemand ersetzen kann. Ein gewisser Timothy Cook soll das. – Eigentlich müsste man über Steve Jobs jetzt auch mal was Gutes im Wochenrückblick schreiben.
Nö, lieber über Linus Torvalds. Der hat gestern vor 20 Jahren in einer Newsgroup gepostet, dass er an einem Betriebssystem herumprogrammiere. Nichts Großes solle es werden. Er Code nur so als Hobby.
“Just for Fun” hat er’s später in seiner Autobiographie genannt. So sprechen Leute, die Großes vollbringen.
Denn das kann nur der, dessen handlungsanleitender Grundsatz danach ist. Und eigentlich gibt’s da nur einen: das Lustprinzip. Alles andere ist was für relativistische Leistungsträger.
Linus Torvalds ist keiner, sondern – ausweislich seiner Autobiographie und Selbsteinschätzung – ein Loser. Er begann mit Linux aus intrinsischen Motiven, wie man heute in modernen Personal-Abteilungen zu sagen pflegt. Besser formuliert’s der Meister selbst: Just for Fun.
Dem Schreiber hat Torvalds einmal fürs Radio erklärt, was Linux und Open-Source-Software ausmacht. “There is no single-point-of-failure”, hat er gesagt und den unersetzlichen – oder schlimmer noch: den sich unersetzlich fühlenden – Chef gemeint. Bei Apple übrigens wird keine Open-Source-Software geschrieben.
Doch, auch wenn’s manchmal dick kommt, Arbeit ist schon ok. Und wenn einem kein Chef dabei im Weg herumsteht, dann kann sie sogar eine Quelle der Lust sein. Aber natürlich muss das Werkzeug, womit man arbeitet, in Ordnung sein, bei Unsereinem die IT.
Jetzt jedoch piept ständig ein NAS-Server: eine Fehlermeldung. Nun weiß man zwar als erfahrener User, dass Fehlermeldungen dazu da sind, um ignoriert zu werden. Allerdings fällt das sehr schwer, wenn sie piepen.
Das “Device”, wie es sich nennt, meldet, dass es überhitzt sei. Man möge es abschalten und an einen “cool place” bringen. – Das muss man dann wohl tun.
Anderseits ist auch bekannt, dass die größte Fehlerquelle in der IT nicht irgendwelche Devices bilden, sondern der User. Der muss deshalb jetzt auch schleunigst an einen “cool place” verbracht werden, an einen Kastanien-gekühlten.
Zusätzlich muss wohl noch mittels Flüssigkeit Hitze abgeführt werden. Und so schwebt sie einem denn schon vor, die prächtige Lösung dieses Problems: völlig transparent, wie man’s in der IT so gerne hat, volume – in dem Fall: Inhalt – ein Liter, Kondenstropfen außen, Schaum oben auf. Und den Top-down-Approach zu verfolgen, wird eine wahre Freude sein.
Auf eine derart benutzerfreundliche Lösung sollte mal eine IT-Firma kommen. Aber daraus wird wohl nichts. Schließlich arbeiten die wenigsten in der Branche just for Fun.