silicon.de: Wie ist Ihre Interpretation des “Connected CIO”?
Dr. Stefan Schloter: “Connected CIO” ist aus meiner Sicht grundsätzlich ein positives Rollenbild. Dieser ist im Konzern vernetzt, hat enge Verbindungen zu den Abteilungen und den Verantwortlichen im Unternehmen wie auch nach außen.
Natürlich bin ich als CIO mit meinem Netzwerk im Unternehmen verbunden. Ich muss das Kerngeschäft verstehen, um meine Rolle auszufüllen. Und ich bin als Connected CIO auch nach außen verbunden. Mit anderen CIOs unserer Kunden und in anderen Industrien. Ich kenne viele Verantwortliche bei den IT-Herstellern und bin mit ihnen regelmäßig im Gespräch.
CIOs vernetzen sich untereinander relativ einfach, weil wir alle über die gleichen Herausforderungen reden.
silicon.de: Ist denn der CIO eines IT-Unternehmens besser vernetzt als seine Kollegen?
Schloter: Ja, natürlich. Der CIO sollte eine Vorreiterrolle im Unternehmen einnehmen. Seine Aufgabe ist es neue Technologien zu testen, sich eine Meinung zu bilden und zu überlegen, ob es sinnvoll ist, wenn das Unternehmen mit dieser Technologie arbeitet.
Er ist einen Tick besser – auch technisch – connected als der Rest des Unternehmens, weil er immer gerade eine Reihe von neuen Technologien ausprobiert.
silicon.de: Wenn wir nicht über die Technologien reden, die bei Ihnen im Haus eingesetzt werden, sondern über die, die T-Systems seinen Kunden anbietet. Ist das für Sie als CIO ebenfalls ein Thema?
Schloter: Ich sehe meine Rolle als CIO bei einem IT-Dienstleister auch in dem Anspruch neue Technologien – die wir bisher nicht im Portfolio haben – zur Marktreife zu bringen. Ein Beispiel ist unsere “Seamless Communication Platform”. In dieser Plattform integrieren wir Video Conferencing, Voice over IP, Desktop Conferencing und Softphones auf dem PC in eine große IT-Landschaft. Wir lernen so, derartige Technologien herstellerunabhängig und übergreifend einzusetzen.
silicon: Wie erfolgt die Diskussion der verschiedenen Optionen und die Entscheidungsfindung?
Schloter: Ich berichte direkt an den CEO und habe einen Sitz in der Geschäftsleitung der T-Systems. Hier diskutieren wir auch Technologien und entscheiden über deren Umsetzung. Die Kollegen erwarten in der Diskussion, dass ich meine Kompetenz und das Know-how meines Teams einbringe. Sie erwarten Vorschläge, wie wir unser Unternehmen intern optimieren können. Der initiale Anstoß kommt von mir, das ist meine Verantwortung als CIO. Die Geschäftsführung trägt dann die gemeinsamen Entscheidungen.
silicon.de: Wie technikaffin ist Ihre Geschäftsleitung?
Schloter: Gerade weil wir ein IT-Unternehmen sind, hat natürlich das Topmanagement auch eine Affinität zur Technologie. Unter dem Strich bin ich mit dem Glück gesegnet, dass alle Kollegen in der Geschäftsleitung ein großes Interesse an neuen Technologien und Konzepten haben. Es ist unser Geschäft – jeder muss zu dem Thema aussagefähig sein und auf Augenhöhe diskutieren.
silicon.de: Viele CIOs kämpfen um ihre Budgets – haben Sie mit einem IT-affinen Vorstand einen komfortableren Stand im Unternehmen?
Schloter: Die Diskussionen sind sicher einfacher. Bei einem Projekt wie einer VoIP-Einführung haben CIOs den Vorteil, dass die Technologie zuerst einmal hilft Kosten einzusparen. Sie verändern ja die Telefonie von klassischer PSTN- auf IP-basierte Telefonie. Letztere im besten Fall über ein eigenes MPLS-Netz. Das bringt unter dem Strich erhebliche Kosteneinsparungen – und darüber hinaus viele neue Dienste und Services. Die Argumentation einer Technologie, die gleichzeitig Einsparungen, neue Services und Funktionen liefert, hilft sicher auch anderen CIOs deren Vorstand zu überzeugen.
silicon.de: Steigt bei so einem Projekt die Stellung und die Macht des CIOs innerhalb einer Organisation oder eines Konzerns?
Schloter: Macht ist hier weniger das Thema. Es geht mehr darum, dem Unternehmen neue Leistungen, effiziente Prozesse und Tools zur Verfügung zu stellen. Anstelle von “Macht” ist “Ansehen” das passende Wort. Ich arbeite daran mir das Ansehen meiner Kollegen zu verdienen.
Für die CIOs ist eine Technologie wie unsere Seamless Communication Plattform besonders spannend, weil der CIO relativ schnell sichtbare Erfolge vorweisen kann, die einen direkten Effekt auf die Arbeitsweise der Kollegen haben.
silicon.de: Wäre das eine Empfehlung an ihre CIO-Kollegen? Ein VoIP-Projekt bringt Respekt und Anerkennung der Kollegen?
Schloter: Absolut. Es ist eines von mehreren Innovationsprojekten, die bei den Mitarbeitern extrem gut ankommen. Ein anderes ist die Einführung von mobilen Services oder ein “bring your own device”-Projekt. Um so etwas zu stemmen, braucht ein CIO nicht viel Budget, aber der Erfolg und die Sympathie der Mitarbeiter sind ihm sicher.
silicon.de: …und die Kollegen merken sich den Namen des CIOs…
Schloter: Ja, richtig. Das bringt die Verbindung und Vernetzung des CIOs im Unternehmen weiter. Der CIO verändert mit diesen Projekten die Zusammenarbeit innerhalb der Organisation – das Arbeiten wird asynchron und an vielen verschiedenen Standorten rund um den Globus möglich. Es wird schneller und flexibler. Hier sehe ich einen möglichen, nächsten Wandel in der Rolle des CIOs – von einem “Chief Information Officer” wird er “Chief Collaboration Officer”.
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