Forderungen der Berliner IKT-Branche
Anlässlich der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18. September hat der regionale IKT-Branchenverband SIBB e.V. Forderungen an die Politik formuliert. Die Politik müsse die regionale IKT-Branche stärker in den Mittelpunkt stellen, hieß es.
Der SIBB bemängelte, dass die regionale IKT-Branche in der aktuellen Standortstrategie keine Berücksichtigung als eigenständige Industrie finde. Dabei weise die Branche in Berlin ein rasantes Wachstum auf, von dem die Stadt insgesamt profitiere. Der SIBB formulierte vier Prüfsteine, an denen er die Regierungsarbeit künftig messen will:
1. Die IKT ist ein bedeutender eigenständiger Industriezweig in der Stadt und muss als solcher stärker wahrgenommen und unterstützt werden.
Die IKT ist gleichzeitig Querschnittsbranche für andere Wirtschaftsbereiche und eine eigenständige Industrie mit hohem Innovationsgrad. Der Branchenumsatz stieg in den vergangenen Jahren auf über 9 Milliarden Euro, zudem stellt die Branche rund 50.000 gut bezahlte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Die IKT-Branche leidet bereits unter Fachkräftemangel, der das Wachstum schwächt. Um dem zu begegnen, muss sich Berlin national und international als attraktiver und leistungsfähiger IT-Arbeitsort präsentieren.
2. Berlin muss von der Politik als bedeutender nationaler und internationaler Standort der IKT-Industrie eingeordnet, präsentiert und vermarktet werden.
Wichtige IKT-Großkonzerne wie Microsoft, Siemens, die Telekom oder SAP sind in der Region vertreten. Daneben existiert eine Vielzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs), die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent sind, aber in ihren Segmenten zu den weltweit führenden Anbietern gehören. Solche “Hidden Champions” hat Berlin zum Beispiel im Bereich der Geo-Information zu bieten oder im zukunftsträchtigen Geschäftsfeld der Energieleitsysteme. Das Potenzial – auch für die Außendarstellung Berlins – liegt weitgehend brach und kostet die Unternehmen so Aufträge, Mitarbeiter und Reputation.
3. Berlin zur innovativen Stadt der Zukunft ausbauen. Die Politik muss heute die richtigen Weichen stellen.
Berlin hat großes Potenzial, zur Stadt der Zukunft zu werden. Bildungseinrichtungen mit Weltruf, innovative Unternehmen, exzellente Forschungszentren und zahlreiche Bundesbehörden bilden einen einzigartigen Nährboden für Pilotprojekte. Die Behördenrufnummer 115 oder Initiativen zu Open Data und Cloud Computing verdeutlichen das Potenzial der Region. Eine verbesserte Kooperation und Koordination der Politik mit der Industrie und den zuständigen Verbänden würde diese wichtige Aufgabe beschleunigen, wie das Scheitern der WLAN-Initiative gezeigt hat.
4. Der SIBB schlägt Maßnahmen vor, um den IKT-Standort Berlin zu stärken.
Um die regionale IKT-Industrie zu unterstützen, regt der SIBB an, das Standortmarketing und die Verantwortlichkeiten in der Wirtschaftsförderung in einer Hand zu konzentrieren. In der Außendarstellung der Region muss der IKT-Standort stärker betont werden. Um die IKT-Industrie weiter zu stärken und zu stützen, sollte die Verwaltung mehr darum bemüht sein, EU-Fördermittel einzuwerben. Und nicht zuletzt sollte die Politik nicht nur den – oft unterschätzten – Bestand an IKT-Unternehmen vor Ort pflegen und unterstützen, sondern auch neue, große IKT-Unternehmen für den Standort Berlin-Brandenburg akquirieren.