Siemens: Mit neuer Struktur ins Geschäftsjahr 2012
Siemens startet am 1. Oktober mit einer neuen Struktur in das Geschäftsjahr 2012. Der neu gegründete Sektor ‘Infrastructure & Cities’ nimmt seine Arbeit auf. Damit gliedert sich das operative Geschäft von Siemens künftig in die Sektoren Industry, Infrastructure & Cities, Energy und Healthcare.
Im März hatte sich Siemens ein ambitioniertes Wachstumsziel gesetzt: der Konzern will “mittelfristig” einen Umsatz von 100 Milliarden Euro erreichen. Im Geschäftsjahr 2009/10 waren es noch rund 76 Milliarden Euro. Mit dem neuen Sektor will Siemens an den Investitionen teilhaben, die sich aus der Entwicklung der Weltbevölkerung ergeben.
In diesen Tagen wird die Weltbevölkerung die Grenze von sieben Milliarden Menschen überschreiten. Zudem werden immer mehr Menschen in Städten wohnen. Bereits heute lebt dort über die Hälfte der weltweiten Bevölkerung. In 20 Jahren wird dieser Anteil laut Siemens auf 60 Prozent steigen – ein Plus von 1,4 Milliarden. Angesichts des Wachstums werden die Städte massiv in den Ausbau ihrer Infrastruktur investieren – so die Kalkulation des Konzerns.
“Städte stehen vor der großen Herausforderung, Wachstum und Lebensqualität in Einklang zu bringen”, sagte Dr. Roland Busch, CEO des Sektors Infrastructure & Cities. “Wir können ihnen umfassende Lösungen dafür aus einer Hand anbieten.” Der für Siemens adressierbare Markt in Städten liege derzeit bereits bei rund 300 Milliarden Euro jährlich.
Infrastructure & Cities startet mit 87.000 Mitarbeitern, einem Umsatz von 16,5 Milliarden Euro und wird von München aus gesteuert. Busch, der seit April Mitglied im Siemens-Vorstand ist, geht davon aus, dass sich Siemens durch den neuen Sektor stabilisieren wird. Der Sektor habe eigene Investitionszyklen, “aber sie sind weniger volatil, bieten mehr Kontinuität und Planungssicherheit”, sagte er dem Berliner Tagesspiegel. “Wir glauben, dass wir mit dem neuen Sektor die Zyklen in den verschiedenen Märkten gut ausbalancieren können.”
In der Summe gebe das Siemens Stabilität, so Busch. Sein Anspruch sei, “über den Zyklus hinweg bei der Rendite in der Top-Liga der Wettbewerber in diesem Markt mitzuspielen”. Der Sektor wolle schneller wachsen als der Markt – und damit auch “schneller als unsere Wettbewerber”. Dass Städte Sparzwängen unterlägen, heiße nicht, dass dort kein Geld verdient werden könne. “Wir haben Finanzierungsideen, mit denen sie zum Beispiel Projekte für höhere Energieeffizienz und damit zum Klimaschutz umsetzen können.”
Siemens hat in Infrastructure & Cities die Divisionen ‘Mobility und Building Technologies’ aus dem Industry-Sektor sowie die Division ‘Power Distribution’ und das Smart-Grid-Geschäft aus dem Energy-Sektor zusammengeführt. Künftig besteht Infrastructure & Cities aus fünf Divisionen:
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‘Rail Systems’ (Schienenfahrzeuge),
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‘Mobility and Logistics’ (Verkehrs-, Transport- und Logistikmanagement),
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‘Low and Medium Voltage’ (Nieder- und Mittelspannung),
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‘Smart Grid’ (intelligente Stromnetze) und
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‘Building Technologies’ (Gebäudetechnik).
Siemens geht im Geschäft mit Städten neue Wege in der Forschung und Entwicklung sowie im Vertrieb. Wichtiges Element der Strategie sind Stadtentwicklungszentren (Centers of Competence), in denen der Hersteller die Expertise für Infrastrukturen gebündelt anbietet. Das erste Center of Competence wird derzeit in London gebaut, zwei weitere entstehen in Asien und den USA.
Hier werden Experten an Lösungen forschen und Siemens-Produkte zu speziellen Paketen für Stadtplaner und Bürgermeister zusammenstellen. Dazu gehören Verkehrslösungen zur Stauvermeidung und Konzepte, um den Stromverbrauch einer Stadt zu senken. In Zeiten knapper öffentlicher Budgets sollen Siemens-Lösungen wie das ‘Energiespar-Contracting’ den Städten helfen, Kosten zu senken. Zudem könnten Mautsysteme den Städten neue Einnahmequellen eröffnen, hieß es.
In Kontakt mit den Entscheidungsträgern will Siemens über ein Team von City Account Managern treten. Als zentrale Ansprechpartner sollen sie der jeweiligen Stadt das gesamte Siemens-Portfolio anbieten und ihre Erfahrungen in die Weiterentwicklung des Siemens-Portfolios für Städte einbringen.
Der Sektor Industry richtet sich mit der Neuorganisation von Siemens künftig konsequent auf Industriekunden aus. Hierzu will der Sektor das Branchen- und Service-Geschäft stärken und das Angebot bei Industriesoftware ausbauen. Der Sektor mit mehr als 100.000 Mitarbeitern besteht künftig aus den drei Divisionen ‘Industry Automation’, ‘Drive Technologies’ und der neu gegründeten ‘Division Customer Services’. Um den Besonderheiten des Großanlagenbaus gerecht zu werden, wird die Einheit ‘Metals Technologies’ künftig als direkt vom Sektor geführte Business Unit organisiert.
Der Sektor Energy bleibt Anbieter von Produkten, Lösungen und Dienstleistungen für die Stromerzeugung und -übertragung sowie für die Gewinnung, die Umwandlung und den Transport der Primärenergieträger Öl und Gas. Mit rund 75.000 Mitarbeitern besteht der Sektor künftig aus den Divisionen ‘Fossil Power Generation’, ‘Wind Power’, ‘Solar & Hydro’, ‘Energy Service’, ‘Oil & Gas’ und ‘Power Transmission’.
Der Sektor Healthcare bleibt im Zuge der Neuorganisation unverändert und ist mit rund 49.000 Mitarbeitern einer der weltweit größten Anbieter im Gesundheitswesen mit den Divisionen ‘Imaging & Therapy Systems’, ‘Clinical Products’ und ‘Diagnostics’.