Er sei überzeugt, dass die Verbraucher der Kombination aus Features und Preis nicht widerstehen könnten, sagte Amazon-Chef Jeff Bezos bei der Präsentation des Kindle Fire in New York City. Seitdem überschlagen sich Kommentatoren und Analysten mit Bewertungen und Einschätzungen. Fast alle räumen Bezos gute Chancen ein, dass seine Strategie aufgeht.
Doch es steht die Frage im Raum, ob Amazon Erfolg haben kann, wo unter anderem HP und RIM bislang scheiterten. Doch die Voraussetzungen sind anders. Gerade RIM hatte sein Tablet mit dem Anspruch entwickelt, dass das Gerät vor allem auch Business-tauglich sein muss. Das erwartet von Amazon niemand und entsprechend ist das Android-Tablet des Online-Händlers für den privaten Gebrauch optimiert. An dieser Stelle kommt der vielleicht entscheidende Vorteil von Amazon ins Spiel: Das Unternehmen verfügt über ein reiches Angebot digitaler Inhalte: Bücher, Musik, Hollywood-Filme und TV-Serien.
Diesen Joker spielt der Hersteller nun aus: Kindle Fire ist komplett auf den Einkauf digitaler Güter bei Amazon optimiert. Da es sich um ein Android-Tablet handelt, ist der Anwender zwar nicht gezwungen, sich nur innerhalb der Amazon-Welt zu bewegen, aber der Konzern tut alles, um ihm genau das möglichst einfach zu machen. Manche nennen das “iTunes-Taktik”.
Weitere Eckdaten: Das Gerät ist mit einem Zweikernprozessor ausgestattet, misst 19 mal 12 mal 1,1 Zentimeter und wiegt 413 Gramm – rund 200 Gramm weniger als das iPad. Sein interner Speicher ist 8 GByte groß und bietet Amazon zufolge Platz für 80 Apps plus entweder zehn Filme, 800 Songs oder 6000 E-Books. Alle Inhalte lassen sich kostenlos auch in der Amazon-Cloud abspeichern.
Zusätzlich zur eigenen Benutzeroberfläche hat der Onlinehändler einen Browser entwickelt: Amazon Silk. Die Software nutzt eine “Split Browser”-Architektur, die die Arbeitslast zwischen Rechner und Cloud aufteilt. Zudem unterstützt Silk Adobes Flash Player.
Auf der anderen Seite hat Amazon einige Features weggelassen, die in teureren Tablets Standard sind: Kamera, Mikrofon, UMTS-Antenne.
Gartner-Analyst Michael Gartenberg twittert entsprechend noch während der Präsentation des Geräts, das Kindle Fire sei eher ein Ersatz für den iPod Touch als ein potentieller iPad-Killer. Ken Sena, Analyst bei Evercore Partners widerspricht im Wall Street Journal. Amazon habe “definitiv einen Herausforderer für das iPad entwickelt. Amazon hat einen Vorteil den andere Hersteller nicht haben, dass Millionen Anwender die Seite bereits regelmäßig benutzen.”
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Recherche von Forrester Research. Demnach schließen – im Vergleich zu Desktop-Nutzern – überdurchschnittlich viele Tablet-Nutzer einen Einkauf ab, wenn sie mit ihrem Gerät in einem Online-Shop besuchen.
Der Kindle Fire wird, ebenso wie der ebenfalls neu vorgestellte Kindle Touch, vorerst nicht in Deutschland erhältlich sein. Allein das dritte vorgestellt Modell, eine aktualisierte Kindle-Version ohne Touchscreen, wird ab Mitte Oktober für 99 Euro in Deutschland verkauft. Es wird das erste Kindle-Gerät von Amazon sein, das der US-Händler mit einer deutschen Menüführung auf den Markt bringt.
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"iPad-Killer"?
Wieso fühlen sich nur immer alle verpflichtet auf das iPad zu verweisen wenn ein neues Tablet auftaucht? Das Kindle Fire hat ja nun mal so gut wie nichts mit dem iPad zu tun. Allein die unterschiedliche Screen-Größe sollte selbst dem Laien zeigen, dass es sich nicht um vergleichbare Geräte handelt ?