Apothekers Rauswurf gegen Oracle-Übernahme


Meg Whitman, neuer CEO bei HP, soll eine feindliche Übernahme verhindern. Quelle: PRNewsFoto/Procter & Gamble

Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert jetzt mehrere Quellen aus dem Dunstkreis des HP-Boards, die berichten, dass eine drohende Übernahme von HP durch Oracle zumindest teilweise der Grund war für den Rauswurf von Leo Apotheker als CEO bei HP.

Die Einsetzung von Meg Whitman sollte demnach den Kursverfall der HP-Aktie bremsen, denn das Board befürchtete offenbar, dass die Marktkapitalisierung so tief fallen könne, dass HP zum Ziel einer feindlichen Übernahme werden könnte. Zu den möglichen Käufern soll das Board auch Oracle gezählt haben.

Bloomberg zitiert aber auch drei Quellen bei Oracle, die erklären, dass das Unternehmen offenbar derzeit keine konkreten Pläne hege, HP zu übernehmen. Dennoch sei diese Idee erwogen worden, berichtet Bloomberg weiter.

Als Apotheker den Konzern übernahm, bewegte sich der US-Kurs des HP-Papiers um die 42 Dollar. Zum Ende seiner Amtszeit kostete die HP-Aktie jedoch nur noch 23 Dollar; um 47 Prozent war der Kurs gefallen. Das Board hoffte darauf, dass unter der Nachfolgerin Meg Whitman sich der Kurs wieder erholen würde. Bislang erfüllte sich diese Hoffnung jedoch nur in geringem Maße. So liegt der Kurs derzeit etwa bei 24 Dollar.

Als der neue starke Mann bei HP, der Executive Chairman Ray Lane vergangene Woche Tacheles über die Entlassung Apothekers redete, erwähnte er Oracle mit keiner Silbe: “Es wurde immer mehr klar, dass wir eine neue Führung brauchen, um uns darauf fokussieren zu können unsere Operations effektiver umzusetzen und auch den Herausforderungen der aktuellen Vorgaben besser entgegnen zu können. Apotheker habe sich nicht tief in das Unternehmen hineindenken können und er habe die dynamischen Kräfte nicht verstanden, die es HP ermöglicht hätten, in einem Quartal die Erwartungen der Börse zu übertreffen.” Unter Apotheker musste HP drei Mal hintereinander die Vorhersagen nach unten korrigieren.

Allerdings wäre auch für Oracle HP ein ziemlich großer Happen. Die Kriegskasse ist zwar gefüllt, rund 31,7 Milliarden Dollar besitzt Oracle derzeit an Barreserven, doch ist HP derzeit an der Börse etwa 47,7 Milliarden Dollar wert. Zum Vergleich: Oracle kostet derzeit in Aktien 152,5 Milliarden Dollar.

Zudem hat Oracle auch noch immer mit der Integration von Sun Microsystems zu tun. Zudem würde dieser Schritt die Kartellbehörden auf den Plan rufen. Doch wenn Oracle dieser Kunstgriff gelingen würde, käme es dem erklärten Ziel, IBM übertrumpfen zu wollen, wohl deutlich näher als mit der Übernahme von Sun Microsystems.

Dennoch scheint es so, als hätte HP nur wenig Lust, sich derzeit kaufen zu lassen. So wurde jetzt Goldman Sachs beauftragt, HP im Falle einer feindlichen Übernahme durch Oracle oder durch ein anderes Unternehmen beizustehen.

Für Oracle würde dieser Schritt auch aus Sicht der neuen HP-Strategie Sinn machen, denn man will sich in dem Technologieunternehmen künftig mehr auf Software konzentrieren. Bis aber HP Oracle tatsächlich hier zu einem ernsthaften Konkurrenten erwächst, dürfte noch einige Zeit vergehen. Wenn dann zielt Oracle eher auf das Hardware-Segment ab.

Bloomberg jedoch zitiert eine Oracle-Quelle, dass Oracle weder an den HP-Geschäftsbereichen Printer, PC, Information Services interessiert sei. Auch sei Oracle an dem Server-Business von HP interessiert, das vor allem auf das Betriebssystem Windows von dem Oracle-Konkurrenten Microsoft ausgerichtet ist. Sollte sich der mit rund 18 Milliarden Dollar bewertete Server- und Storage-Bereich jedoch aus dem HP-Verbund herauslösen lassen, wäre selbst Oracle interessiert.

Außerdem hat Oracle in dem Rechtsstreit, den die Anstellung Mark Hurds nach sich zog, einen Vertrag unterzeichnet, der Hurd nicht nur daran hindern soll HP-Betriebsgeheimnisse weiterzugeben, sondern auch einen Passus enthält, der Oracle daran hindert HP zu übernehmen. Allerdings soll dieser Passus Anfang kommenden Jahres auslaufen.

Im Zweifelsfall sollte Oracle dann wohl besser versuchen, SAP zu übernehmen. Auch wenn das wohl kein Kartellamt dieser Welt zulassen wird. Übrigens war das auch eine Option, die man bei der Ernennung Apothekers als HP-CEO als Zukunftsszenario für HP entwarf. Zumal HP und SAP auch einige sehr enge Partnerschaften hegen. Doch nach Apothekers ruinöser Amtszeit wird daraus wohl erst einmal nichts mehr. Bei HP hat man jetzt andere Sorgen. Bezeichnend auch, dass Mark Hurd, nachdem er HP, wie es jetzt heißt, kaputtgespart hat, nur kurze Zeit später beim neuen Erzrivalen angeheuert hat.

Silicon-Redaktion

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